Diese sehr relevanten Ergebnisse wurden vor Kurzem in der Zeitschrift PLOS Pathogens veröffentlicht und helfen die Entwicklung eines Impfstoffs voranzutreiben. Das Afrikanische Schweinepest (ASP) Virus ist komplex, weshalb es noch immer keinen wirksamen und sicheren Impfstoff gibt. Das ASP-Virus verursacht ein tödliches hämorrhagisches Fieber bei Hausschweinen und Wildschweinen, und an der Tierseuche erkranken Hunderte von Millionen von Tieren in Afrika, Europa und Asien, was auch mit gravierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen einhergeht. Als Referenzlabor für ASP versucht das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) unter anderem in Erfahrung zu bringen, welche Art von Immunantwort notwendig ist, um einen Schutz bei Schweinen herbeizuführen.
Schweine in gutem Hygienezustand sind weniger anfällig
Die virulenten ASP Virusstämme, die derzeit in Europa, Asien und in der Karibik zirkulieren, führen unabhängig vom Hygienezustand der Schweine innerhalb weniger Tage zum Tod. Daher kann die Immunantwort von Schweinen nur mit abgeschwächten ASP Virusstämmen untersucht werden. In gewissen Fällen können jedoch auch solche Virusstämme tödlich sein. Bei der Infizierung von Schweinen mit einem abgeschwächten Virusstamm stellten die Forschungsgruppen des IVI und der Universität Bern unter der Leitung von Nicolas Ruggli, Charaf Benarafa und Artur Summerfield fest, dass die Krankheit bei Hausschweinen mit sehr gutem Hygiene- und Gesundheitszustand leichter und kürzer verlief und vollständig ausheilte.
Dagegen dauerte die Krankheit bei Schweinen aus Hofhaltung mit konventioneller Standardhygiene länger und die Letalität betrug 50 %. Die Analyse des Immunsystems der Schweine vor und während der Infektion weist darauf hin, dass eine höhere Grundaktivierung des Immunsystems erhebliche Auswirkungen auf den Schweregrad der Krankheit und die Entzündungsreaktion hat. Laut Charaf Benarafa, Tierarzt und Immunologe, sind diese Unterschiede in der Grundaktivierung des Immunsystems in Verbindung mit dem Hygienezustand entscheidende Faktoren für den Verlauf der ASP-Krankheit bei einer Infektion mit einem abgeschwächten Virusstamm. Nicolas Ruggli, Tierarzt und Virologe, zieht daraus die Schlussfolgerung, dass diese Ergebnisse für die Entwicklung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen gegen ASP und generell für das Verständnis der Wirt-Pathogen-Interaktionen bei hämorrhagischem Fieber äusserst relevant seien.
Bedeutung der Grundlagenforschung
Auch wenn es in der Schweiz keine ASP-Fälle gibt, untersucht das IVI die Eigenschaften der in Europa zirkulierenden ASP-Stämme. Die neuesten Erkenntnisse sind nicht nur für eine wirksame und sichere Diagnose im Fall eines Ausbruchs der Krankheit in der Schweiz wichtig, sondern auch, um dem Veterinärdienst Schweiz wichtige virologische, immunologische, klinische und pathologische Informationen liefern zu können
Komplexes Virus lässt viele Fragen offen
Das ASP-Virus ist gross und komplex: Das Genom besteht aus über 160 Genen, wobei die Funktion der Hälfte dieser Gene (noch) nicht bekannt ist. Eine grosse Herausforderung besteht darin, dass dieses Virus die Makrophagen des Wirts infiziert und die Kontrolle über das Immunsystem übernimmt. Die Versuche für diese Studien werden in Zellkulturen sowie an Schweinen durchgeführt und erfordern ein Hochsicherheitslabor wie das Labor des IVI.
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