Für die Studie (Beilage) über Sucht und Infektionskrankheiten der Arbeitsgruppe zur Minimierung der Risiken im Zusammenhang mit Sucht und Infektionskrankheiten im Gefängnis der kantonalen Kommission für Suchtfragen wurden 1271 Dossiers inhaftierter Personen analysiert.
Die Studie soll einen Überblick über den Konsum und die Probleme mit Suchtmitteln und sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in der Strafanstalt des Kantons Freiburg geben. Studienhypothese: Objektive Daten über das Leben am Standort Bellechasse ermöglichen eine bessere Berücksichtigung der Risiken im Zusammenhang mit Sucht und Infektionskrankheiten – sowohl für die inhaftierten Personen als auch für das Personal der Strafanstalt. Es handelt sich um die erste Studie dieser Art; bisher fehlten Informationen über den Konsum im Gefängnis, insbesondere über Häufigkeit, Art und Form.
Wichtigste Ergebnisse
- 167 Inhaftierte (13,14 %) konsumieren psychoaktive Substanzen in Haft.
- Cannabis wird sowohl vor (40,32 %) als auch während (89,77 %) der Haft am häufigsten konsumiert.
- Spritzen ist vor der Inhaftierung und höchstwahrscheinlich auch während der Haftdauer wenig verbreitet (2,8 %).
- Der Konsum psychoaktiver (nicht verschriebener) Substanzen und die Zahl durchgeführter Urintests sind rückläufig.
- Die Verschreibung abhängig machender Medikamente in Haft hat deutlich zugenommen (hauptsächlich Quetiapin: 2,5-mal mehr als ausserhalb des Gefängnisses). Dies lässt sich dadurch erklären, dass in Haft vermehrt psychische Erkrankungen auftreten, die eine Medikation erfordern.
- Der Anteil der Personen, die vor (9,5 %) und während (10 %) der Haft eine Opioid‑Agonisten‑Therapie (OAT) erhalten, ist ähnlich hoch; Methadon und Morphin retard (Sevre-Long) werden am häufigsten eingesetzt.
- 1,1 % der Inhaftierten ist HIV-positiv und 3,8 % hatten mindestens eine Hepatitis-Infektion. Allerdings fehlten in vielen Dossiers (26,4 % bis 27,9 %) Angaben zu STI-Tests.
Nutzen und Auswirkungen dieser Studie
Neben der Förderung der psychischen Gesundheit im Gefängnis zeigt die Studie auch Wege auf, wie die Leistungen und die Betreuung der Inhaftierten optimiert werden können: z. B. Gruppentherapien zur Verringerung des Rückfallrisikos, Verbesserung der STI-Tests und ‑Behandlung in Haft oder bessere Vorbereitung der Haftentlassung. Dies geschieht insbesondere durch Gespräche und eine Betreuung direkt nach der Haft.