Das Erfolgsrezept? Ausbildung als Basis, ein Hauch von Eingliederung und Inklusion, das Ganze bestreut mit nachhaltiger Wirtschaft und lokalen Produkten, und fertig ist ein gelungenes Gericht, das nicht nur mundet, sondern auch Vorurteile abbauen hilft.
«Die Idee, Asylsuchende als Köche auszubilden, entstand 2020, als das Personalrestaurant der Kantonspolizei in Granges-Paccot Le Vidocq unter neue Leitung gestellt werden sollte. Unser Ausbildungsprojekt überzeugte den Stab. Damit konnte das Abenteuer beginnen», erläutert der Initiator des Projekts, Etienne Guerry, Koordinator für Integrationsmassnahmen beim Kantonalen Sozialamt, das Teil der Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) ist. Die Kantonspolizei war nicht nur interessiert, sondern investierte auch in neue Einrichtungen. Sie beschloss zudem, beim Ansatz «Regional Kochen» der Charta der Freiburger Gemeinschaftsgastronomie mitzumachen, die im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie und der Gesundheitsförderung der Staats eingeführt wurde. Dieser Ansatz, der auf eine verantwortungsbewusste, ausgewogene und auf mehr regionalen Produkten basierende Ernährung setzt, integriert hier weitere Nachhaltigkeitsaspekte, da auch auf die Bedürfnisse einer gefährdeten Bevölkerungsgruppe eingegangen wird.
Das Projekt von Le Vidocq kommt jedoch nicht aus dem Nichts. Es knüpft an eine erste Initiative an, die mit derselben Dienstleisterin, der Firma ORS, die auf die professionelle Betreuung geflüchteter Menschen von der Unterbringung bis zur Integration spezialisiert ist, lanciert wurde. Gemeint ist die Initiative «Salamandre Gourmande», einem Ausbildungsprogramm zur Küchenhilfe für unbegleitete Minderjährige. Aufbauend auf dieser ersten Initiative hat das Personalrestaurant der Kantonspolizei beschlossen, weiterzugehen und einen Diplom-Lehrgang mit langfristiger Aussicht auf eine berufliche Eingliederung anzubieten.
Im Juli 2022 hat ein erster Jahrgang von drei Lernenden des Personalrestaurants der Kantonspolizei dank der Unterstützung erfahrener Betreuerinnen und Betreuer das EBA als Restaurations- und Küchenangestellte erlangt. Einer der Lernenden wird weiter in die Lehre gehen mit dem EFZ als Ziel. Zum selben Zeitpunkt schloss ein vierter Lernender sein erstes Lehrjahr erfolgreich ab. Im Herbst 2022 wurde das Team um zwei neue Lernende für ein EBA als Restaurationsangestellte, einen Lernenden als Küchenangestellten und einen Vorlehrling als Küchenangestellten erweitert. Insgesamt sind 5 Jugendliche aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich beim Le Vidocq in Ausbildung.
«Die Erfahrung ist äusserst positiv. Das Projekt ermöglicht Flüchtlingen mit manchmal schwachen schulischen Grundlagen, einen Beruf zu erlernen und ausserdem sich selbst und uns kennen zu lernen. Hier grüsst man sich, spricht miteinander und duzt sich. Es ist ein echter Katalysator für die Integration junger Menschen. Und für das Polizeikorps ermöglicht es einen anderen Blick auf die Migration», zieht Philippe Allain, Kommandant der Freiburger Kantonspolizei, Bilanz.
Gut zu wissen !
Im Jahr 2022 hatten im Kanton Freiburg über 90 % der Asylsuchenden im Alter von 16 bis 25 Jahren einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz oder absolvierten Integrationsmassnahmen, gegenüber 80 % im Jahr 2018.
Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) des Staats Freiburg, Juni 2022
Lust, zu handeln ?
Das kantonale Integrationsprogramm für die Jahre 2022 bis 2023 (KIP 2bis) lanciert Projektausschreibungen und mehrere partizipative Ansätze im Asyl- und Flüchtlingsbereich. Der Preis Migration und Arbeit zeichnet Freiburger Arbeitgeber aus, die sich auf aktive und innovative Weise für die Integration der Migrantinnen und Migranten einsetzen. Weiter kann jede Einrichtung der Charta der Freiburger Gemeinschaftsgastronomie beitreten und sich damit verpflichten, regionale Produkte zu fördern, sozialverträgliche Produktionsweisen zu bevorzugen und die Gesundheit durch eine ausgewogene Ernährung zu fördern.
Frühere Ausgaben
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- Die Natur findet ihren Platz beim Gebäude des Amts für Umwelt
- Die Kantonsverwaltung verringert ihren ökologischen Fussabdruck beim Drucken
- Reparieren statt wegwerfen, mithilfe von Lernenden der Berufsfachschule
- Der Kanton macht einen weiteren Schritt in seiner nachhaltigen Beschaffungspolitik
- Rezept für nachhaltiges Bauen
- Gutes Zusammenleben dank Zweisprachigkeit
- Nachhaltige Imbisse und Apéros
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- Die Bücherbox: eine provisorische und nachhaltige Bibliothek