Der Gâteau Bullois geht auf einen bergbegeisterten Konditor von Bulle zurück, Eugène Glasson, der in den 1920er-Jahren von einem Aufenthalt in Graubünden mit der Idee heimkehrte, ein Gebäck in der Art der berühmten Engadiner Nusstorte zu kreieren. Er änderte das Rezept ein wenig, indem er den Honig durch Greyerzer Doppelrahm ersetzte und die Torte mit einem dünnen Schokoladenüberzug versah.
Im Jahr 1922 eröffnete der umtriebige Konditor den ersten Tea-Room in der Stadt Bulle, eine neuartige, 1919 zum ersten Mal gesetzlich erwähnte Einrichtung, für die er die erste Konzession in Bulle erhielt. Ein paar Jahre später installierte er ein amerikanisches Panatrope, eine Art Grammophon, im Jahr 1928 eine völlige Neuheit. So besuchte man seinen Tea-Room, der damals ein Ort für junge Leute war, um Musik zu hören.
Als überzeugter Sportler, Gründungsmitglied des FC Bulle und der Sektion Moléson des Schweizer Alpenclubs, betätigte sich der Konditor auch als Turner und Skifahrer. Die Freude am Wandern war es, die ihn Ende der 1920er-Jahre nach Graubünden führte. Den Gâteau Bullois machte er zu einem seiner Hauptprodukte, wie seine Werbeanzeigen in den Lokalzeitungen zeigen.
Im Jahr 1945 eröffnete Eugène Glasson einen neuen Tea-Room namens La Potinière, der noch heute in Bulle besteht, neben seiner Confiserie, die er weiter betrieb. Dort arbeitete Marcel Philipona zunächst als Chef-Confiseur, bevor er sie 1965 übernahm. Zehn Jahre später, 1976, eröffnete er sein eigenes Geschäft «Au Comte Michel», das in Bulle einen guten Ruf geniesst. Wie er versichert, besitzt er das Originalrezept für den Gâteau Bullois, das er von seinem ehemaligen Chef erhalten hat.
Das Rezept ist allerdings nicht geheim, sondern in einigen Varianten bekannt. Man findet es auf der Website des Kulinarischen Erbes der Schweiz, von Terroir-Fribourg sowie im Kochbuch der Freiburger Bäuerinnen, Cuisine et Traditions au Pays de Fribourg.
Text : Anne Philipona
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen