Jedes Jahr organisiert der Staat Freiburg in Zusammenarbeit mit seinen Partnern eine Woche gegen Rassismus rund um den 21. März, an dem der Internationale Tag für die Beseitigung der Rassendiskriminierung gefeiert wird. Die Ausgabe 2024 "DiskriminierungEN – ein intersektionaler Ansatz" wurde von der Fachstelle für die Integration der MigrantInnen und für Rassismusprävention (IMR) organisiert. Ihr roter Faden war das Thema der Intersektionalität und der Mehrfachdiskriminierung, die aus dem Blickwinkel des Rassismus betrachtet wurden.
Mit der Ausgabe 2024 sucht die IMR Antworten auf die Frage, wie sich die Realität mehrfacher Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung usw. erfassen lässt. Ausgehend von dieser Frage möchte die IMR einen noch wenig bekannten, modernen und interdisziplinären Ansatz erproben: die Intersektionalität. Dieses Analysewerkzeug betont, dass Menschen gleichzeitig mit mehreren Formen von Diskriminierung konfrontiert sein können, ohne dass eine davon wichtiger oder bedeutender ist als die andere. Es ermöglicht daher einen ganzheitlichen Blick auf die verschiedenen Formen von Mehrfachdiskriminierung, die migrations- und/oder negativ rassifizierte Menschen im Alltag zusätzlich zum Rassismus erleben können.
An der ESSG haben sich alle Klassen des 1. Jahres mit dem Thema Rassismus und Diskriminierung im weitesten Sinne auseinandergesetzt, wie es bereits seit mehreren Jahren Tradition ist. So sind die Flure der Schule erneut mit zahlreichen von den Lernenden gestalteten Postern geschmückt, die das Bewusstsein für dieses globale Problem schärfen und gleichzeitig dem Schulgebäude etwas Farbe verleihen sollen. Zusätzlich zur Veranstaltung selbst werden noch konkrete Workshops zum Thema Diskriminierung für alle Klassen des 1. Jahres der Schule organisiert.
Als Höhepunkt der Ausgabe 2024 wurde am 21. März an der Universität Freiburg ein für alle offene Runder Tisch organisiert. Die Veranstaltung begann mit einer theoretischen Erklärung von Intersektionalität durch Kaziwa Raim, IMR-Mitarbeiterin und Spezialistin für intersektionale Diskriminierung, die für die Moderation des Runden Tisches zuständig war. Die Historikerin Pamela Ohene-Nyako, Gründerin der Literaturplattform "Afrolitt’" und Doktorandin in Geschichte an der Universität Genf, gab anschliessend einen historischen Überblick über das Engagement von Frauen in der Antidiskriminierungsbewegung. Aus einer historischen Perspektive heraus porträtierte sie mehrere afropäische Frauen, die im Laufe der Geschichte eine entscheidende Rolle in politischen Kämpfen gespielt hatten. Im Anschluss an diese Einführungen befassten sich die Rednerinnen und Redner der Diskussionsrunde mit Methoden zur Bekämpfung der vielfältigen Diskriminierungen aufgrund der Herkunft, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder einer Behinderung.
Das Publikum konnte von den Beiträgen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren, die direkt von diesen verschiedenen Formen der Diskriminierung betroffen waren, und durch diese intersektionale Diskussion die Gemeinsamkeiten ihrer Kämpfe entdecken. Der Austausch war so intensiv und fesselnd, dass die ursprünglich vorgesehene Dauer der Diskussionsrunde verlängert wurde und mit einem gemütlichen Aperitif endete.