Die Vertreter der Exekutiven und der Legislativen der Westschweizer Kantone reisten erstmals gemeinsam in die Hauptstadt der EU und setzten damit ein deutliches Zeichen dafür, dass sowohl die exekutiven als auch die legislativen Behörden der Kantone betroffen sind von den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa. Anlässlich ihres Besuchs erhielten die teilnehmenden neun Staats- und Regierungsräte und rund dreissig Vertreter der Kantonsparlamente insbesondere einen Einblick darin, wie die Schweizer Mission bei der EU die Interessen unseres Landes in Brüssel vertritt. Die Treffen mit den europäischen Gesprächspartnern vermittelten den Teilnehmern aber auch ein besseres Verständnis der Herausforderungen und Realitäten, mit denen die EU gegenwärtig konfrontiert ist. Der institutionelle Rahmen der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU, die Unternehmensbesteuerung, der Zugang zum Markt, Forschung und Innovation, Personenfreizügigkeit und Regionalpolitik gehören zu den Themen, welche die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU in der Vergangenheit dominiert haben und auch in den kommenden Jahren prägen werden.
Der Besuch bot auch Gelegenheit, sich am Beispiel der kleinen Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und des riesigen Bundeslandes Baden-Württemberg, die beide Teil eines Bundesstaates wie der Schweiz sind, ein klareres Bild über die Rolle der Regionen in der EU zu machen. Gleichzeitig konnten die Vertreter der WRK und des FIR ihre Gesprächspartner aber auch über den Schweizer Föderalismus und die in der Bundesverfassung verankerte Rolle der Kantone in der Aussenpolitik informieren. Die Beziehungen zwischen der Versammlung der Regionen Europas (VRE), der die meisten Kantone der Schweiz angehören, und der EU waren ebenfalls Gegenstand der Gespräche.
Jetzt, da die Beziehungen zwischen unserem Land und der EU mit der Aufnahme von Verhandlungen über institutionelle Fragen und über eine Fortsetzung der Schweizer Beteiligung an Forschungs- und Bildungsprogrammen der EU ("Erasmus für alle" und "Horizon 2020") eine neue Dynamik erhalten, könnten die Resultate der in den kommenden Monaten anstehenden Volksabstimmungen die wichtigen Errungenschaften im Verhältnis zwischen der EU und der Schweiz gefährden. Ein besseres Verständnis der Themen, die diese Beziehungen prägen, ist von grundlegender Wichtigkeit, damit die politischen Behörden die Bevölkerung informieren und auf ihre berechtigten Fragen antworten können. Dieser Besuch der WRK und des FIR in Brüssel trägt dazu bei und bekräftigt zudem den Willen der Kantone, in der Europapolitik des Bundes als wichtige Partner mitzuwirken.