Die Direktion für Gesundheit und Soziales hatte im März 2017 eine allgemeine Konferenz für die UMA einberufen, mit dem Ziel, eine Betreuung anzubieten, die den zahlreichen Ankünften der Jahre 2015 und 2016 besser entspricht. Dank dieser Konferenz, an der rund 36 Vertreterinnen und Vertreter aus Schul-, Sozial-, Gesundheits-, Gerichts-, Polizei- und Asylwesen zusammengekommen sind, konnten die Bedürfnisse aller Beteiligten geklärt und in ein Gesamtkonzept integriert werden.
Selbstständigkeit und Integration als Schwerpunkt
Das Profil der jungen Ankömmlinge, oftmals mit niedrigem Bildungsniveau, ihre erhöhte Schutz-bedürftigkeit und die Tatsache, dass die Mehrheit von ihnen langfristig hier bleiben muss, erfordern eine intensivere Begleitung und Kontinuität bei der Betreuung. Das Ziel besteht darin, sie auf dem Weg zur Selbstständigkeit und zur beruflichen Eingliederung zu begleiten, damit sie nicht von der Hilfe abhängig bleiben, die ihnen heute gewährt wird.
Verstärkte Betreuung in der ersten Phase
Jede/r UMA, der dem Kanton zugewiesen wird, durchläuft zwei Phasen. Die erste Phase umfasst eine Begleitung durch Erzieher/innen, die auch an den Abenden und Wochenenden anwesend sind. Diese Etappe wird im Foyer de la Rosière in Grolley (60 Plätze) durchgeführt. Die Fachpersonen fokussieren bei ihrer Arbeit auf Wertevermittlung, Selbstständigwerden im Alltag, Beschäftigungsprogramme und Animationen und gewährleisten die soziale, medizinische und schulische Betreuung. Besonderes Augenmerk ist auf die Entwicklung der unbegleiteten Minderjährigen, die psychologische Betreuung und die Prävention von Risikoverhalten zu richten. In diesem Rahmen besuchen junge UMA mit niedrigem/keinem Bildungsniveau seit dem 1. Oktober 2017 eine von der Direktion für Kultur, Erziehung und Sport (EKSD) eröffnete Klasse in Grolley; diese befindet sich direkt am Lebensort der Jugendlichen, um so ihren spezifischen Bedürfnissen zu entsprechen. Ziel ist es, dass alle Schülerinnen und Schüler entweder eine Orientierungsschule besuchen können oder für sie eine nachobligatorische Lösung gefunden wird, z. B. ein Integrationskurs an der Gewerblichen und Industriellen Berufsfachschule Freiburg (GIBS). Wer nicht in eine Klasse an der GIBS kommt oder keine andere vorübergehende Massnahme findet, besucht die Beschäftigungs- und Ausbildungs¬programme in Grolley.
Kurs auf die berufliche Eingliederung
Die zweite Phase umfasst eine Betreuung, die verstärkt auf die Übernahme von Verantwortung sowie die berufliche und soziale Integration abzielt. Sie findet im Foyer St Elisabeth in Freiburg statt (90 Plätze). Im Vordergrund stehen die Fähigkeit der Jugendlichen, sich um sich selbst zu kümmern, und die weitere Unterstützung im Integrationsprozess. Zu diesem Zeitpunkt werden die Schaffung eines sozialen Netzes und die Teilnahme an externen Aktivitäten gefördert. In dieser Phase erhalten die jungen Erwachsenen ab 18 Jahren mehr Freiheiten in Bezug auf das Wohnen, sofern sie als genügend verantwortungsbewusst für ein selbstständiges Leben eingestuft werden; sie werden jedoch weiterhin in anderen Bereichen unterstützt, z. B. bei der beruflichen Eingliederung.
Ferner wird die bereits bestehende Küche im Foyer umgebaut, um die Mahlzeitenherstellung und -lieferung für 150 unbegleitete minderjährige sowie 18- bis 25-jährige Asylsuchende, die im Grossraum Freiburg untergebracht sind und eine Ausbildung absolvieren, zu ermöglichen. Dies ermöglicht gleichzeitig die Ausbildung von jährlich rund einem Dutzend dieser Jugendlichen: Sie können die Grundlagen des Kochberufs kennenlernen, was ihre berufliche Eingliederung fördert.
Die Betreuung der jungen Flüchtlinge durch Caritas Schweiz, Abteilung Freiburg, erfolgt im Ausbildungs- und Integrationshaus, das im März in Matran eröffnet wird. Nebst anderen Flüchtlingen (Familien oder Einzelpersonen) werden dort rund 15 Jugendliche untergebracht.
Pilotprojekt psychische Betreuung
Im Rahmen des Programmes " Envole-moi " wird ein Pilotprojekt aufgestellt, welches eine bessere psychische Betreuung der oft traumatisierten Jugendlichen zum Ziel hat. Das Freiburger Netz für psychische Gesundheit wird mit Kinder- und Jugendpsychiatern, spezialisierten Psychiatern in Ethnopsychiatrie und kulturübergreifender Psychiatrie wöchentlich neue Liaison-Konsultationen innerhalb der Beherbergungszentren anbieten. Diese Spezialisten werden ebenfalls die professionellen Teams von ORS Service AG unterstützen und beraten.
Ein paar Zahlen
66 UMA, davon 4 Flüchtlinge
Betreuung: 10.5 VZÄ (+7.3 VZÄ)