Der Staatsrat wünscht sich eine professionelle, produktive, nachhaltige, umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft für Freiburg und dass der Kanton zum Schweizer Leader im Nahrungsmittelsektor wird. Damit diese Vision Realität wird, stützt sich die kantonale Agrarpolitik auf sieben strategische Achsen. Die Ziele und Massnahmen für deren Umsetzung werden im vierjährlichen Landwirtschaftsbericht 2019 dargelegt, der heute veröffentlicht wird. Die sieben strategischen Achsen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
> Produktion und Wertschöpfungsketten Die Schaffung eines günstigen Nährbodens für Innovationen ist ein effizientes Instrument, um die Wettbewerbsfähigkeit der freiburgischen Lebensmittelketten zu stärken. Die Innovation muss es diesem Sektor ermöglichen, leistungsfähiger zu sein, neue Märkte zu finden und die Bedürfnisse und Anforderungen der Konsumentinnen und Konsumenten und der Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen. Vor allem muss sie es den Bauernfamilien erlauben, von ihrer Arbeit zu leben.
> Forschung, Bildung und Beratung Bildung und Beratung sind wesentliche Faktoren des Kantons, mit denen die Fachpersonen der Landwirtschaft und des Lebensmittelsektors auf die aktuellen Herausforderungen, aber auch auf die Nutzung der neuen Instrumente 4.0 vorbereitet werden können. Die Attraktivität und die Aura des Campus Grangeneuve werden dank den vorgesehenen Investitionen und der Stärkung von Agroscope durch die Elite der nationalen Agrarforschung weiter zunehmen.
> Familienbetrieb und soziale Entwicklung Das wirtschaftliche Umfeld und die gesellschaftliche Entwicklung üben einen starken Druck auf die landwirtschaftlichen Familienbetriebe und die Gesundheit der Landwirte aus. Im Rahmen der Strategie zur Gesundheitsprävention «Perspektiven 2030» möchte der Kanton die Arbeit der Landwirte honorieren, die Bindung zwischen Produzent und Konsument festigen und die berufliche Solidarität fördern.
> Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit Die Lebensmittelsicherheit und der Tierschutz sind öffentliche Aufträge, die mit der Begleitung des Lebensmittelsektors einhergehen. Sie stellen die Markteinführung von gesunden und sicheren Produkten sicher, auch bei heiklen Produktionsverfahren. Gemäss der Strategie des Staatsrats sollen modernste Technologien angewendet und in Zusammenarbeit mit allen Partnern die Risiken analysiert werden.
> Natürliche Ressourcen Die natürlichen Ressourcen – Luft, Wasser, Boden und Biodiversität – sind die Grundlage für die ganze land- und nahrungswirtschaftliche Produktion. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ist es wesentlich, die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf diese Ressourcen zu minimieren. Um neue, ressourcenschonende Produktionstechniken zu entwickeln, unterstützt der Kanton Pilotprojekte in sensiblen Bereichen, beispielsweise für einen besseren Umgang mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln oder die Reduktion der den Tieren verabreichten Antibiotika.
> Fachwissen und Produktionswerkzeuge Die Förderung von Investitionen in leistungsfähige, moderne und vernetzte Produktionsmittel ist ein wichtiges Instrument des Staates. Moderne Betriebsgebäude und Produktions- und Verarbeitungsanlagen ermöglichen es, die Wertschöpfungsketten aufzuwerten und das Know-how zu beleben.
> Direktzahlungen Der Kanton ist für die Verwaltung der eidgenössischen Agrarpolitik im Bereich Direktzahlungen verantwortlich. Der Staatsrat möchte die Bundespolitik mitgestalten und die Freiburger Landwirte und ihre Familien unterstützen, indem er seine Stimme auf Bundesebene einbringt, aber auch mit der Entwicklung von Pilotprojekten, um eine Vorreiterrolle bei zukünftigen Bestimmungen einzunehmen und die Besonderheiten der freiburgischen Landwirtschaft aufzuzeigen.
Wichtige Land- und Ernährungswirtschaft
Der Kanton Freiburg zeichnet sich durch eine starke Land- und Ernährungswirtschaft aus. Der Produktionswert der Landwirtschaft erreicht rund 740 Millionen Franken. Daran nachgelagert verfügt der Kanton über ein grosses Unternehmensnetzwerk für die erste Verarbeitungsstufe und den landes- und weltweiten Versand, mit dem Wertschöpfung und Arbeitsplätze generiert werden. Der Staatsrat hat die Ambition, den Kanton Freiburg zum Schweizer Leader im Nahrungsmittelsektor zu machen. Dabei soll auf eine professionelle, produktive, nachhaltige, umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft, aber auch auf innovative und nachhaltige gewerbliche und industrielle Lebensmittelunternehmen gesetzt werden. Die ILFD, die VWD und die RUBD arbeiten gegenwärtig an einer Strategie für die Entwicklung des Freiburger Nahrungsmittelsektors.
Die Agrarpolitik und die dafür gewährten Mittel fallen grösstenteils in die Zuständigkeit des Bundes (192 Millionen Direktzahlungen). Der Kanton Freiburg möchte jedoch seinen Handlungsspielraum weitmöglichst nutzen und sich als unerlässlicher Partner des Bundes bestätigen.