Zwölf Kalendervignetten erlauben auf drei Seiten Einblicke in die vielfältigen Tätigkeiten der Kantonsarchäologie im Jahre 2020. Dies ermöglicht, die breite Öffentlichkeit in knapper und einfacher Sprache an einigen Höhepunkten des letzten Jahres teilhaben zu lassen. In dieser Anthologie ließen sich ein paar virale Vorkommnisse nicht vermeiden! Aber die Öffnung des AARF nach außen ist nach wie vor offensichtlich, sei es nun bezüglich Sofortmassnahmen bei Bauprojekten, Adaption der Methoden, Kommunikation, Bereitstellen von Lehrmaterial, Betreuung von Studenten und Studentinnen oder Zusammenarbeit im Rahmen von Ausstellungen.
Die Archäologie im Kantonsgebiet lässt sich in folgenden Zahlen zusammenfassen: 1040 Gutachten im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens, 441 archäologische Feldinterventionen, 64 neu entdeckte Fundstellen und 44 neue archäologische Perimeter. Durch sein vorausschauendes Handeln hält das AAFR Schritt mit der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklung des Kantons und öffnet sich gegenüber den Erwartungen ihrer Akteure.
Die doppelseitigen «Einblicke» erlauben der Leserschaft einen zusammenfassenden Blick auf einige kürzlich erfolgte archäologische Eingriffe. Wie wichtig es ist, die Folgen eines Umfahrungsprojekts richtig einzuschätzen, zeigt sich im Fall von Prez-vers-Noréaz. Denn nur so lassen sich notwendigen Ausgrabungen und deren Kosten richtig planen. An der "Wasserkreuzung" von Montagny-la-Ville stiess man beim Bau eines Wassersammlers auf das römische Aquädukt, das die Hauptstadt Aventicum versorgte. Eine im Rahmen einer Masterarbeit erfolgte Untersuchung beschreibt die Entwicklung des gallorömischen Tempels von Estavayer-le-Gibloux. Am Fusse eines Molassefelsens der Maigrauge bezeugt eine Abfolge von Feuerstellen die fortwährende Nutzung eines Felsschutzdaches während des Mittelalters und dies so nahe am Herzen der Stadt! In Hauterive gibt das Mühlengebäude seine Geheimnisse preis. So lieferte es beispielsweise Hinweise auf ein außergewöhnliches Hochwasser der Saane im Jahr 1711. Was ist schließlich bunt, aber in die Erde eingetieft, mit kalten Steinen gefüllt, aber bei 1000°C rötend? Sie werden es herausfinden, indem Sie die "Chaufours" (Kalköfen) entdecken.
Die Auswertungen in diesem Band sind vier emblematischen Fundstätten unseres Kulturerbes gewidmet: dem in einem Mäander der Saaneschlucht eingebetteten und von den letzten Wild- und Feldbeuter genutzten Felsschutzdach von Arconciel/La Souche, Murten und seiner nicht immer ganz einfachen Beziehung zum See, dem imposanten Klosterkomplex von Hauterive und einem Haus, das "nach Nichts aussieht" in der mittelalterlichen Stadt von Freiburg.
Durch das Aufsammeln nicht nur von Werkzeugen, sondern auch von Produktionsabfällen und mehr als einer halben Million Knochenresten können prähistorische Archäologie und Archäozoologie ganze Bereiche der Wirtschaft jener Menschengruppen rekonstruieren, die zwischen 7200 und 4850 v. Chr. das Felsschutzdach von Arconciel aufsuchten und hauptsächlich von der Jagd lebten. Die hier veröffentlichte Untersuchung konzentriert sich auf das Verständnis der tierischen Überreste der unteren Nutzungshorizonte der Fundstelle. Sie ergänzt damit eine Doktorarbeit, die 2018 an der Universität Straßburg verteidigt wurde und in der die Fauna der oberen Niveaus detailliert beschrieben wurde, auch im Hinblick auf die Voraussetzungen für das Aufkommen der Landwirtschaft in unseren Regionen. Letztere Studie wird demnächst in monographischer Form in der Reihe Freiburger Archäologie veröffentlicht.
Das mittelalterliche Städtchen Murten entwickelt sich seit mehreren Jahrhunderten vor allem ausserhalb der Stadtmauern, aber auch in Richtung See. Allerdings liess sich in der Vergangenheit der See nicht zähmen und die Schwankungen des Wasserstandes zwangen die Bewohner, ihre Uferbebauungen anzupassen. Die Zusammstellung von Beobachtungen, die während Unterwassegrabungen gemacht wurden, und vor allem von Hinweisen, die Baustellenüberwachungen im Ryf-Quartier erbrachten, hat es ermöglicht, die Entwicklung der Strandplatte nachzuzeichnen und zwar vom Mittelalter bis zu jenem Tag, an dem diese Grenzlinie zwischen Stadt und See durch die zweite Juragewässerkorrektur stabilisiert werden konnte. Von der Sedimentbeobachtung bis zur Datierung, von den Bodenbefunden bis zu den bildlichen Darstellungen, von den klimatischen Schwankungen der Vergangenheit bis zu den historischen Katastern wird mit Methode und multidisziplinärem Ansatz das Zusammenleben dieses alten Murtener Paares – Stadt und See – aufgezeigt.
In der Stille der Saaneschlaufen und den Gebeten der Zisterziensermönche scheint in der Abtei Hauterive die Zeit still zu stehen. Die heute sichtbaren Gebäude sind sowohl bezüglich ihres äußeren Erscheinungsbild als auch ihrer inneren Ausstattung und Organisation das Ergebnis einer Entwicklung, die sich im Laufe der Jahrhunderte und der aufeinanderfolgenden Instandhaltungs-, Umbau- und Restaurierungsprojekte allmählich vollzogen hat. Die Archäologie nutzt jede Gelegenheit, die sich durch diese Bauarbeiten bietet, und dokumentiert nach Entfernung des Verputztes die Mauern, um an ihnen diese Entwicklung abzulesen. Der unveränderliche Charakter der Räume, Fenster- und Türöffnungen sowie der Erschließungsrichtungen wird durch die Analysen in Frage gestellt. In den aufeinanderfolgenden Phasen – Romanik, Gotik, dann Barock – wurden die innere architektonische Untergliederung sowie der Lichteintrag durch Fensteröffnungen an die gewünschte Funktion der verschiedenen Räume angepasst. Klösterliche Architektur ist nicht starr, sie atmet!
Auf dem Felsen der Stadt Freiburg thronend und eingekeilt zwischen zwei größeren Gebäuden, scheint das mittelalterliche Haus Stalden 6 mit seiner nur 5 Meter breiten flussseitigen Fassade auf den ersten Blick mit dem übrigen Kulturerbe der Altstadt nicht Schritt halten zu können. Aber das kleine Haus hält seine Reichtümer gut versteckt! Nicht weniger als 750 Jahre Geschichte wurden bei der Dokumentation und Analyse im Rahmen von Restaurierungsarbeiten aufgedeckt. Das 1259 nach umfangreichen Arbeiten am Untergrund errichtete Haus barg einen Fichtensparren, der das älteste erhaltene Element einer Dachkonstruktion des Kantons ist! Sein tief in den Molassegrund eingetiefter Keller und die unter den Zwischendecken im ersten Stock entdeckten reichen Malereien eines Wappenfrieses machen dieses unauffällige Gebäude zu einem wichtigen Pfeiler in der Geschichte der Freiburger Altstadt.
Die Mitarbeiter des Amtes für Archäologie setzen sich mit Leidenschaft und Effizienz dafür ein, die Entdeckungen, die während der vielen ihnen anvertrauten Einsätzen gemacht wurden, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Qualität aller durchgeführten Arbeiten ist die Garantie für die Bevölkerung unseres Kantons, dass das bewahrte archäologische Erbe an zukünftige Generationen weitergegeben wird. Und mit einem wachsamen Auge auf die noch nicht freigelegten Überreste der Vergangenheit – eine eminent nicht erneuerbare Ressource – bemüht sich das Amt für Archäologie, seine Arbeit am Kulturerbe in Einklang mit der wirtschaftliche Entwicklung unseres Kantons fortzusetzen.
Die in 500 Exemplaren gedruckte Ausgabe der Freiburger Hefte für Archäologie ist auch als Download auf der Website des Amtes für Archäologie des Kantons Freiburg erhältlich. Die digitale Version wird sich der Reihe der zwanzig bisherigen Ausgaben auf der Plattform E-Periodica- (e-periodica.ch) so bald wie möglich anschließen. Natürlich können Leser und Leserinnen, die lieber physische Seiten umblättern, die neue Ausgabe beim Amt für Archäologie bestellen.
Die Mitarbeiter des Amtes für Archäologie des Kantons Freiburg wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre und stehen Ihnen für alle Fragen zum Inhalt dieser Publikation zur Verfügung.