Diese Treffen haben einen mehr oder weniger feststehenden Ablauf: Lotto oder Souper-Concert am Donnerstagabend, Musik und Konzert am Freitagabend, Umzug mit Festwagen am Samstagmorgen, gefolgt von humoristischen und sportlichen Spielen, die jedes Mal eigens neuerfunden oder erneuert werden und bis zum Sonntagnachmittag dauern. Mit der Bekanntgabe der Preise endet das Fest, und der siegreiche Jugendverein erhält den Zuschlag für die Organisation des nächstjährigen Treffens.
Die Durchführung eines Giron erfordert das Engagement der gesamten Jugend, aber auch der Dorfbewohnerschaft und der Ortsvereine. Ein Komitee wird ernannt, das aus Jugendlichen und erfahrenen Personen besteht, welche die ersteren unterstützen und ihnen helfen. Verschiedene Kommissionen, zum Beispiel für Freiwilligenarbeit, Kommunikation, Bau, Umzug, Dekoration, Fest, Finanzen, Informatik, Spiel, Logistik, Sicherheit, Sponsoring oder Verpflegung, erfordern ebenfalls die Mitarbeit vieler Personen und sorgen für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung.
Veranstaltungen von beachtlichem Ausmass
Für grössere Veranstaltungen wie die Rencontres des jeunesses Gruériennes (RJG) beträgt das Budget rund eine Million Franken. Die Organisation eines Giron ermöglicht es jungen Menschen, sich für ein ehrgeiziges, lehrreiches und kreatives Projekt zu engagieren. Doch nicht ohne Risiko. Aufgrund der immer höheren Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit stehen die Organisatoren in engem Kontakt mit dem Oberamt und der Polizei, damit die Veranstaltung so gut wie möglich begleitet wird. Tatsächlich erfreuen sich die Girons eines grossen Zulaufs. Zwischen 10 000 und 30 000 Zuschauende werden jedes Mal gezählt.
Da es während dieser Treffen zu zahlreichen Exzessen, vor allem in Bezug auf Alkohol, kommen kann, wird die Prävention grossgeschrieben: kostenlose Verteilung von Wasserflaschen, Mützen und Sonnencreme, wenn das Fest bei Hitze stattfindet, Einrichtung eines Rückfahrdiensts, Sicherheit des Veranstaltungsorts und des Campingplatzes, Anwesenheit der Samariter oder einer anderen Organisation, um die Erste Hilfe zu gewährleisten. Das 2017 eingeführte Label Smart Event begleitet die Organisatoren in den Bereichen Prävention und Sicherheit. Es richtet sich nicht nur an die Jugendfeste, sondern an alle zeitlich beschränkten Freiburger Festveranstaltungen.
Im Allgemeinen werden beträchtliche Gewinne erwirtschaftet. Sie ermöglichen es dem Jugendverein, eine Reise zu organisieren und seine Kassen für einige Jahre zu füllen. Ein Prozentsatz des Gewinns ist für soziale Projekte bestimmt: Spielplatz, Gemeindebibliothek oder Geldbeiträge an Dorfvereine. Allerdings gibt es auch defizitäre Feste, welche den veranstaltenden Jugendverein in Bedrängnis bringen.
Die ersten Feste
Die ersten RJG wurden 1985 anlässlich des von der UNO ausgerufenen internationalen Jahrs der Jugend organisiert. Vom Jugendverein von Gruyères organisiert, fanden sie in Moléson-Village statt und vereinten sieben von 25 kontaktierten Jugendgruppen. Seither wurden sie jedes Jahr veranstaltet, ausser 2020 und 2021, als die Corona-Massnahmen ihre Durchführung verhinderten. Die RJG, die anfangs einen Tag dauerten, entwickelten sich allmählich zu einer aufwendigeren Veranstaltung. Zehn Jahre nach der ersten Ausgabe vereinte das Jugendfest in Gruyères mehr als 400 Jugendliche, die an den Spielen teilnahmen. 2023 waren in Echarlens 48 Teams, die 28 Greyerzer Jugendvereine und fünf Gäste vertraten, an den sportlichen Wettkämpfen beteiligt.
Die anderen Bezirke zogen nach: 1988 fand der erste Giron des jeunesses de la Glâne statt; es folgten 1993 der Giron de la Veveyse, 1995 der Giron de la Sarine und schliesslich 2001 der Giron de la Broye. Auch hier entwickelten sich die anfangs bescheidenen Veranstaltungen zu stark besuchten Festen. Das erste Fête cantonale des jeunesses fribourgeoises, das 2014 in Farvagny stattfand, verursachte dagegen ein grosses Defizit, sodass man auf eine Fortsetzung verzichtete. Die Jeunesses Gruériennes lancierten 2012 die Rencontres des jeunesses d’hiver (RJGH), die alle zwei Jahre stattfinden. In den deutschsprachigen Bezirken ist diese Tradition unbekannt.
Um die Durchführung der Girons zu erleichtern und eine solidere Struktur zu schaffen, gründeten die Jugendvereine in den 2000er-Jahren Bezirksverbände. Zudem schufen sie ein Pflichtenheft, das die Organisation der Girons vereinfacht. Da der 2010 gegründete kantonale Freiburger Jugendverband nicht sehr aktiv ist, findet die meiste Tätigkeit auf Ebene der Bezirke statt und ist so von einem gewissen Regionalismus geprägt.
Integrative Werte
Die Feste haben ebenfalls einen integrativen Wert, da alle Jugendlichen nach Beendigung ihrer Pflichtschulzeit angehalten sind, dem Jugendverein beizutreten. Zudem tragen die zu einem vorgegebenen Thema gebauten und geschmückten Wagen sowie die Verkleidungen, die an zahlreichen Abenden und Wochenenden vorbereitet werden, zu einer guten Stimmung bei. Die Jugendvereine dienen somit zur Sozialisierung der Jugendlichen ab dem Teenageralter ausserhalb des Familienkreises. Auch wenn manche nicht mitmachen, sind alle eingeladen, sich dem Jugendverein anzuschliessen, und können dort einen Platz finden – oder nicht.
Jeder Jugendverein hat seine eigenen Aktivitäten: Unterhaltungsabende und die Teilnahme am Dorfleben bestimmen den Rhythmus des Vereins. Lottos, Glühweinausschank nach der Mitternachtsmesse, Aufbau der Altäre für die Fronleichnamsprozession, Durchführung von Sporttreffen und -wettkämpfen, Skiwochenenden oder Tagen für Betagte in der Gemeinde, Stände bei Dorfveranstaltungen, Organisation der Chilbi oder der Bundesfeier, Maisingen … Die Initiativen sind zahlreich und in jedem Dorf anders.
Eine alte Tradition
Die Existenz von Jugendvereinen ist bereits im frühen 19. Jahrhundert belegt. Sie bildeten sich jedes Jahr spontan, um die Chilbi zu organisieren, und sie waren es, die traditionellerweise den Tanzboden vor dem Dorfgasthaus aufbauten, Musiker engagierten und den Ball eröffneten. Diese Traditionen bestehen heute noch in der Freiburger Broye.
Ein weiterer Brauch der Dorfjugendvereine ist das Maisingen. Früher gingen nur die Jungmänner singen und erhielten in jedem Haushalt Eier, die sie in Körben sammelten. Zum Abschluss liessen sie sich im Dorfgasthof eine Cassée (Riesenomelett) schmecken, zu der auch die Mädchen eingeladen wurden. Seit den 1970er-Jahren gibt es diesen Brauch nicht mehr, und die mittlerweile gemischte Jugend erhält Geld für ihr Singen. An zwei oder drei Abenden ziehen die Jugendlichen in Gruppen durch die Dörfer und gehen von Haus zu Haus, um die Lieder anzustimmen, die sie zuvor in ein paar Proben gelernt haben. Im Greyerzerland legen sie dazu Bredzon und Dzaquillon an, die traditionellen Trachten des Bezirks.
In jenen Jahren konstituierten sich die meisten Jugendgruppen als Vereine mit Statuten, obwohl einige schon älteren Datums sind. So besitzt die Jugend von Albeuve Statuten aus dem Jahr 1910. Andere nahmen an der Organisation von Dorfveranstaltungen teil, über die in der Presse berichtet wurde. Hier einige Beispiele: ein grosser Familienabend mit der Jugend von Rueyres-Saint-Laurent 1907, ein Theaterstück mit der Jugend von Estavayer-le-Lac und eine Fête champêtre mit der Jugend von Courtion 1918, eine grosse Kilbi mit der Jugend von Marsens 1922, ein Kegelturnier und ein Flobert-Schiessen mit der Jugend von Vuippens und ein Bouleur-Wettbewerb (häufig zwischen zwei Dörfern, bei dem es darum ging, mit Blei beschwerte Holzkugeln möglichst weit zu werfen) mit der Jugend von Echarlens 1925.
Katholische Jugendvereine
Neben den weltlichen Jugendvereinen entwickelten sich vor allem in der Zwischenkriegszeit und bis in die 1960er-Jahre katholische Jugendgruppierungen, die auf die Initiative der Katholischen Aktion von Pius XI. zurückgehen. So wurde 1923 die Association catholique de la jeunesse fribourgeoise (ACJF) gegründet. Aus ihr ging die Jeunesse agricole catholique (JAC) hervor, welche junge Bauern vereinte und so landwirtschaftliche mit Freizeitaktivitäten mischte … 1956 wurde sie zur Katholischen Landjugend und richtete sich damit auch an jene, welche die Landwirtschaft aufgegeben hatten, doch weiterhin auf dem Land lebten. Diese zunächst nur männlichen, später auch gemischten Jugendgruppen liessen in der Folge den dörflichen Rahmen hinter sich und verschafften den Jugendlichen, die noch stark mit dem Dorfleben verbunden waren, Gelegenheiten für Begegnungen und Ausgänge.
Text : Anne Philipona
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- Guex Delphine, «Sociétés de jeunesse. De la religion au patrimoine», in La Gruyère dans le miroir de son patrimoine – Bd. 4 Sous le signe de la croix, S. 80–86.