Der Fundplatz weist in seinem Zentralbereich einen mächtigen, mindestens 500 m2 grossen Steinhaufen («Steinberg») auf, der aus klassierten Kieselsteinen besteht. Diese Steinaufschüttung, die der Fundstelle ursprünglich den Namen gab, wird allgemein als menschliche Erzeugung angesehen und gilt deshalb ebenfalls als archäologisches Kulturgut.
Während Prospektionen in den Jahren 1999 bis 2003 wurde ein Plan mit Angaben zur maximalen Ausdehnung des Pfahlfeldes ausgearbeitet (Corboud und Pugin 2000). Dieser zeigt, dass im Südwesten die Grenze des Pfahlfeldes zunächst auf einer Länge von 30-35 m von Südosten nach Nordwesten verläuft, bevor sie nach Nordosten abbiegt und auf einem ungefähr 60-65 m langen Abschnitt parallel zur aktuellen Uferlinie verläuft. Nach zirka 45 m trifft der Grenzverlauf auf den «Steinberg» und wird von diesem auf einer Länge von 22 m unterbrochen. Danach lässt sich die Siedlungsgrenze zunächst auf einem 23 m langen, nordöstlich ausgerichteten Abschnitt weiterverfolgen, bevor sie erneut die Richtung ändert und auf 42 m nach Ost/Südost verläuft und dort die nordöstliche Begrenzung des Uferdorfes bildet.
Seit der Stabilisierung des Seespiegels im Rahmen der zweiten Juragewässerkorrektion ist die Fundstelle von Ufererosion betroffen. Die noch intakten archäologischen Schichten wie auch die sich schützend darüber erstreckenden Sedimentschichten werden durch Wellenschlag und die Brandung des Sees allmählich zerstört. Die etwas massiveren archäologischen Fundgegenstände, die nicht von der Strömung mitgerissen werden, liegen freigespült an der Oberfläche des Seegrundes und sind der mechanischen Erosion ausgesetzt (Sand und Muscheln, die von der Strömung mitgerissen werden).
Das Pfahlfeld
Eine weitere Besonderheit der Ufersiedlung von Steinberg besteht in ihrem Pfahlfeld. Eine beachtliche Anzahl der Pfähle, die in der Regel aus Eichenholz (quercus) gefertigt sind, weisen sehr grosse Durchmesser auf. Die Pfahlköpfe, deren charakteristische Formgebung auf die Ufererosion zurückzuführen ist, überragen den Seegrund um einige Dutzend Zentimeter; einige unter ihnen weisen eine deutliche Neigung auf.
Die Länge wie auch der Zustand der aus dem Seegrund ragenden Pfahlhölzer stellen einen Indikator für die mechanische Erosion dar. Die spitz geformten Köpfe der Eichenpfähle sind das Ergebnis der mechanischen Erosion. Bei den übrigen, aus anderen Holzarten gefertigten Pfosten ist die Erosion sogar noch weiter fortgeschritten. Da sie eine geringere Erosionsfestigkeit aufweisen, werden ihre Köpfe fast vollständig wegerodiert, sodass nur noch 2-3 cm lange Pfahlstücke aus dem Seegrund ragen. Diese kümmerlichen Überreste können deshalb leicht mit am Grund liegenden Steinen verwechselt werden. Die aktive Erosion des Pfahlfeldes zeigt die Dringlichkeit, mit der Erhaltungsmassnahmen in die Wege geleitet werden müssen.
Archäologische Schicht(en)
Bereits frühere Beobachtungen zeigten, dass sich eine noch intakte, einige Dutzend Zentimeter mächtige Kulturschicht erhalten hat (Wolf und Mauvilly 2004: 116-117). Die von Bohrungen begleitete Bestandesaufnahme im Jahre 1999 hat erlaubt, die Flächenausdehnung dieser Kulturschicht auf 2'145 m2 und ihre Mächtigkeit auf rund 20 cm zu bemessen. Nach den Plänen, die aus diesen Untersuchungen resultierten, bedeckt der «Steinberg» nur einen Bruchteil (rund 1/6) der archäologischen Schicht.
Beobachtungen aus dem Jahr 2007 erbrachten jedoch den Nachweis, dass sich Reste der Kulturschicht über die geschätzte Fläche hinaus nach Osten und Nordosten fortsetzen. Nach unseren Schätzungen haben sich auf einer Fläche von fast 3‘000 m2 Fundschichten oder Reste davon erhalten. Auch die auf dem Plan von 1999 eingezeichnete Ausdehnung des „Steinbergs“ muss nach oben korrigiert werden.
Während im Zentrum der Siedlung die Kulturschicht durch den «Steinberg» schützend bedeckt wird, ist sie in den Randzonen der Fundstelle besonders erosionsgefährdet. In diesen Bereichen ist die archäologische Schicht bereits zu einem guten Teil aberodiert. Stellenweise erscheint sie unmittelbar unter einer dünnen Deckschicht aus organischem Material, die durch das Wasser leicht aufgewirbelt und weggespült werden kann. Die archäologische Schicht besteht zu einem grossen Teil aus pflanzlichem Material (Seeschlamm), das mit Holzkohle, Holzspänen und kiesig-sandigen Einschlüssen durchsetzt ist. Fehlen die schützenden Deckschichten aufgrund der Erosion, ist sie deshalb besonders stark der Strömung ausgesetzt.
Mehre Fachleute nehmen an, dass der grossflächige «Steinberg» menschlichen Ursprungs ist. Diese Annahme bedarf jedoch einer Überprüfung durch weitere Untersuchungen. Diese werden hoffentlich auch erlauben, die Funktion dieser mächtigen Steinaufschüttung zu klären.