Ziel der pädagogischen Tagung 2024 war es, verschiedene Ansätze zu erkunden und neue Perspektiven für die berufliche Bildung zu betrachten. Am Vormittag wurden zwei Konferenzen abgehalten: eine über positive Bildung und die zweite über Kreativität und Innovation. Der Nachmittag war einem praktischen Ansatz gewidmet, bei dem die Lehrerpersonen an anregenden Workshops teilnehmen konnten.
Bessere Schulleistungen durch positive Bildung
Was ist positive Bildung und warum sollte man sie anwenden? Wie lässt sie sich im Unterricht umsetzen? Diese Fragen wurden von Prof. Dr. phil. Christoph Städeli von der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) angeschnitten, der seine Gedanken aus seinem Buch über positive Bildung, insbesondere im Bildungsbereich, mitteilte.
Positive Bildung setzt die Konzepte der positiven Psychologie in der Schule und im Unterricht um, und verknüpft sie mit den Erkenntnissen aus der Schulpädagogik. Sie stellt den Lehrpersonen Werkzeuge zur Verfügung und gibt ihnen Hinweise, wie diese im Unterricht implementiert werden können. Positive Bildung ist in verschiedenen Ländern bereits fester Bestandteil des Lehrplans, wie z. B. in Österreich, wo unter anderem das PERMA-Teach Konzept des amerikanischen Psychologen Martin Seligman in den Schulen umgesetzt wird. PERMA steht für Positive Emotions (Was weckt positive Emotionen?), Engagement (Welche Stärken werden entdeckt und genutzt?), Relationships (Was stärkt Beziehungen?), Meaning (Was macht Sinn und ist wertvoll?) und Accomplishment (Welche Erfolge führen zum Ziel?).
Studien haben gezeigt, dass die Umsetzung der positiven Bildung in Schulen zu besseren Schulleistungen führt. Denn wenn sich die Lernenden im Unterricht wohl fühlen, lernen sie auch besser, und zwar ohne, dass konkrete fachbezogene Massnahmen – wie z. B. Stützkurse – ergriffen werden. Durch positive Bildung werden die Lernenden offener und kontaktfreudiger, das Aufmerksamkeitsspektrum wird erweitert, das kreative Denken entwickelt sich, die Verbundenheit zur Schule und Klasse wird gestärkt, die Anwesenheitsrate steigt und schliesslich wird sowohl die Freude am Lernen als auch am Lehren gesteigert.
Die Bedeutung von Kreativität und Innovation im heutigen Unterricht
Der zweite Vortrag von Amalia Terzidis, Professorin an der PH-VS, befasste sich mit dem Thema Kreativität und Innovation. In der kognitiven und differentiellen Psychologie wird unter Kreativität die Fähigkeit verstanden, etwas Neues zu produzieren, das an den Kontext angepasst ist, in dem es sich befindet; Innovation ist eine Erfindung, die auf kollektiver Ebene erfolgreich ist.
Im Gegensatz zu den weithin verbreiteten Ansichten ist Kreativität nicht angeboren, sondern kann vielmehr gelehrt, gelernt, entwickelt und gefördert werden. Die Rolle der Schule besteht darin, ein Umfeld zu schaffen, das die Entwicklung von Kreativität, innovativen Ideen und neuen Perspektiven fördert. Da junge Menschen heute in einer extrem schnellen Welt leben, die sich auf die Art und Weise auswirkt, wie ihr Gehirn lernt, müssen die Unterrichtspraktiken ständig weiterentwickelt werden (Kreativität der Lehrpersonen und pädagogische Innovation), damit die Lernenden anders lernen können (Kreativität der Lernenden), um sich an die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft anzupassen.
Die Innovation im Kontext der Ausbildung betrifft sowohl die pädagogischen Inhalte selbst als auch die Lernmethoden, die Kursmaterialien, die Organisation der Institution und die Technologien. Die Innovation auf diesen verschiedenen Ebenen ermöglicht es, einerseits die Qualität der Ausbildung und andererseits die Qualität der Berufspraxis zu erhöhen, um letztlich bessere Leistungen anzustreben.
Ein praxisorientierter Nachmittag
Der Nachmittag war interaktiven Workshops gewidmet, in denen sich die Lehrpersonen aktiv mit zwei spezifischen Themen ihrer Wahl auseinandersetzen konnten: Das SOL-Konzept – selbstorganisiertes Lernen, Simulation im Berufsbildungsunterricht, Das digitale Klassenzimmer oder Ästhetik zur Schaffung einer Lernmotivation.
Diese Workshops boten den Lehrpersonen die Möglichkeit, in die Praxis einzutauchen und sich sowohl mit den anwesenden Expertinnen und Experten als auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen der ESSG auszutauschen. Ein solcher Austausch, der das in den Plenarvorträgen erworbene Wissen ideal ergänzt, ist übrigens eines der Ziele der pädagogischen Tagung. Diese bietet den Lehrpersonen jedes Jahr die Gelegenheit, ihre Erfahrungen auszutauschen, an anregenden Diskussionen teilzunehmen und sich gemeinsam den Herausforderungen des Unterrichts von morgen zu stellen.