Angesichts der elektronischen Schnittstellen, die entwickelt wurden, um süchtig zu machen, und aufgrund der grenzüberschreitenden Eigenschaft des Internets stellen die Glücksspielsucht, aber auch andere Sucht¬verhalten eine wachsende Herausforderung für die Gesundheits- und Präventionspolitik dar. An der diesjährigen Ausgabe des internationalen Symposiums für Fachpersonen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen präsentieren Spezialistinnen und Spezialisten aus der ganzen Welt während drei Tagen Monitoringsysteme, Ansätze für die Minimierung der glücksspielbedingten Probleme mit Bezug auf das Internet und beschäftigen sich mit der Vulnerabilität der Spielenden für psychische Störungen und ihren Konsequenzen. Der nächste Brunch der Gesundheitsförderung, der sich ebenfalls an Fachleute richtet, beschäftigt sich am 8. Juni 2018 mit dem Thema Geldspiele, Verschuldung und psychische Gesundheit.
Programm für die Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeit wird durch das Rahmenprogramm des Symposiums ebenfalls die Gelegenheit haben, sich mit dem Thema Spielsucht auseinanderzusetzen. Am Samstag, 16. Juni beantworten Fachpersonen in den Räumen von Freiburg für alle in der Stadt Freiburg kostenlos Fragen. Diese Fachpersonen sind in verschiedenen Bereichen der Glücksspielsucht tätig, wie Früherkennung in Casinos, Entschuldung, psycho-soziale Therapie und Betreuung oder Prävention.
Der Verein REPER organisiert im Quadrant an drei Abenden Sensibilisierungsworkshops zum Umgang mit Bildschirmen (6., 13. und 20. Juni). An diesen Workshops für Eltern werden Kenntnisse und Überlegungen zum Umgang mit Bildschirmen vermittelt (Internet, soziale Netzwerke, Videospiele usw.).
Zudem bietet die "Roadshow", ein didaktischer Pavillon von 36?m2, vom 26. bis 29. Juni auf dem Python-Platz Informationen zur Spielsucht, Erfahrungsberichte und kleine Experimente. Bei dieser Gelegenheit wird zudem die App "Mein Spiel-Raum" (Werkzeug für die Selbstkontrolle bei Glücksspielproblemen) vorgestellt. Von 8 bis 17 Uhr werden jeweils zwei Moderierende anwesend sein.
Eine koordinierte Politik
Die Schweiz zählt heute ungefähr 94?500 Spielsüchtige (1,1?% der Bevölkerung), was auf die Bevölkerung des Kantons Freiburgs heruntergerechnet 3500 Personen ausmacht. Gemäss den Statistiken von act-info steigt die Zahl der Behandlungsanfragen sowohl für Glücksspiele als auch für allgemeine Online-Aktivitäten jedes Jahr (sie hat sich zwischen 2013 und 2016 verdoppelt).
Der Kanton Freiburg setzt seit mehreren Jahren auf eine koordinierte Politik zur Vorbeugung der Über-schuldung und der Spielsucht und beteiligt sich am interkantonalen Programm gegen die Spielsucht. Die Behandlung von Personen mit einer Spielsucht geschieht über das kantonale Zentrum für Abhängigkeits¬erkrankungen. Pro Jahr werden dort ungefähr zwanzig Situationen ambulant von einem multidisziplinären Team behandelt, wobei mit Familien- oder Paargesprächen auch das Umfeld miteinbezogen wird.
Im Bereich der Glücksspielprävention agieren die vom Kanton unterstützten Vereinigungen auf verschiedenen Ebenen: mit den Eltern, durch die Organisation von Sensibilisierungsworkshops für den Umgang mit Bildschirmen und von Informationsabenden in den OS, sowie mit den jungen Erwachsenen in sozialpädagogischen Einrichtungen oder der Sekundarstufe II, insbesondere mit Kursen für die Sensibilisierung auf Spielsucht und Budgetplanung (Kontakt mit 6000 jungen Erwachsenen seit 2011). Der Kanton unterstützt zudem Einrichtungen, die Hilfe bei der Budgetplanung anbieten, wie Caritas Freiburg, Impuls (Murten) oder den Westschweizer Konsumentenverband.
Für die bessere Erfassung der Glücksspielproblematik bei jungen Erwachsenen führt das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne (CHUV) seit 2014 in allen Freiburger Schulen der Sekundarstufe II eine Langzeitstudie durch (Resultate für das Jahr 2017 im Anhang, siehe unten). Die endgültigen Ergebnisse werden für 2019 erwartet und eine bessere Ausrichtung der Präventionsmassnahmen in diesem Bereich ermöglichen.
Was die Entschuldung betrifft, verfügt der Kanton über einen Fonds, mit dem in den letzten 5 Jahren 20 Personen unterstützt werden konnten.
ANHANG
Langzeitstudie GenerationFRee, Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne (CHUV):
Hauptergebnisse: Bericht 2017, die Zahlen berücksichtigen 2200 junge Erwachsene
> dem Grossteil der Jungen geht es gut! Allerdings...
> 4,5 % der Spielenden sind gefährdet oder problematisch
> Lotterien und Wetten = die praktischsten Spiele
> die meisten Spielenden spielen um weniger als 10 Fr./Monat
> ungefähr 12 % haben im Internet gespielt
> 6 von 7 problematischen Spielenden sind Jungs
> 40 % der problematischen Spielenden haben Freunde, die spielen
> die am meisten gemeldeten negativen Folgen der Geld- und Glücksspiele sind Geldprobleme mit Eltern und Freunden
> 12,9 % der problematischen Spielenden haben Schulden gegenüber von 7 % der nicht problematischen Spielenden
> die problematischen Spielenden sind in den Gruppen des aktuellen Konsums von Tabak, elektronischen Zigaretten, Cannabis und anderen illegalen Drogen, sowie von Rauschgeschichten, antisozialem Verhalten, Gewalt und übermässiger Internetnutzung am stärksten vertreten.
Langzeitergebnisse 2016-2017: Die Zahlen berücksichtigen 1600 junge Erwachsene
> allgemeine Zunahme der Anzahl Spielenden zwischen 2016 und 2017: + 2,7 %
> Zunahme der Anzahl problematischer Spielenden: + 2,2 %
> 55?% der problematischen Spielenden bleiben gefährdet oder problematisch
> die Geldspiele im Internet sind leicht gestiegen
Beschreibung der Studie:
Hauptziel: die Verhaltensweisen in Bezug auf Geld- und Glücksspiele besser kennen, Faktoren für Schutz- und Risikoprädiktoren festlegen, die langfristige Entwicklung der jungen Erwachsenen, die sich aufgrund von Geld- und Glücksspielen verschulden, beobachten.
Sekundärziel: gefährdete Gruppen von jungen Erwachsenen definieren, um die Präventionspolitik besser auszurichten und den Fachleuten Werkzeuge für die Erkennung zu liefern, ein globales Gesundheitspanorama der Freiburger Jugendlichen und dessen Entwicklung mit dem Alter erhalten.
Datenerhebung: Fragebogen, der während 5 Jahren von den jungen Erwachsenen, die Schulen der Sekundarstufe II (Kollegien und Berufsfachschulen) besuchen, ausgefüllt wird.