Noch vor 150 Jahren waren die Ebenen an den Juraseen und an der Aare zu weiten Teilen ein Sumpf. Immer wieder wurden Dörfer und Städte überflutet, Armut, Hunger und Sumpfkrankheit gehörte zum Alltag. Dank der ersten Juragewässerkorrektion haben sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessert. Die Aare wurde in den Bielersee umgeleitet und der Nidau-Büren-Kanal wurde erstellt. Ein Netz von Binnenkanälen legte die Sümpfe trocken. Mit der zweiten Juragewässerkorrektion rund hundert Jahre später gelang es, die Wassermassen zu bändigen.
Pionierleistung gewürdigt
Marc Chardonnens, Direktor des Bundesamts für Umwelt, unterstrich den Weitblick des ersten Subventionsprojekts der Eidgenossenschaft: Die damalige Pionierleistung sei der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden gewesen, die sich nicht nur bewährt habe, sondern auch für die Zukunft wegweisend sein werde. Die Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer würdigte die Pionierleistung und den politischen Willen der Vorfahren. Sie betonte, dass man heute nicht nur eine Landschaft verändern und die Bevölkerung schützen wolle, sondern gleichzeitig auch Strom produzieren und die Natur schützen könne.
Hochwasserschutz wichtiger denn je
Staatsrat Jean-François Steiert aus dem Kanton Freiburg befand, dass der Hochwasserschutz verstärkt werden müsse, um die Landwirtschaft und die Infrastrukturen besser vor Überschwemmungen zu schützen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Partner der Juragewässerkorrektion die Herausforderungen gemeinsam annehmen würden. Der Neuenburger Staatsratspräsident Laurent Favre hob die Bedeutung der Juragewässerkorrektion in Zeiten des Klimawandels hervor. Der Hochwasserschutz sei auch im 21. Jahrhundert eine gemeinsame Daueraufgabe der Kantone.
Gewässern mehr Raum geben
Der Solothurner Regierungsrat Roland Fürst stellte fest, dass das heutige Werk der Juragewässerkorrektion zeitweise an seine Grenzen stösst. Deshalb habe sein Kanton zwischen Olten und Aarau ein umfassendes Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt in Angriff genommen und zum grossen Teil bereits umgesetzt. Staatsrätin Jacqueline de Quattro aus dem Kanton Waadt, betonte, dass die Juragewässerkorrektion zweifellos die Sicherheit erhöht und die Lebensqualität der Bevölkerung in ihrem Kanton verbessert habe. Heute ginge es aber auch darum, den Gewässern die natürliche Dynamik zurückzugeben - wie bei der aktuellen dritten Rhonekorrektion.
Ausstellung noch bis Mitte Oktober
Die Wanderausstellung "Pegelstand" blickt zurück auf die Pionierleistung des 19. Jahrhunderts und informiert über die mit der Klimaveränderung verbundenen neuen Herausforderungen im Wasserbau. In zwei Schifffahrtscontainern wandert die Ausstellung entlang der Juragewässer. Die Ausstellung macht bis zum 22. Oktober noch in den Städten Biel, Solothurn und Olten halt. Zuvor war sie in Yverdon-les-Bains, Estavayer-le-Lac, Neuenburg, Murten, La Neuveville, Büren an der Aare und Hagneck zu sehen.