Hinter diesem Gelingen steckt eine gewaltige Arbeit, die von den veranstaltenden Vereinen für ein Bezirks- oder das Kantonalfest geleistet wird. Die Festlichkeiten dauern im Allgemeinen vier Tage. Die Durchführung muss gut vorbereitet sein, denn das Programm ist dicht: Wettbewerbe, Paraden, Konzerte und andere Darbietungen reihen sich aneinander und bieten Abwechslung.
Etwa zwei Jahre vor dem Fest wird ein besonderes Organisationskomitee eingesetzt, das leistungsfähige Kommissionen umfasst. Die Kommissionen für Sponsoring und Finanzen beginnen umgehend mit der Arbeit, um die für die Infrastrukturen erforderlichen Geldmittel zu vereinen. Gewöhnlich ist der Verkauf von Wein und anderen Produkten vorgesehen, der alle Mitglieder in die Pflicht nimmt. Einige Vereine organisieren besondere Abende (Lotto, Unterstützungsessen usw.), um einen Teil der für die Durchführung des Fests benötigten Geldmittel zu sammeln. Der Verantwortliche für die Freiwilligen und die Vereinsmitglieder spielen eine Hauptrolle für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Bis zu 1000 Freiwillige stehen im Einsatz und werden für eine Vielzahl von Aufgaben mobilisiert, zu denen der Empfang der Teilnehmenden, die Logistik und der Aufbau der Kantinen, die Sicherheit, die Bedienung bei Mahlzeiten und in den Bars sowie die Reinigung der verschiedenen Bereiche gehören. Eine effiziente Kommunikation ist ebenfalls wichtig und setzt gut gestaltete Websites und eine aktive Präsenz in den sozialen Netzwerken voraus. Auch die lokalen Medien spielen eine entscheidende Rolle bei der Werbung für solche Veranstaltungen.
Auftritte vor Jury oder Wettbewerbe: Höhepunkte
Die Auftritte vor Jury und/oder Wettbewerbe stehen im Mittelpunkt des Bezirks- und des Kantonalfests. Sie ermöglichen es den Formationen, sich untereinander zu messen, und spornen jeden Verein an, sich zu verbessern. Die Bewertung durch eine Jury bietet konstruktives Feedback und hilft den Leitenden und Musizierenden, sich weiterzuentwickeln. Gewöhnlich gibt es bei den Bezirksfesten keine Rangliste. Eine Klassierung gemäss 5 Kategorien (von Excellence bis 4. Kategorie) ist dagegen dem Kantonalfest vorbehalten.
Bei einem Bezirksmusikfest spielen die Blasmusiken ein Werk vor einer Jury. Beim Kantonalmusikfest umfasst der Wettbewerb die Aufführung eines frei gewählten Stücks und eines Pflichtstücks, das der Kategorie des Ensembles entspricht, vor einer Expertenjury. Die Bewertung erfolgt nach technischen und künstlerischen Kriterien wie Interpretation, Genauigkeit, Dynamik und Musikalität. Der Marschmusikwettbewerb ermöglicht es jedem Verein, sich in einer Parade zu präsentieren. Er kann entfallen, wenn die Wetterbedingungen ungünstig sind, stellt aber zusammen mit dem traditionellen Umzug am Sonntagnachmittag einen besonders beliebten Teil des Fests dar.
Geschichte der Musikvereine
Die Militärmusik ist der Ursprung der Blaskapellen, Harmonien und Musikkorps. Mit Ausnahme von Düdingen und Plaffeien, wo bereits 1798 Musikvereine belegt sind, werden die ältesten Formationen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Bezirkshauptorten gegründet. In der Stadt Freiburg ist 1804 von einer Militärmusik, der Vorläuferin der Landwehr, die Rede. Murten verfügt seit 1794 über ein Musikkorps, das jedoch nur bis 1804 besteht, während jenes von Romont 1805 ins Leben gerufen und 1818 neu gegründet wird. In Bulle tritt 1803 zum ersten Mal offiziell eine Blasmusik auf. Im Laufe des 19. Jahrhunderts werden in den Dörfern eine Reihe von Musikgesellschaften gegründet, von denen jedoch nicht alle Bestand haben. Diese frühen Vereine werden in den Archivquellen oft nur kurz erwähnt, wenn ein Ensemble neu gegründet wird. Einige Beispiele: In Charmey gibt es bereits um 1870 einen Musikverein, bevor der heutige 1902 gegründet wird, in Grandvillard ist ein erster Verein um 1850–1870 tätig, bevor 1928 eine Blaskapelle gegründet wird, und La Lyre von Corpataux geht 1935 aus den Resten eines Vereins hervor, der zwischen 1885 und 1925 bestand.
Die 1920er-Jahre sind durch zahlreiche Gründungen von Musikvereinen gekennzeichnet. Dieser Trend setzt sich in den 1950er- und 1960er-Jahren fort, als sich fast in jedem Dorf Musikvereine bilde, die nun auch für Frauen zugänglich sind. Zuvor waren die Blasmusiken lange den Männern vorbehalten. Die Aufnahme von Musikerinnen in die Blaskapellen des Kantons Freiburg wie vieler anderer Regionen der Schweiz ist ein verhältnismässig neues Phänomen, das in den 1970er-Jahren einsetzt. Die Pionierinnen mussten gelegentlich Widerstände überwinden, doch ihre Anwesenheit wurde im Laufe der Zeit immer mehr akzeptiert. Heute ist die gemischte Mitgliedschaft zur Norm geworden, und Frauen beteiligen sich voll und ganz an allen musikalischen Aktivitäten und bekleiden in ihren Vereinen oft verantwortungsvolle Posten.
Seit den 2000er-Jahren geht die Anzahl der Musikvereine zurück. Einige schliessen sich zusammen, um ihre Aktivität aufrechtzuerhalten. Zu nennen sind etwa die Blaskapellen von Arconciel und Ependes, von Châtel-Saint-Denis und Remaufens oder von Rue und Promasens. Dennoch zählt der Freiburger Kantonal Musikverband im Jahr 2024 noch 92 Vereine.
Der Freiburger Kantonal Musikverband: eine mehr als hundertjährige Vereinigung
Im Jahr 1884 wird auf Initiative der Landwehr ein erster kantonaler Musikverband gegründet, der etwa zwanzig Formationen umfasst. Kantonalfeste werden im folgenden Jahr in Romont und 1887 in Bulle organisiert. Anschliessend verliert sich die Spur dieses ersten Versuchs, die Freiburger Formationen in einem Verband zusammenzuschliessen.
Man muss fast 25 Jahre warten, bis 1910 der Freiburger Kantonal Musikverband (FKMV) gegründet wird, der damals 12 Musikkorps mit insgesamt 292 Mitgliedern umfasst. Im folgenden Jahr wird das erste Kantonalmusikfest in Murten veranstaltet, an dem 16 Musikvereine teilnehmen. Das zweite Fest findet 1914 in Estavayer statt. Anschliessend dauert es bis 1921, bis in Düdingen die dritte Ausgabe durchgeführt wird. Diese Zwangspause ist auf die Mobilmachung zurückzuführen: Zahlreiche Musiker müssen Militärdienst leisten, was das Vereinsleben stark einschränkt. Die Rückkehr der Truppen erweist sich insofern als vorteilhaft, als die Militärmusik laut Aussage der Zeitgenossen «auf dem Höhepunkt ihres Ruhms» steht (Heft der 3. Fête des Musiques gruyériennes). So bringen die Militärmusiker Neues mit und haben zudem ihr Repertoire aufgefrischt und ihre Techniken perfektioniert, sodass die Musikvereine neue Impulse erhalten.
Das Kantonalfest findet nun in einem unregelmässigen Rhythmus von zwei bis vier Jahren statt, bevor es aufgrund des Zweiten Weltkriegs zu einem weiteren Unterbruch kommt. Ab 1965 wird es alle fünf Jahre durchgeführt. Nur die Corona-Pandemie stoppt 2020 diesen Rhythmus und bewirkt eine Zwangspause.
Die Kantonalfeste stossen auf grossen Erfolg. Mehr als 4000 Musikerinnen und Musiker nehmen daran teil. An dem 2015 in Wünnewil-Flamatt organisierten Fest zählt man 78 Musikvereine aus dem Kanton und ein Dutzend Gast-Ensembles. Es wird von mehr als 30 000 Personen besucht.
Die Bezirksmusikfeste
Jeder Bezirk organisiert sein eigenes Musikfest, das «Giron» genannt wird. Am ältesten ist der seit 1908 organisierte Giron de la Gruyère, an dem auch zwei Musikvereine aus dem Pays-d’Enhaut (Rougemont und Rossinières) teilnehmen. Die Feste folgen in unterschiedlichen Abständen aufeinander. Im Jahr 2024 war Riaz Gastgeber des 38. Giron.
Die Girons des musiques broyardes setzen 1921 ein und zeichnen sich dadurch aus, dass sie interkantonal sind und somit freiburgische und Waadtländer Musikvereine vereinen. 2024 fand das 101. Treffen statt. Das gleiche gilt für den Giron de la Veveyse, der 1946 gegründet wurde und 1947 zum ersten Mal stattfand: Er ist interkantonal und empfängt Musikvereine aus dem Freiburger Vivisbachbezirk und den Waadtländer Bezirken Riviera und Lavaux-Oron. Das Fest wird praktisch jedes Jahr veranstaltet, und 2024 war Porsel Gastgeber des 72. Giron de la Veveyse.
Im Jahr 1930 wird der Musikverband Sense gegründet, der die Blasmusikvereine des Sensebezirks vereint. Alle fünf Jahre wird ein Bezirksmusikfest durchgeführt, das 2023 in Düdingen stattfand. Zwischen den Festen finden regionale Treffen statt. Jedes Jahr wird auch ein Jungmusiklager organisiert.
Romont empfängt 1949 den ersten Giron des musiques de la Glâne; 2024 ist Orsonnens Gastgeber der 63. Ausgabe. 1955 veranstalten die Sarinois das erste Musikfest des Saanebezirks; 2024 findet das 34. Treffen in Marly statt. 1964 gründen die acht Musikvereine des Seebezirks ihren Dachverband und veranstalten ein Treffen in Cressier. 2024 empfängt Murten das 28. Musikfest des Seebezirks. Dieser Giron hat die Besonderheit, zweisprachig zu sein.
Die Bezirksmusikfeste werden also in unregelmässigen Abständen durchgeführt. Gewöhnlich fallen sie aus, wenn das Kantonalfest auf dem Programm steht, mit Ausnahme des Giron de la Veveyse und des Giron de la Broye, die interkantonal sind. Die Musikfeste sind eine wahre Institution für die veranstaltenden Gemeinden, denen es am Herzen liegt, sich von ihrer schönsten Seite zu zeigen. Auf dem Umzugsweg der Blaskapellen werden alle Häuser festlich geschmückt. Jeder veranstaltende Musikverein hofft, sein Fest zu einem gelungenen Treffen wie zu einem finanziellen Erfolg zu machen. Die Einnahmen sind für den Kauf von Instrumenten und Noten, das Gehalt des Dirigenten, musikalische Ausflüge und insbesondere für die musikalische Ausbildung der Jugendlichen bestimmt.
Der Nachwuchs, eine Hauptpriorität
Um die Zukunft der Blaskapellen zu sichern, ist die Ausbildung junger Musizierender von grösster Bedeutung. Zahlreiche Anstrengungen werden unternommen, um die Jugend zu ermutigen, in den Musikvereinen mitzuwirken, ob das nun Kurse, Vorführungen in den Primarschulen oder Ausbildungsangebote für Jugendliche sind.
Die Musikvereine spielen eine wichtige Rolle für die Demokratisierung der Musik und bieten der Freiburger Landjugend die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen und in einer Formation zu spielen. Der soziale Aspekt wird in den historischen Rückblicken der Musikvereine oft hervorgehoben: Das Angebot umfasst wöchentliche Ausflüge, Treffen mit Freunden, Jahresexkursionen und Einladungen zu Konzerten. Heute haben junge Menschen ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten; der Musikverein muss daher auf attraktive Musikprogramme und eine motivierende Atmosphäre setzen, um seine jungen Musizierenden an sich zu binden. Er fördert auch eine Fülle an generationsübergreifenden Kontakten zwischen erfahrenen und jüngeren Musizierenden.
Das seit 1973 veranstaltete Kantonale Freiburger Jugendmusikfest (FCJM) spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Ein Treffen dieser Art kann mehr als tausend Jugendliche vereinen. Die teilnehmenden Kadettenkorps haben die Möglichkeit, vor einer Expertenjury aufzutreten, die sie bewertet. Das FCJM wird von der Vereinigung freiburgischer Jungmusikanten (VFJ) betreut, die es ins Leben rief und zudem jedes Jahr zwei Musiklager organisiert. Dank ihr und dem Engagement für die Jugend in den Musikvereinen sind die Jugendlichen nicht aus den Reihen der Freiburger Blaskapellen, Brass-Bands und Harmonien verschwunden. Gewöhnlich treffen sich die Jungmusikanten alle zwei Jahre zu einem Spiel- und Musikfest, das dank des Einsatzes eines Musikvereins durchgeführt wird.
Alles in allem sind die Bezirks- und Kantonalmusikfeste für die Musizierenden ganz besondere Anlässe. Sie bieten die Gelegenheit, sich zu treffen, gemeinsame Leidenschaften zu teilen und freundschaftliche Beziehungen zwischen den Musikvereinen zu pflegen. Die Wettbewerbe, die den Ablauf dieser Veranstaltungen mitprägen, ermöglichen es, in festlichem Rahmen musikalische Talente zu entdecken und überdies Fortschritte zu machen. Während des ganzen Jahrs beleben weitere Treffen und Wettbewerbe, wie regionale Solistenwettbewerbe, der kantonale Wettbewerb, Dirigentenkurse oder ein Tambourenfest, das Musikleben. Initiativen zugunsten junger Musizierender zeugen von dem Bemühen um die Pflege der Musik. Im Laufe der Zeit wurden diese Veranstaltungen für Musikbegeisterte zu einem Muss und spiegeln so die Stärke und die tiefe Verankerung dieser Tradition im Kanton Freiburg wider.
Text : Anne Philipona
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- CHARRIERE, Michel, AEBY, Arno, Société cantonale des musiques fribourgeoises 1910-1985, 75 ans, Freiburg 1985.
- CHARRIERE, Michel, Musique du chef, Concordia de Fribourg, Freiburg 2018.
- CORPATAUX, Georges, COLLOMB, Alfred, La Landwehr: corps de musique de l'Etat et de la ville de Fribourg: 1804-1879-1929: essai historique, Freiburg 1929.
- Entre lac et montagnes: 75 ans d’histoire du Giron des musiques de la Veveyse ... : 75 ans de petites histoires à conter et raconter encore..., 1946-2021, 2021
- STOLARSKI, Pierre-Alain, Le Corps de musique de la ville de Bulle au XIXe siècle (1803-1900): approche d'une société de musique au travers de sources officielles, 2005
- Websites Bezirksverbände, Freiburger Kantonal Musikverband (FKMV), Vereinigung freiburgischer Jungmusikanten (VFJ)
- Zahlreiche Hefte und Programme der Bezirks- und Kantonalmusikfeste