Im Alltag müssen alle Menschen praktische Informationen, die ihnen Sitten und Gebräuche sowie Rechte und Pflichten vermitteln und ihnen damit eine gute Integration in die Gesellschaft ermöglichen, verstehen können. Diesem Ziel ist auch die Broschüre «Der Kanton Freiburg heisst Sie willkommen» gewidmet, welche die Fachstelle für die Integration der Migrantinnen und Migranten und für Rassismusprävention (IMR) letztes Jahr in zehn der wichtigsten Migrationssprachen herausgegeben hat.
Dank der fruchtbaren Zusammenarbeit mit Pro Infirmis Freiburg, die über eine entsprechende Fachstelle verfügt, wird die französische Broschüre nun auch in Leichter Sprache veröffentlicht. Leichte Sprache ist eine Schreibweise, die sich speziell an Personen richtet, denen das Lesen und Verstehen von Standardtexten schwer fällt. Dabei kann es sich um Personen mit einer geistigen Behinderung handeln (für welche die Leichte Sprache entwickelt wurde), oder auch um Personen mit Migrationshintergrund, deren Kenntnisse in der entsprechenden Sprache für das Verständnis noch nicht ausreichen.
Das Büro für Leichte Sprache von Pro Infirmis Freiburg hält sich an die Europäischen Regeln, wie man Informationen leicht lesbar und verständlich macht. Einfache Wörter, kurze Aktivsätze, keine Abkürzungen und Stilmittel (z. B. Metaphern), Verwendung von Beispielen zur Erklärung von komplizierten Wörtern, die sich nicht vermeiden lassen: So lauten einige der Regeln, die es zu befolgen gilt. Doch Leichte Sprache geht über diese redaktionellen Methoden hinaus. Auch die grafische Darstellung des Dokuments ist wichtig: ein angenehmes Format, das leicht zu kopieren ist (z. B. A4), die Schriftgrösse, eine leicht lesbare Schriftart, die Verwendung von Farben und Piktogrammen usw.
Partizipatives Vorgehen
Ein weiteres wichtiges Merkmal der Leichten Sprache ist der Einbezug von Personen mit Verständnisschwierigkeiten bei der Erarbeitung der Texte, zum Beispiel beim Korrekturlesen. Dabei wird geprüft, ob das Resultat wirklich für alle verständlich ist. Die Konzeption und Übersetzung eines Textes in Leichte Sprache ist also ein komplexer und massgeblich partizipativer Vorgang.
Die Integration im weiten Sinne, die Pflege des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Förderung des Zusammenlebens stellen mehr denn je Prioritäten des Staates dar Maurice Ropraz
Erhaltung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
Die Übersetzung eines so umfangreichen Textes wie der rund hundert Seiten umfassenden Broschüre «Der Kanton Freiburg heisst Sie willkommen» in Leichte Sprache ist in der Schweiz vermutlich eine Premiere, denn die Methode wird für gewöhnlich bei kürzeren Dokumenten oder Internetseiten angewandt.
«Das Projekt war eine Herausforderung, deshalb sind wir besonders stolz, sie bewältigt zu haben», betont Staatsrat Maurice Ropraz, Sicherheits- und Justizdirektor und verantwortlich für den Integrationsbereich. «In unserer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts, die gleichzeitig von einer immer grösseren Vielfalt und von einer gewissen Tendenz zu individualistischem Rückzug geprägt ist, stellen die Integration im weiten Sinne, die Pflege des gesellschaftlichen Zusammenhalts und die Förderung des Zusammenlebens mehr denn je Prioritäten des Staates dar. Mit dieser neuen Broschüre erweitern wir einmal mehr den Kreis der Personen, die wir erreichen und über das Leben in unserem Kanton informieren können.
Die Broschüre ist das wichtigste Instrument des Staates Freiburg in Sachen Erstinformation für Personen, die sich in unserem Kanton niederlassen. Verteilt wird sie hauptsächlich von den Gemeinden, wenn sich die Neuzugezogenen bei der Einwohnerkontrolle anmelden, aber auch von Organisationen und Vereinen, die im Integrationsbereich tätig sind. Die Auflage der französischen Version in Leichter Sprache umfasst 2500 Exemplare. Die IMR denkt darüber nach, auch eine deutsche Version in Leichter Sprache herauszugeben. Dafür würde sie mit der Zürcher Sektion von Pro Infirmis zusammenarbeiten