Zwischen 2015 und 2016 wurden dem Kanton Freiburg 1824 Personen aus dem Asylbereich zugewiesen, die meisten aus Afghanistan, Syrien oder Eritrea. Knapp 10 % von ihnen waren zum Zeitpunkt ihrer Ankunft unbegleitete Minderjährige, was eine grosse Herausforderung für die Behörden darstellte. Infolgedessen hat die Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) 2017 die erste allgemeine Konferenz für unbegleitete minderjährige Asylsuchende ins Leben gerufen, um eine angemessene und kohärente Betreuung dieser Kinder und Jugendlichen vorzuschlagen. Aus einer engen Zusammenarbeit zwischen den Partnern (Sozialwesen, Gesundheit, Schule, Bildung, Betreuung, Sicherheit, gesetzliche Vertretung, Justiz, Vereine) entstand das Programm Envole-moi.
Seitdem wurde die Konferenz fünfmal abgehalten. Jede Ausgabe bot die Gelegenheit, einen bestimmten Bereich des Programms im Netzwerk zu stärken. 2021 wurde eine Beurteilung in Form eines Berichts dem Staatsrat vorgelegt; worauf dieser auf Vorschlag der GSD beschloss, Envole-moi als Teil des Aufnahmedispositivs für Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich dauerhaft einzurichten.
Während viele Jugendliche vor dem Start von Envole-moi ohne Beschäftigung waren, haben die Entwicklungen in der Betreuung sowie in der Netzwerkarbeit dazu geführt, dass sich die Situation geändert hat: Der Beschäftigungsgrad der Jugendlichen betrug 2018 bereits 80 %, 2022 über 90 %. Des Weiteren ist die Zahl der Notfalleinsätze (Rettungsdienste, Polizei), der Straftaten im öffentlichen Raum oder der vom Jugendgericht behandelten Fälle seit 2017 deutlich gesunken.
Heute gibt es im Kanton Freiburg rund 700 Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren aus dem Asylbereich. Fast 93 % von ihnen absolvieren eine Ausbildung, haben eine Beschäftigung oder besuchen eine Integrationsmassnahme und befinden sich somit auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Das Programm Envole-moi steht vor der Herausforderung, an die 100 Jugendliche zu unterstützen, die noch in sein Dispositiv aufgenommen werden könnten, insbesondere die 8 bis 9 % der Jugendlichen mit grösseren Schwierigkeiten.
Das Programm Envole-moi wird am Studientag zur Betreuung von UMA in der Schweiz vorgestellt, der am 24. Juni 2022 stattfindet. Der Studientag wird vom französischsprachigen Lehrstuhl Travail social et politiques sociales der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Sozialamt organisiert, mit Referentinnen und Referenten aus Akademie und Berufswelt, und findet statt im Raum MIS10 01.13 des Campus Miséricorde der Universität Freiburg, Rue de Rome 1, 1700 Freiburg, von 9.45 bis 16 Uhr.
Interessierte Medienschaffende können am Studientag teilnehmen und sich beim französischsprachigen Lehrstuhl Travail social et politiques sociales der Universität Freiburg unter folgender Adresse anmelden: severine.moll-lauper@unifr.ch.
Das Programm Envole-moi
Die Leitung des Programms Envole-moi obliegt dem Kantonalen Sozialamt, für die operative Umsetzung ist ORS im Foyer Ste-Elisabeth in Freiburg sowie in einem Gemeinschaftshaus im Stadtzentrum zuständig. ORS betreut ausserdem einige Jugendlichen in mehreren Wohnungen im Kanton und bietet dabei eine angepasste sozialpädagogische Begleitung an. Caritas Schweiz kümmert sich ebenfalls um eine Reihe von jungen Flüchtlingen, die am Programm teilnehmen, insbesondere im Ausbildungs- und Integrationshaus in Matran.