Wie aus dem aktuellen Bericht über die soziale Situation und die Armut hervorgeht, beläuft sich die Zahl der armutsgefährdeten Personen im Kanton auf über 25 000, wobei ein Teil dieser Personen keine Leistungen beansprucht. Diese Erkenntnis gibt Anlass zu grosser Sorge. Die Gründe für den Nichtbezug sind insbesondere Schwierigkeiten bei Behördengängen, und ein eingeschränkter oder fehlender Zugang zu digitalen Hilfsmitteln.
Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der steigenden Lebenshaltungskosten befinden sich einige Haushalte in grossen Schwierigkeiten. Der Nichtbezug von Sozialleistungen kann dabei zu einer Verschärfung dieser Situation mit schwerwiegenden Folgen führen: Verschlechterung der sozialen und gesundheitlichen Bedingungen, Überschuldung, Wohnungsverlust oder Auswirkungen auf die Kinder.
Die geplanten Liaisonberatungsdienste der Caritas Freiburg tragen dazu bei, betroffene Personen zu ermitteln und das Risiko des Nichtbezugs von Leistungen zu erkennen und zu antizipieren. Darüber hinaus werden die Betroffenen begleitet, um ihnen den Zugang zu Leistungen, auf die sie Anspruch haben, zu erleichtern. Diese befristete Präventivmassnahmen ermöglichen eine bessere Erfassung der Problematik. Dabei knüpfen sie an bestehende Aktivitäten der Caritas an und profitieren von deren Kompetenz in diesem Bereich. Das Projekt wird vom kantonalen Sozialfonds mit 250 000 Franken unterstützt und läuft bis Ende März 2025.
Die Liaisonberatungen werden in Zusammenarbeit mit den Gemeindebehörden und den lokalen Vereinen schrittweise in Freiburg, Bulle, Tafers, Murten, Romont, Châtel-St-Denis und Estavayer-le-Lac eingeführt. Das Projekt stösst bei den Gemeinden auf grosse Zustimmung und dank einer Evaluation können später Lehren daraus gezogen werden.
Zur Erinnerung: Die Armutsquote im Kanton beläuft sich auf 2,2 %, d. h. 6513 Personen (4056 Haushalte) sind von Armut betroffen. Zudem sind mehr als 25 000 Personen, also 8 % der Freiburger Bevölkerung, unmittelbar armutsgefährdet, was durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und anderer Krisen noch verstärkt wird.