Der frankoprovenzalische Dialekt oder Freiburger Patois und das Senslerdeutsch haben jedoch einen sehr unterschiedlichen Status. Während das Patois, das im französischsprachigen Kantonsteil bis Anfang des 20. Jahrhunderts alltäglich gesprochen wurde, früher eine «postvernakulare Sprache» (Sprache, die nicht mehr als primäres Kommunikationsmittel dient, sondern die ihre Bedeutung vor allem im symbolischen Wert ihrer Verwendung hat) war, die heute nur noch von einer Minderheit gesprochen wird, ist das Senslerdeutsch heute noch die Alltags- und Umgangssprache im deutschsprachigen Kantonsteil.
Die Ausdrucksform der darstellenden Künste ist also je nach Sprachzugehörigkeit unterschiedlich. Im französischsprachigen Kantonsteil sind Lieder und Theaterstücke in Patois sehr beliebt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sowie die Praktizierenden, jung und alt, hören gerne Darbietungen in dieser Sprache rund um wiederkehrende Themen wie das Dorfleben, die Familie, die Alp und die Käsewirtschaft. Bei den Deutschsprachigen wird mit künstlerischen Darbietungen in der Mundart die Besonderheit des Sensebezirks zum Ausdruck gebracht, was zugleich die Lebendigkeit dieses Dialekts belegt. Die Mundart wird auch in der zeitgenössischen Musik, in Radiosendungen und in Musik- oder Kulturprojekten verwendet, bei denen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks treffen.
«Dèvejâ in patê, lè betâ dou chèlà din cha vouê» (im Dialekt sprechen heisst, die Sonne in seine Stimme bringen). So lautet das Motto des Chors Lè Tsêrdziniolè aus Treyvaux. Es veranschaulicht die Verbundenheit, die Begeisterung und die Neugier, die man im Freiburgerland dem Patois und dem Senslerdeutsch entgegenbringt.
Zwei sprachliche Traditionen
Seit einigen Jahrzehnten erfreuen sich Theateraufführungen und Chöre, die in Patois oder Mundart singen, bei einem erfahrenen oder neugierigen Publikum grosser Beliebtheit. Die Zuschauerinnen und Zuschauer freuen sich, an diesen Anlässen wieder den Klang, die Sprachmelodie und Ausdrücke, die beiden Sprachen eigen sind, zu hören. Diese Regionalsprachen haben jedoch einen ganz unterschiedlichen Status. Das Senslerdeutsch ist eine Volkssprache, die im Alltag von den Einwohnerinnen und Einwohnern des freiburgischen Sensebezirks sowie teilweise in der Pfarrei Gurmels und in der Stadt Freiburg gesprochen wird. Etwa 30 000 Personen sprechen diese Mundart. Das frankoprovenzalische Patois ist eine einst verbreitete regionale Alltagssprache, die nur noch von einer kleinen Minderheit gesprochen wird, die aber durch verschiedene Aktionen von Vereinen und durch Kurse aufrechterhalten wird. Im Jahr 1998 zählten die verschiedenen Mundartvereine (Freundinnen und Freunde des Patois) 1500 Mitglieder. Im Jahr 2023 sind es noch 1300.
Die Praxis der darstellenden Künste in frankoprovenzalischem Patois und Senslerdeutsch ist im Kanton Freiburg also durchaus präsent, wenn auch in unterschiedlicher Form. Im 21. Jahrhundert stehen vor allem Gesang und Theater im Mittelpunkt, denn Patois und Dialekt sind mündliche Sprachen. Die Transkription des Dialekts dient der Erhaltung der Sprache. Beim Senslerdeutsch hingegen ist die Literatur stärker vertreten und versteht sich, wie auch die zeitgenössische Musik oder die darstellenden Künste, als Besonderheit der Sensler Mundart.
Senslerdeutsch und Patois auf der Bühne
Im französischsprachigen Kantonsteil führen acht Theatergruppen regelmässig Stücke in Patois auf. Sie sind aus Patois-Vereinen, Chören oder Dorfjugendvereinen hervorgegangen. Ihr Repertoire basiert auf der Wiederaufnahme alter Stücke, auf Übersetzungen und auf neuen Werken. Es gibt mehrere aktive Autorinnen und Autoren. Anne-Marie Yerly ist eine von ihnen. Ihre Werke in Patois stehen im Zeichen der Moderne, wie «Maryâdzo virtuel» (Virtuelle Hochzeit), ein Stück, das 2022 von der «Tropa dou Dzubyà» aus Sorens aufgeführt wird. Zu den Patois-Autoren der Gegenwart gehören auch Jean Charrière, Jean-Marie Oberson (Pelly), Noël (Nono) Purro und Romain Pittet.
Senslerdeutsche Theaterstücke sind beliebt. Da der Dialekt von allen verstanden und gesprochen wird, bereitet er keine besonderen Schwierigkeiten. Erwähnenswert sind einige ehrgeizigere Projekte, die über die Grenzen des Sensebezirks hinaus erfolgreich waren: Die Freilichtspiele «D Hintercherbanda» in Alterswil (2009–11), «Falli Hölli» in Alterswil (2013/14), «De Schacher Sepp» in Plaffeien (2016), «Sensler Saga – Hörti Zytte» in Schmitten (2017/18), das Musical «Schiffenensee» (2011), aufgeführt auf einer Seebühne, das Musiktheater «Taverna» in Tafers (2024).
Gesang
Lieder in Patois gehören zum Repertoire der Freiburger Chöre. Einige bevorzugen sie, wie die Chorgruppe Intyamon, La Chanson du Pays de Gruyère, Les Armaillis de La Roche, Les Armaillis de la Gruyère, Lè Dzoyà de Marsens, Lè Tsêrdziniolè de Treyvaux und der Chor der Confrérie du Gruyère. Die meisten Kirchen- und Regionalchöre stimmen jedoch gelegentlich Patois-Lieder an, insbesondere den Kuhreihen (Ranz des Vaches). Der Dialekt wird auch für die Produktion zeitgenössischer Werke verwendet. Am überraschendsten ist vielleicht die Doom-Metal-Band Invouta (Envouté), die im Jahr 2023 ein Album mit Texten in Patois veröffentlicht hat.
Es gibt viele Lieder oder Gedichte, die auf Senslerdeutsch gesungen oder vorgetragen werden, sei es im Bereich des Chorgesangs, des Volkslieds, der Unterhaltungsmusik oder des Jodelns. Die traditionellen Volkslieder auf Senslerdeutsch wurden 1994 von Oswald Schneuwly in dem Buch «Sensler Lieder» gesammelt und veröffentlicht. Es gibt jedoch auch zahlreiche neue Werke. Eines davon hat sich besonders eingeprägt: «Das macht nis ùs» (was uns ausmacht), komponiert im Jahr 1998 von Frank Brügger auf Initiative des Heimatkundevereins.
Seit den 1990er Jahren sind zahlreiche Initiativen im Bereich der zeitgenössischen Musik entstanden. Die Popgruppe Rään, die zwischen 1996 und 2007 fünf CDs in Mundart produzierte, ebnete den Weg für andere. Hier einige Beispiele: 2003 brachte der Freiburger Musiker und Sänger Gustav das Kinderlied «Häppörischnitta» heraus. Sein Sieg beim «Kampf der Chöre» des SRF im Jahr 2010 verschaffte ihm einen gewissen Bekanntheitsgrad. Die Seislerbubini, Lee Schornoz und Michel Gorski, trugen eher schräge und provokante Mundartlieder vor. Die Gruppe Eggippa Fifauter vertonte Hip-Hop- und Rap-Texte, ebenso wie Saymen the man (Simon Thalmann), der auch Videoclips auf Senslerdeutsch produziert hat. Die Gruppe Düchoix vertont Senslerdeutsche Gedichte von Hubert Schaller und Angelia Schwaller. In ganz unterschiedlichen Stilen haben auch die Gruppen aGsang, Barbara-Andrey-Band BAB oder Domi Thalmann & Band Mundartlieder in ihrem Repertoire. Und Anja Aerschmann singt Kinderlieder auf Senslerdeutsch und hat bereits vier CDs aufgenommen.
Literatur
In den letzten Jahren wurden vor allem Projekte zur Übersetzung ins Patois erfolgreich abgeschlossen. Vierzig Fabeln von La Fontaine, übersetzt von Jean Charrière, wurden 2023 herausgegeben. Sie können mittels QR-Codes angehört werden. Erwähnenswert sind auch «L’afére Tournesol» (Die Affäre Tournesol) und «Le Piti Prinhyo» (Der kleine Prinz), die 2007 und 2017 von Joseph Comba ins Patois übersetzt wurden.
Die Senslerdeutsche Literatur ist dynamischer. Peter Boschung, Meinrad Schaller, Pirmin Mülhauser, Anton Bertschy, German Kolly und Franz Aebischer sind die bekanntesten Namen. Schon in den 1960er Jahren haben sie dem Senslerdeutschen in ihren Schriften einen Ehrenplatz eingeräumt. German Kollys «Sagen und Märchen aus dem Senseland» (1965) waren, obwohl sie überwiegend auf Deutsch geschrieben wurden, ein grosser Erfolg und werden immer wieder neu aufgelegt. Im Jahr 2004 veröffentlichte Kristin Ash zwei Hörbücher mit Sensler Sagen. Sie wurden von Christian Schmutz ins Senslerdeutsche übersetzt. Er selbst schreibt Texte und tritt seit 2009 als «Slämsler» (Slam Poetry/Sensler) mit Sensler Wortspielen auf. Er hat auch eine satirische Erzählung in Mundart «D Seisler hiis böös» (Buch, Hörbuch, Hörspiel auf RadioFr, 2017) und Theaterstücke geschrieben.
Weitere Autorinnen und Autoren, die regelmässig veröffentlichen, sind: Roland Mülhauser und Josef Vaucher veröffentlichten in ihrem «Blettli» (kleine Zeitung) «Häpperetùmmer» Mundartgeschichten. Hubert Schaller, Angelia Schwaller und Rita Zumwald schreiben Mundartgedichte. Konrad Schaller veröffentlicht Geschichten im Gurmelser Dialekt, während Fränzi Kern-Egger für ihre Erzählungen das Bolze der Freiburger Unterstadt (eine Mischung aus Senslerdeutsch und Französisch) verwendet.
Die ersten Schriften in Patois und Senslerdeutsch
Die Ursprünge der darstellenden Künste in frankoprovenzalischem Patois und Senslerdeutsch gehen auf die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurück. Die Übersetzung der «Bucolica» von Vergil in den Greyerzer Dialekt durch Jean-Pierre Python im Jahr 1788 entspricht der ältesten nachgewiesenen und gefundenen Veröffentlichung. Dialekte und Mundarten fanden erst spät Eingang in die Schriftsprache. Zur gleichen Zeit wurden die ersten Lieder im Freiburger Patois veröffentlicht, darunter der «Ranz des vaches» (Kuhreihen) im Jahr 1813 von Tarenne und Bridel.
Beim Senslerdeutschen wird der Text des Liedes «L’Obermunte-Liedli» als einer der ältesten Texte angesehen, auch wenn es schwierig ist, ihn zu datieren. Er bezieht sich auf die Kapelle von Obermonten (heute in der Pfarrei St. Antoni). Sie wurde nach einem Brand im Jahr 1846 wieder aufgebaut und ist mindestens seit dieser Zeit ein bekannter Wallfahrtsort im Sensebezirk. Das Lied soll jedoch vor dem Wiederaufbau der Kapelle entstanden sein. In dem Lied kommt die Heldin Anneli zur Kapelle, um für einen guten Ehemann zu beten («ga bätte fùrn a Maa»). Die Fürbitte bei der Muttergottes von Obermonten lässt sich durch die Statue der schwangeren Maria erklären. Sie stammt aus den Jahren 1645/46 und stand bereits in der ersten Kapelle.
Im 19. Jahrhundert entstand eine Reihe von Texten in Patois und Senslerdeutsch. Angesichts der schlechten Ergebnisse der Freiburger bei den Prüfungen in der Rekrutenschule beschlossen die Behörden 1886 jedoch, den Gebrauch des Patois und der Mundart in der Schule und auf dem Pausenhof zu verbieten. Dieser Entscheid wird das Ende des Patois einläuten. Aber nicht der Mundart in Deutschfreiburg. Der Sensebezirk weist eine Besonderheit auf: Er ist von Französischsprachigen und von reformierten Bernerinnen und Bernern umgeben. Er hatte also einen starken identitären Rückzugsreflex, der sich auch in der Sprache manifestiert: Das «Senslerdeutsch», die Mundart des Sensebezirks, wird zu einem Sonderfall, mit der Beibehaltung einiger Archaismen, die bis ins Mittelalter zurückreichen, und einem Einfluss der Mundart, den man sonst in der Deutschschweiz nicht findet.
Die Bewahrung einer untergehenden Welt
Zeitgleich zu diesem Verbot und quasi im Widerspruch zu diesem entsteht das Gefühl, dass die Mundart bewahrt werden sollte. Manchmal sind es dieselben Personen, die in der Schule den Dialekt bekämpfen und in der Literatur und im Gesang zu Trägerinnen und Trägern werden. Ein Beispiel dafür ist Cyprien Ruffieux, Lehrer am Lehrerseminar in Hauterive. Unter dem Pseudonym «Tobi di-j’èlyudzo» (der Tobi mit dem Blitz) verfasste er Artikel in Patois, schrieb Liedtexte, Texte, Theaterstücke und schlug eine Vereinfachung der Rechtschreibung vor. Sein Beispiel hat viele Männer und einige Frauen inspiriert: François-Xavier Brodard, Joseph Brodard, Joseph Yerly, Charles Gapany, Bernard Kolly, Pierre Quartenoud, Jean Risse, Fernand Ruffieux, Hubert Savoy, Maria Beaud-Pugin haben ihn als Vorbild genannt.
Das Singen in Patois wird auch zum Ausdruck der Verbundenheit mit einer Region. Gedichte in Patois werden vertont. Es entstehen auch immer mehr Kompositionen. Derjenige, der diese Bewegung am besten verkörpert, ist Joseph Bovet. Der Priester und Musiker, der 1908 zum Musiklehrer am Lehrerseminar in Hauterive ernannt wurde, war ein talentierter Sänger und Musiker im Kanton Freiburg. Seine Lieder, die das Land, die Heimat, die Arbeit des Bauern und die Familie besingen, finden Anklang in einer Gesellschaft, die stark vom Katholizismus geprägt ist und der es an Bezugspunkten zu einer beängstigenden Moderne mangelt. Der Gebrauch des Patois verleiht somit den Liedern, die eine idealisierte Vergangenheit verherrlichen, einen Sinn.
Der Kontext der 1930er Jahre
In den 1930er Jahren blühte die Bewegung zum Schutz und zur Pflege des Patois auf. Die 1928 gegründete «Association gruérienne du costume et des coutumes» (Greyerzer Trachten- und Brauchtumsvereinigung) ist deren erste Wortführerin. Bereits 1932 veranstaltet sie einen Textwettbewerb, der die literarische Produktion in Patois fördert und anregt. Die Preisverleihung findet im Rahmen eines grossen Festes statt. Anschliessend werden die besten Produktionen in dem Buch «Botyè d’la Grevire» veröffentlicht. Der Wettbewerb wurde 1936 mit der Publikation «Novi Botyè» wiederholt und 1942 erneut ausgeschrieben, diesmal unter der Schirmherrschaft der Freiburgischen Vereinigung für Tracht und Brauch, die die Nachfolge der Greyerzer Vereinigung antrat. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten Werke in Patois oder Mundart einreichen.
Die ersten Theateraufführungen in Patois fanden in den 1920er Jahren statt. 1945 schrieben etwa zehn Autoren Stücke in Patois. Viele haben einen religiösen Bezug. Die Stücke wurden manchmal von Priestern wie Abbé François-Xavier Brodard, Pater Callixte Ruffieux oder Joseph Bovet verfasst und enthalten Botschaften, die zum Glauben an Gott, zur Marienverehrung und zu einer starken christlichen Moral einladen.
Vereinigungen und Vereine
Im Enthusiasmus der Patois-Wettbewerbe wurde 1949 La Bal'èthêla (L'Edelweiss), eine Gesellschaft der Freiburger Patois-Autoren, gegründet. Sie fungiert als erste wirkliche Struktur und wird ein bevorzugter Ansprechpartner für die Sendungen von Radio Lausanne sein. Diese gründet den «Conseil Romand des Patoisants» (Westschweizer Dialektrat), der die Kräfte der einzelnen Kantone bündelt und Wettbewerbe organisiert.
In den 1950er Jahren bildeten sich nach und nach Vereinigungen von Freundinnen und Freunde des Patois. Ihre Mitglieder werden sich zunehmend bewusst, dass diese alte Sprache bewahrt, gepflegt und wiederbelebt werden sollte. Sie haben das Gefühl, die letzten Verteidiger einer untergehenden Welt zu sein, die sie durch Produktionen in Patois zelebrieren.
Gleichzeitig sorgt die Gestaltung von in Dialekt gesungenen Messen auch für Abwechslung. Das Poya-Fest, das 1956 zum 75. Jahrestag des Gedichts «La Poya» von Étienne Fragnière initiiert wurde, ist Anlass für eine grosse Versammlung, deren Höhepunkt die gesungene Messe ist. Die Kirchenlieder in Mundart sind auch Ausdruck eines Volksglaubens, der zu den Gläubigen spricht. Als Beispiel sei hier das bekannteste Werk «Nouthra Dona di Maortsè» (Notre-Dame des Marches) von Joseph Bovet genannt.
Erneuter Aufschwung in den 1980er Jahren
In den 1980er Jahren macht sich ein neuer Aufschwung bemerkbar. Im Vivisbach- und Greyerzbezirk werden neue Patois-Vereine gegründet. Das Jahr 1985 wird zum Jahr des Patois erklärt. Der Verein «Deutschfreiburger Heimatkunde», der im deutschsprachigen Teil des Kantons sehr aktiv ist, war einer der Initiatoren, gefolgt von der «Association des Amis du Patois Fribourgeois». Der Staatsrat beschliesst, die Schaffung und Neuauflage von Werken in Patois und Dialekt zu unterstützen. Die Volksoper in Patois «Le Chèkrè dou Tsandèlè» (Das Geheimnis des Kerzenständers) (Musik von Oscar Moret, Libretto von Nicolas Kolly), die auf einer Novelle von Joseph Yerly basiert, wird in Treyvaux uraufgeführt. Es wird auch «Nouthron galé patê» (Unser schöner Dialekt) veröffentlicht, was die Produktionen verschiedener Literaturwettbewerbe wiedergibt. Der Verein führt einen Wettbewerb für Jugendliche durch, bei dem diese Texte in Mundart vortragen. 1989 gab es eine Aufführung mit anschliessendem Hörspiel auf RTS (Espace 2«L’Oura di Chenayè» (Le vent des sonnailles, Das Lied der Glocken), die Französisch, Patois und Senslerdeutsch vereint (Musik von Oscar Moret, Jean-Claude Kolly, Texte von Pierre Savary [Französisch]), Anne-Marie Yerly [Patois], Anton Bertschy [Senslerdeutsch]).
Die Überlieferung
Beim Patois findet die Überlieferung in Kursen statt, die unter der Schirmherrschaft der «Amicales de Patoisants», der Vereine der Freundinnen und Freunde des Patois (Patois-Vereine), organisiert werden. Für Erwachsene werden Kurse an der Volkshochschule angeboten. In acht Orientierungsschulen stehen zudem Freifächer auf dem Stundenplan. An den Primarschulen werden seit 2022 freiwillige Patois-Sprachkurse für Klassen der 7 bis 8 Harmos angeboten.
Weitere Initiativen tragen dazu bei, den Freiburger Patois lebendig zu halten. In einer Sendung auf RadioFr, die jeden Sonntagmorgen ausgestrahlt wird, dreht sich alles um einen Gast, der Patois spricht. Die Regionalzeitung «La Gruyère» veröffentlicht jeden Samstag einen Beitrag in Patois. Die vorgelesenen Texte können anschliessend auf der Website der Zeitung eingesehen werden.
Auf Seite der Deutschsprachigen gibt es verschiedene Projekte, die im Internet für alle zugänglich sind und den Senslerdialekt fördern und ihn auch für Romands (Französischsprachige) zugänglicher machen sollen. Die Website senslerhotline.ch sammelt Videos, Audios und sogar ein Quiz zum Senslerdeutsch. Auf der Website fribourg.ch wird ein Crashkurs für Senslerdeutsch angeboten. Das Sensler Museum hat die Besonderheiten der Mundart in zwei Ausstellungen (2011 und 2014) dargestellt. Es präsentiert auf seiner Homepage (senslermuseum.ch) auch das von Christian Schmutz vorgeschlagene Wort des Monats auf Senslerdeutsch. Bei den Medien wird auf RadioFr und Radio Kaiseregg hauptsächlich Mundart gesprochen. Die «Freiburger Nachrichten» drucken regelmässig Mundarttexte ab.
Auch Wörterbücher sind nützliche Hilfsmittel. Die Herausgabe des monumentalen Senslerdeutschen Wörterbuchs (2000, Paulusverlag und Heimatkundeverein) ist das Ergebnis der Arbeit der Linguisten Christian Schmutz und Walter Haas. Für den Patois wurden drei Nachschlagewerke veröffentlicht, von denen das jüngste, «Dictionnaire-Dikchenéro français-patois/patê-franché» (2013, Société des Patoisants Fribourgeois), eine Online-Version und eine für Mobiltelefone geeignete Anwendung besitzt.
Aktive Dialektpflege
Die Société des Patoisants Fribourgeois oder Chochyètâ di Patêjan fribordzê ist der Dachverband, in dem die Vereine, die den Patois pflegen, zusammengeschlossen sind. Im Jahr 2024 sind es vier: Lè Yêrdza (Les Écureuils) im Glanebezirk, Intrè No (Entre nous) im Saanebezirk, Lè Takounè (Les Tussilages) im Vivisbachbezirk und Lè Patêjan de la Grevire (Les Patoisants de la Gruyère) im Greyerzbezirk.
Das Greyerzer Museum führt eine Inventarisierung und Digitalisierung der im Museum hinterlegten Theaterstücke in Patois durch, die auf diese Weise für Amateurinnen und Amateuren zugänglich gemacht werden. Es verwahrt ausserdem Archivbestände in Patois und verfügt über einen Unterstützungsfonds für Projekte rund um den Patois.
Beim Senslerdeutsch müssen die Sprecherinnen und Sprecher nicht um das Überleben ihrer Mundart kämpfen, sondern um deren Einzigartigkeit. Für die Bewahrung und Förderung der Mundart ist der Verein Kultur Natur Deutschfreiburg (KUND) zuständig. Er entstand 2017 aus dem Zusammenschluss des Vereins «Deutschfreiburger Heimatkunde» und der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft.
Text : Anne Philipona
Übersetzung : Daniela Meichtry