Eine dynamische Kantonsarchäologie
Im Jahr 2024 erfüllte das AAFR sämtliche Aufgaben im Rahmen seines Auftrags in einer weiterhin sehr dynamischen Bau- und Raumplanungskonjunktur auf integrierte Weise. Es galt insbesondere, angemessen auf die Erwartungen der Bauträger und -herren zu reagieren, damit die archäologischen Begleitmassnahmen abgestimmt auf den Beginn von Bauvorhaben unterschiedlicher Grössenordnung durchgeführt werden konnten. Es handelte sich dabei um teilweise sehr umfangreiche Projekte wie die neue Industriezone La Prila in Bulle oder die erste Etappe der Neugestaltung des Freiburger Burgquartiers.
Neben Langzeitgrabungen fanden unzählige Feldeinsätze im Rahmen der Begleitung von Erschliessungs- und Hochbauarbeiten statt. Die vor mehr als 10 Jahren eingeführte Methode der systematischen Begleitung der im ganzen Kanton durchgeführter linearen Bauprojekte liefert weiterhin bedeutende quantitative und qualitative Ergebnisse. Die Freiburger Methode wird im Übrigen von mehreren anderen Kantonsarchäologien als wegweisend wahrgenommen, weshalb diese zum Austausch mit dem AAFR Kontakt aufnehmen.
Zur Ergänzung des archäologischen Bewahrungsauftrags wurden produktive bereichsübergreifende Aufgaben durchgeführt. Dazu zählen Analysen, Auswertungen und die Aufbereitung von Publikationen und Kulturvermittlungsprojekte. Diese zielen darauf ab, das Wissen an das Fachpublikum oder die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Die Leitung dieser Arbeiten erfolgte im Jahr 2024 noch teilweise durch bereichsübergreifende Arbeitsgruppen, jedoch wurde eine weitere Optimierung der Arbeitsweise ausgearbeitet und dem Personal zum Jahresende angekündigt. So findet ab 2025 die Durchführung aller nach der Ausgrabung anfallenden Arbeiten grösseren Umfangs in Form von Projekten statt, die von einem partizipativen Steuerungsgremium bewertet, validiert und überwacht werden.
Das AAFR setzt ausserdem seine Bemühungen zur Digitalisierung archäologischer Informationen fort. Sein Pionierprojekt der mit Hilfe von KI-Technologien erstellten kantonalen Karten zur Bewertung des potenziellen Vorhandenseins archäologischer Überreste wird von den im Jahr 2024 aufbereiteten archäologischen Daten profitieren. Die ersten Prototypen von Entscheidungshilfekarten können somit im Jahr 2025 getestet werden.
Die Nutzung der beiden wichtigen Subventionen des Bundes (BAK) für die Kulturgüter von nationaler Bedeutung von Grenilles (römischer Gutshof) und der Altstadt von Freiburg (Phase 1 der Neugestaltung) wird weiterhin optimiert, ergänzend zu den üblichen kantonalen Haushaltsmitteln.
Darüber hinaus hat das AAFR weiterhin an der Ausarbeitung des Projekts für die kantonale interinstitutionelle Lagerung (SIC) mitgewirkt, indem es sich an der Vertretung der Nutzer im Lenkungsausschuss und im Projektausschuss beteiligt hat.
Im Rahmen von Neubau-, Infrastruktur- und Erschliessungsprojekten (einschliesslich linearer Bauvorhaben) waren zahlreiche Baustellen Gegenstand archäologischer Begleitung. Das prospektive Potenzial der Begleitung solcher Baumassnahmen ist von entscheidender Bedeutung für die Bewahrung des Bodenerbes. Die zahlreichen Beobachtungen haben dazu geführt, dass viele archäologische Perimeter erfasst und aktualisiert werden konnten. Die entdeckten Überreste wurden unverzüglich freigelegt und ohne Verursachung von Bauverzögerung dokumentiert.
Was die Feldarbeit betrifft, war das Jahr 2024 vor allem durch die fortlaufenden Ausgrabungen im Rahmen der Phase 1 der Neugestaltung des Burgquartiers von Freiburg geprägt. Das Grabungsteam legte insbesondere eine bedeutende Anzahl mittelalterlicher Fundamente und Keller frei, die an die unzähligen Gräber des Friedhofs unter dem Sankt-Katharinen-Platz angrenzen. Der Sektor für Mittelalter und Bauarchäologie hat ausserdem eine Ausgrabung eines Kalkbrennofens in Belfaux durchgeführt und die Ausgrabungen und Analysen in Posieux/Abbaye d'Hauterive abgeschlossen. Letztere werden Gegenstand mehrerer Studien sein, die zusammen mit dem Amt für Kulturgüter in Form einer Monografie veröffentlicht werden. Für den Sektor für Römische Epoche und Spätantike stellte die vor Baubeginn des Rolex-Projekts erfolgte Freilegung der römischen Strasse im Industriegebiet La Prila in Bulle die grösste Ausgrabung im Jahr 2024 dar. Das Team führte auch mehrere hundert mechanische Sondierungen im gesamten Kanton durch. Insbesondere unternahm es abklärende Untersuchungen zur Bewertung der für das AgriCo-Projekt in Saint-Aubin vorgesehenen Grundstücks, die in Zusammenarbeit mit dem Sektor für Vor- und Frühgeschichte erfolgten. Letztgenannter Sektor nahm eine umfassende Ausgrabung eines Segments eines bedeutenden Grabhügels in Matran/Le Perru vor, der in die Eisenzeit datiert wird. Im gesamten Kanton konnte er zudem eine Vielzahl von Bodenbefunden und Überresten freilegen, die oft in die Bronzezeit zurückreichen. Er führte auch sehr viele archäologische Abklärungen durch mechanische Sondierungen durch.
Diese Tätigkeiten zeugen von der Dynamik und Agilität der präventiven Freiburger Archäologie, die mit dem Bereich Raumplanung und Bauwesen in Abstimmung steht. Und dies, obwohl die Ressourcen des Dienstes zeitweise bis an die Grenzen des Möglichen beansprucht werden und Priorisierungen erforderlich sind. Ungeachtet dieses Drucks konnten zwei sehr umfangreiche monografische Werke fertiggestellt und veröffentlicht (Freiburger Archäologie, Bände 28 und 30) sowie ein ansprechender 26. Band der Freiburger Hefte für Archäologie dem am kantonalen Kulturerbe interessierte Publikum vorgelegt werden. Ausserdem konnten einige kulturelle Vermittlungsaktionen für die breite Öffentlichkeit angeboten werden. Darüber hinaus hat die Arbeitsgruppe für Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz (CHS) seine Bemühungen fortgesetzt.
Wichtige Ereignisse
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Im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens wurden 1155 Gutachten (2023: 1196) für das Bau- und Raumplanungsamt (BRPA), andere kantonale Ämter oder Gemeinden erstellt. Überdies waren 29 (16) Dossiers zur Ortsplanung und 17 (14) Dossiers zur Detailplanung Gegenstand einer Begutachtung. Das AAFR hat einen grossen Teil der Gutachten mit Hilfe der in FRIAC zur Verfügung stehenden Vorlagen erstellt.
Der Sektor hat 445 (511) Feldinterventionen veranlasst. Zurzeit zählt der Kanton 3087 (3077) archäologische Perimeter, darunter 24 Schutzperimeter und 2 unter Schutz gestellte Zonen. Auf dem Kantonsgebiet sind 3650 (3614) archäologische Fundstellen bekannt von denen 47 Stätten im Bundesverzeichnis für schützenswerte Kulturgüter eingetragen sind (39 der Klasse A von nationaler Bedeutung und 8 der Klasse B von regionaler Bedeutung).
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Im Rahmen seiner präventiven Massnahmen führte das Amt im Jahr 2024 insgesamt 445 Interventionen in unterschiedlichen Gemeinden durch: 8 Rettungsgrabungen, 7 Bauanalysen, 316 Baubegleitungen, davon 110 im Rahmen linearer Bauprojekte, 17 abklärende Sondierungen, 94 Prospektionen – davon 79 durch Sondengänger ausgeführt – sowie 3 andere Interventionen.
Die Baubegleitungen, Sondierungen und Prospektionen haben zur Entdeckung von 36 neuen archäologischen Fundstellen geführt: Die im Feld gemachten Entdeckungen sind Gegenstand kurzer Berichte, die online über die spezifische Webanwendung ChronArc (https://geo.fr.ch/ChronArc/) sowie in den Online-Karten des Kantons Freiburg (https://map.geo.fr.ch/, Thema Denkmalpflege) veröffentlich werden.
Im Folgenden werden die wichtigsten archäologischen Interventionen des Jahres 2024 aufgelistet. Hinzu kommen zahlreiche Baubegleitungen und Sondierungen, die im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens durchgeführt wurden.
Sektor für Vor- und Frühgeschichte: Teilgrabung eines imposanten Grabmonumentes aus der Eisenzeit in Matran/Le Perru; Ausgrabung einer bronzezeitlichen Brandgrube in Bulle/La Prila; Freilegung eines Grabes aus der Spätbronzezeit in Estavayer-le-Lac/La Prila; im Rahmen von Baubegleitungen vorgenommene Rettungsgrabungen eines Grabes aus der frühen Spätbronzezeit in Neyruz/Route du Pérélon, einer bronzezeitlichen Siedlung in Saint-Aubin/Impasse de la Fava, einer jungsteinzeitlichen Siedlung in Cressier/Sur Foumet 2, eines Depots aus der Bronzezeit in Farvagny-le-Grand/Impasse Pra-Bastian, einer jungsteinzeitlichen Siedlung in Muntelier/Strandweg, einer Brandgrube in Bulle/La Léchère sowie einer vorgeschichtlichen Grube in Corpataux/Route du Centre; Sondierungskampagnen in Saint-Aubin/Sous la Rochetta, in Grolley/ Champ des Entes, in Lentigny/En Meinoud, in Corminboeuf/Route du Centre, in Muntelier/Hautpstrasse 159, in Estavayer-le-Lac/La Prila und Beteiligung an den Sondierungskampagnen des Sektors für Römische Epoche und Spätantike in Saint-Aubin/Route de la Petite-Glâne und in Bulle/La Prila.
Sektor für römische Epoche und Spätantike: Plangrabung in Bulle/La Prila (Rolex-Projekt, Freilegung eines 200 m langen Abschnitts einer römischen Strasse, eines römerzeitlichen Bestattungsplatzes sowie von Siedlungspuren aus der Bronzezeit); Rettungsgrabung in Prez-vers-Noréaz/Maison-Rouge (Umgebung des römischen Gutshofes); Sondierungen in Bösingen, Farvagny-le-Petit, Grolley, Saint-Aubin/Route du Château und auf dem AgriCo-Campus (300 Sondierschnitte in Zusammenarbeit mit dem Sektor für Vor- und Frühgeschichte, Siedlungsspuren aus der dem Zeitraum zwischen der Jungsteinzeit und der Neuzeit, darunter ein römerzeitlicher Bestattungsplatz).
Sektor für Mittelalter und Bauarchäologie: das ganze Jahr über Fortsetzung der archäologischen Begleitung der Neugestaltung des Freiburger Burgquartiers (Hochzeitergasse, Metzgergasse, Hängebrückengasse, Vorplatz der Kathedrale), davon 5 Monate Ausgrabungen auf dem Sankt-Katharinenplatz: Unter den Gräbern des alten Friedhofes fanden sich Spuren der ersten Häuser von Freiburg; Plangrabung einer Parzelle in Belfaux mit Freilegung eines mittelalterlichen Ofens und einer eisenzeitlichen Brandgrube; Fortsetzung der archäologischen Begleitung der Restaurationsarbeiten an der Kirche Sainte-Marie in Posieux/Abbaye d’Hauterive mit einer Bauanalyse des Dachstuhls und des Balkenwerks; Begleitung der Stütz- und Restaurierungsarbeiten an den Mauern des Belvédère und der Mauer und der Porte de la Lenda (Freiburg); Prospektion und Analyse der Türme der Burg Arconciel/Vers les Châteaux (in Zusammenarbeit mit dem Labor ARTEHIS, CNRS, Dijon, Frankreich); Gebäudeanalysen und Sondierungen in Freiburg (Rue de la Poste 1), Bauwerksanalyse in Freiburg (Lausannegasse 65), in Murten (Rathausgasse 18) und in Estavayer-le-Lac (Rue de l'Hôtel-de-Ville 14).Das AAFR baut weiterhin die bei der Feldarbeit zum Einsatz kommenden technologischen Mittel wie die GNSS-Vermessung oder die Fotogrammmetrie aus und schult ihr Personal in diesen Verfahren zum Beispiel für den sicheren Einsatz von Drohnen für Luftbildaufnahme.
Vergrössern Bulle/La Prila, tronçon de route romaine dégagée sur 200 m de longueur © Etat de Fribourg - Staat Freiburg -
Im Jahre 2024 verfolgte das AAFR weiterhin das Ziel, die optimale Koordination zwischen den Feldinterventionen, den konservatorischen Massnahmen und den für wissenschaftliche Auswertungen und Inwertsetzungsprojekte auszuführenden Restaurierungsarbeiten sicherzustellen. Die präventive Konservierung der Sammlungen wurde mit Umverpackungen und Neusortierungen in den verschiedenen Depots des AAFR fortgesetzt.
Rund 12 000 neue archäologische Objekte wurden in die Sammlungen aufgenommen. Nach einer ersten Grobinventarisierung im Informationssystem wurden sie entsprechend ihrer stofflichen Beschaffenheit den verschiedenen Labors zugewiesen (Eingangsprozess).Die im Jahr 2024 durch die verschiedenen Labors behandelten Fundensembles setzten sich folgendermassen zusammen: 1500 Keramik- oder Steinensembles (2023: 3100), 2650 organische Ensembles (1010), 1450 Metallensembles (2280) und 70 Glasensembles (132).
Die Entsalzung der Metallobjekte zwecks Neutralisierung zerstörerischer Korrosionen wurde fortgesetzt: Im Jahre 2024 wurden alle Metallobjekte aus der römischen Villa von Grenilles (Gemeinde Gibloux) behandelt. Dies drückt sich in folgenden Zahlen aus: 905 zur Reinigung und Identifizierung sandgestrahlte Funde, 250 Objekte (entspricht 40 kg Eisen), die durch alkalische Sulfitreduktion stabilisiert wurden, 100 kg Glasgranulat, die zum Strahlen verwendet wurden, sowie 800 Liter Alkalisulfitlösung; ausserdem wurden 2200 Laborfotos zur Dokumentation der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten an den Objekten gemacht.
Das Labor für organisches Material führte die Lyophilisierung (Gefriertrocknung) wassergesättigter Objekte aus der Freiburger Sammlung zwecks Stabilisierung weiter. Gleichzeitig wurde die interkantonale Zusammenarbeit mit dem Kanton Jura fortgesetzt, um Objekte zu gefriergetrocknen, die bei den Ausgrabungen in Saint-Ursanne zum Vorschein kamen.Die Klimaüberwachung in den Depots wurde durch ein neues Wifi-Rotronic Sondensystem zur Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit verbessert. Diese Anlage ermöglicht ein schnelles Eingreifen beim Auftreten von Problemen.
Die Umverpackung der Sammlungen von Objekten aus Metall, organischen Materialien und Keramik wurde fortsetzt. In diesem Zusammenhang ist die vollständige Verpackung von Metallgegenständen aus kleinen Interventionen (mit 1 bis 50 Fundobjekten) sowie der organischen Sammlung von Delley/Portalban hervorzuheben. Nach 25 Jahren Lagerung in einem Tabaklagerhaus in Musillens wurde eine repräsentative Materialauswahl aus dem römischen Steinbruch von Châbles in das MRVa überführt, wodurch nicht nur eine Mieteinheit freigegeben, sondern auch erste Überlegungen zur Inwertsetzung dieser Steine angestellt werden konnten. Alle archäologischen Objekte wurden mit technischen Materialien verpackt, die auf eine langfristige Aufbewahrung ausgelegt sind.In den Funddepots führte die voranschreitende Neuverpackung und das Kompaktieren der Objekte zu einem weiteren Platzgewinn. Gleichzeitig wurden die Angaben im Informationssystem überprüft und aktualisiert. Diese Massnahmen erfolgen insbesondere im Hinblick auf die Auslagerung der Objekte in das künftige Interinstitutionelle kantonale Lager (SIC).
Die archäologische Sammlung wird weiterhin über das Archäologische Informationssystem Freiburg (SIAF) verwaltet, sowohl was den Inhalt als auch was die Art der Aufbewahrungsbehälter und die Standorte in den Depots betrifft (Verfolgung der Lagerung durch QR-Codes). Dieses System ermöglicht die Integration, Verwaltung und Nutzung aller archäologischen Informationen nach Fachbereichen. Das System stellt einen « hub» dar, der zahlreiche Arbeitsinstrumente, aber auch das Dokumentenarchiv der Kantonsarchäologie umfasst. 2024 wurden wichtige Anpassungen und Optimierungen im System durchgeführt: Überarbeitung des Formulars „Inventar“, das nun die Erfassung von Untersuchungsdaten zu archäologischen Objekten ermöglicht, weitere Implementierung verschiedener Thesauri, Fehlerbehebung.
Das Informationsmanagement und die Archivierung der Dokumentation wurden 2024 fortgesetzt, insbesondere mit der Weiterführung des Projekts zur Überprüfung, Digitalisierung, Verpackung und endgültigen Archivierung der Ausgrabungspläne sowie der Beendigung des mehr als zwei Jahre dauernden Projekts zur Verpackung und Klassifizierung der Ausgrabungsdokumentation.
Diese Dokumente sind nun korrekt klassifiziert und abgelegt, wodurch ihre langfristige Erhaltung gewährleistet ist. Darüber hinaus wurde zusammen mit dem Amt für Geoinformation (GeoA) ein Projekt für ein „Archivportal“ gestartet. Diese Geodaten werden es ermöglichen, den im AAFR aufbewahrten archäologischen Dokumentationsbestand, geordnet nach archäologischen Fundstellen, visuell darzustellen. Sie werden Feldaufnahmen, Beschreibungen, Fotografien, Inventarlisten, Berichte usw. umfassen. Diese Dokumentation wird auf Anfrage beim AAFR zugänglich sein, vorbehaltlich der geltenden gesetzlichen Bestimmungen.
Das AAFR setzte zudem die Reorganisation und Verbesserung seiner Bibliothek fort, die der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB) angegliedert ist. Dies erfolgte insbesondere durch die Erstellung eines vollständigen Inventars der Bücher und Zeitschriften.
Vergrössern Déménagement d’un échantillon représentatif de la carrière romaine de Châbles vers le MRVa © Etat de Fribourg - Staat Freiburg -
Die interdisziplinären Auswertungen führen zu Publikationen für verschiedene Zielgruppen. Für Schulklassen und die breite Öffentlichkeit werden regelmässig Projekte und Aktivitäten zur Sensibilisierung für die Bedeutung des archäologischen Erbes und zur Wissensvermittlung durchgeführt.
Auf Grundlage der Grabungsberichte wird das Auswertungsprogramm unter folgenden Gesichtspunkten priorisiert: die wissenschaftliche Bedeutung in Bezug auf den aktuellen Wissensstand, der Grad der Aufbereitung der archäologischen Funde durch die Konservierungslabors, die notwendigen Ressourcen für die restauratorische Behandlung einer Objektauswahl und für die grafische Inwertsetzung, die Verfügbarkeit der internen wissenschaftlichen Kompetenzen, der Kostenangemessenheit der Analysen, Labordatierungen und externen Fachuntersuchungen. Je nach Umfang werden die Auswertungen in einer Zeitschrift oder einer Monografien-Reihe veröffentlicht. Die im Rahmen von Auswertungen erstellte Dokumente können für Konferenzen weiterverwendet werden, aber auch für die Publikationen der neuen Reihe Foc/kus, die sich an eine breite Öffentlichkeit richtet.
Die wichtigsten Auswertungsprojekte, die im Jahre 2024 weiterverfolgt wurden, sind nachfolgend aufgeführt:
Für die Vor- und Frühgeschichte: Ansiedlung und Werkstätte aus der Eisenzeit in Sévaz/Tudinges, Layout (Fortschritt: 95%); bronzezeitliche Siedlung von Courgevaux/En Triva, externe wissenschaftliche Durchsicht und Layout (Fortschritt: 80%); Synthese der Ergebnisse der Ausgrabungen in Arconciel/La Souche, Verfassen des Manuskripts (Fortschritt: 50%).
Für die römische Epoche und die Spätantike: die spätlatènezeitliche Ansiedlung (2.-1. Jh. v.Chr.), der römerzeitliche Gutshof (1.-3. Jh. n.Chr.), die frühmittelalterliche Ansiedlung (6.-7. Jh. n.Chr.) und den karolingerzeitliche Bestattungsplatz (9. Jh. n.Chr.) von Murten/Combette (Fortschritt: 98%); der römerzeitliche Gutshof von Grenilles/Route de Grenilles (Fortschritt: 15%); der römerzeitliche Gutshof (1.-5. Jh. n.Chr.) und der frühmittelalterliche Bestattungsplatz von Vallon/Sur Dompierre (Überarbeitung des Manuskripts, Fortschritt: 60%).
Für das Mittelalter und die Bauarchäologie: Beginn der Studie für einen Artikel über die Ziegelei des Schlosses Courgevaux; Artikel über die Ausgrabungen in Rossens/Condémine (Siedlung und Körperbestattungen aus dem Mittelalter) in Endbearbeitung; Fortsetzung der Studie zur Kirche Sainte-Marie in Posieux/Abbaye d’Hauterive insbesondere zur den Lederfunden aus einem Grab; Beginn der redaktionellen Arbeit an sechs Artikeln für die Monografie über die Kirche Sainte-Marie d'Hauterive, die vom Amt für Kulturgüter herausgegeben wird; Beginn der Auswertung zum Burgstädtchen von Arconciel/Vers les Châteaux und Vortrag im Rahmen des internationalen Kolloquiums der European Association of Archaeologists in Rom über die Einbettung der Stätte in ihre natürliche Umgebung; Projekts zur Erfassung der alten Ausgrabungen in Freiburg/Bourg mit dem Ziel, diese in eine umfassende Studie einzubeziehen, die auch die aktuellen Ausgrabungen umfasst.
Für die publikationsreife Fertigstellung eines Auswertungsmanuskripts sind zahlreiche Interaktionen und die Beiträge von Personen aus anderen Fachrichtungen und Tätigkeitsbereichen notwendig. Die Grafiker und Grafikerinnen wandeln die Aufnahmen aus den Feldinterventionen (Pläne, Profile) in Abbildungen um, erstellen zahlreiche Fundzeichnungen und rekonstruieren manchmal sogar Lebensszenen aus vergangenen Zeiten. Das Fotostudio illustriert das archäologische Sachgut. Die Fotogrammmetrie – eine technologische Entwicklung, die die Leistung in der Archäologie steigert – erleichtert die Analyse und Verbreitung von Entdeckungen, seien es Objekte oder Bodenbefunde. Grafik und Fotografie tragen dazu bei, die Dokumentation der wichtigsten Objekte der archäologischen Sammlung zu ergänzen.
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Das AAFR setzte 2024 die interne Produktion von qualitativ hochwertigen Publikationen für verschiedene Zielgruppen fort, wobei die Wirtschaftlichkeit der digitalen Verbreitung im Vordergrund stand.
Im Januar 2024 hat das AAFR die Monografie «L’ancienne église Saint-Michel de Heitenried, une fondation d’époque romane en Singine» (J. Bujard und A.-F. Auberson) in digitaler Form als Band 30 der Reihe Freiburger Archäologie veröffentlicht. Im Juli 2024 konnte auch der 28. Band derselben Monografien-Reihe mit dem Titel «Des forgerons en Gruyère. L’agglomération rurale de Marsens-Riaz (FR, Suisse) du Ier au IVe siècle» (C. Martin-Pruvot et al.) erscheinen. Beide Werke sind kostenlos auf Fri Memoria verfügbar. Eine gedruckte Broschüre, die die wichtigsten Ergebnisse der letztgenannten Studie zusammenfasst, wurde für die breite Öffentlichkeit in der Reihe Foc/kus unter dem Titel «L’agglomération romaine de Marsens-Riaz» herausgegeben. Die Layoutarbeiten für zwei weitere digitale Monografien, eine über die Fundstelle von Sévaz/Tudinges (M. Ruffieux et al.) und eine über die bronzezeitliche Siedlung von Courgevaux/En Triva (B. Bär et al.) sind weit fortgeschritten und können 2025 beendet werden. Mehrere weitere Monografien sind geplant und werden nach Abschluss der laufenden Untersuchungen erstellt.
Unter den in diesem Jahr erschienenen Artikeln seien folgende erwähnt: B. Bär und M. Mauvilly, «Der spätbronzezeitiche Bestattungsplatz von Bösingen», Freiburger Volkskalender 2025, 2024, 31-35; B. Bär, «Editorial», arCHaeo Suisse 1/2024, 2-3; L. Bassin et al., «The Meso-Neolithic transition between the Alps and the Jura Mountains: a state of the question in Switzerland and the Upper Rhine Graben», AAS 107, 137-163; R. Blumer, «Editorial», arCHaeo Suisse 4/2024, 2-3; R. Blumer, E. Clivaz und L. Pernet, «Un siècle de chroniques archéologiques bientôt disponibles en ligne», arCHaeo 4, 2024, 12-15; D. Bugnon, L’agglomération de Marsens-Riaz, Reihe Foc/kus als Begleitband zur Monografie, Amt für Archäologie des Kantons Freiburg; C. Fallet und A.-L. Tharin-Pradervand, «Les pratiques religieuses à Hauterive», FHA 25/2023, 34-35; L. Kramer, «Une nouvelle pirogue au pied du Mont-Vully (canton de Fribourg, Suisse)», in: Greffier-Richard A. et al., Archéologie en Bourgogne et Franche-Comté, les lacs de Chalain et Clairvaux, vogue la Pirogue à la Préhistoire, 17; L. Kramer, «Un nouveau tumulus à Matran», arCHaeo Suisse 4/2024, 40-41; L. Kramer und M. Mauvilly, «Une découverte néolithique exceptionnelle dans les Préalpes», FHA 25/2023, 40-59; M. Liboutet «Interventions dans le Bourg médiéval de Fribourg», arCHaeo Suisse 1/2024, 41; M. Liboutet und M. Bizri, «Le bourg castral d’Arconciel (canton de Fribourg, Suisse). Insertion dans le rocher, méthodologie et approche pluridisciplinaire», Sur le Toit. Infolettre d’ARTEHIS 13 (September 2024), 15-16; C. Maise, Y. Mamin, D. Jecker, G. Lassau, R. Huber und Barbara Bär, «Bronzezeitliches Leben abseits der Seen», arCHaeo Suisse 1/2024, 14-19; J. Monnier, «Tomber sur un os! Un cimetière de l’Antiquité tardive à Dompierre FR», arCHaeo Suisse 2/2024, 38; J. Monnier, «Icare en vol de Vallon/Sur Dompierre (IIe-IIIe s. après J.-C.)», fiche du Musée d’Art et d’Histoire Fribourg; R. Pilloud, A. Angéloz und B. Bär, «Un foyer réutilisé», arCHaeo Suisse 3/2024, 38; V. Serneels et al, «Pierre et Fer à Madagascar (6): Les carrières de la vallée de la Mananara et la cité perdue de Teniki», SLSA Jahresbericht 2023, 157-237.
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Ein interdisziplinäres Projektteam hat gemeinsam mit dem Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (MAHF) das Konzept für eine Sonderausstellung im Jahr 2026 entwickelt und setzt die Vorbereitungsarbeiten für diese Ausstellung fort.
Im Jahr 2024 durften insgesamt 380 Schüler aus 21 Klassen (25 im Jahr 2023) französischsprachiger Primar- und Sekundarschulen zu pädagogischen Führungen durch das Amt für Archäologie begrüsst werden. Diese für Schülerinnen und Schüler der Klassen 5H bis 9H ausgerichtete Führung, die das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem AAFR und dem Amt für französischsprachigen obligatorischen Unterricht (FOA) ist, steht den Lehrkräften über die Plattform Kultur & Schule zur Verfügung. Sie erlaubt den Schülerinnen und Schüler, die vielfältigen Aspekte der archäologischen Berufe – von der Ausgrabung bis zu den Konservierungs- und Restaurierungslabors – kennenzulernen. Sie werden dazu angehalten, Hypothesen aufzustellen und diese zu begründen, indem sie archäologische Objekte – handelt es sich nun um Darstellungen auf Bildkarten, um Rekonstruktionen oder sogar um echte Artefakte – beobachten und in die Hände nehmen. Die Begegnung mit Archäologinnen und Archäologen ermöglicht es auch, die Notwendigkeit zu hinterfragen, nach Spuren der Vergangenheit zu suchen, sie zu verstehen und sie aus wissenschaftlicher, kultureller und denkmalpflegerischer Sicht zu erhalten. Es wird zudem eine Zusammenarbeit mit dem Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) anvisiert, um dieses Vermittlungsangebot auch deutschsprachigen Schulklassen zugänglich zu machen.
Am 19.11.2024 wurde für die Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe über die Plattform FriStages ein Schnuppertag zu den Berufen in der Archäologie angeboten. 7 Schülerinnen und Schüler (8 im Jahre 2023) nahmen an diesem Informationstag teil, der vom Amt jährlich wiederholt wird, wie auch der «Nationale Zukunftstag», der am 14.11.2024 stattfand.
Auf verschiedene Anfragen fanden weitere Kulturvermittlungsveranstaltungen statt: Tage der offenen Grabung auf dem Sankt-Katharinen-Platz in Freiburg; Präsentation der Ausgrabung im Burgquartier im Sektor Archiv und Kulturerbe des Stadtarchivs Freiburg (AVF); Präsentation der Ausgrabung und der verschiedenen archäologischen Berufe im Rahmen des FriStages und des «Nationalen Zukunftstags»; Grabungsbesuch in Matran für Schülerinnen und Schüler der Primarschule; Präsentationen aktueller archäologischer Forschungsergebnisse in einem französisch-schweizerischen Masterstudiengang an der Universität Neuenburg; Vortrag bei den Jubiläumsveranstaltungen des MAHF; Arbeitsaustausch zwischen Schweizer Spezialisten für vorgeschichtliche Bestattungsstrukturen mit Teilnahme an verschiedenen internationalen Kolloquien; Führungen in Murten (Kronenkeller), in Courgevaux (Ziegelei) und auf dem Mont Vully (keltisches Oppidum) für die Mitglieder der Vereinigung Archäologie Schweiz; Vortrag über die archäologische Ausgrabung im Kloster von Hauterive (Posieux) für Pro Fribourg; Vortrag zur Fundstelle von Arconciel/Vers les Châteaux im Rahmen der Generalsversammlung der Vereinigung Arconciacum; Gemeinschaftsvortrag zu den Themen «Archäologie in der Stadt» und «Archäologie und Raum» bei der jährlichen Tagung des Netzwerks Archäologie Schweiz (NAS) in Genf; Vortrag im Rahmen der französisch-schweizerischen Hochschultage im Laténium (Neuchâtel).
Anlässlich der Europäischen Tage des Denkmals 2024 zum Thema „Netzwerke“ empfing der Sektor Römische Epoche und Spätantike am 7. September das Publikum auf den Ruinen des gallorömischen Tempels von Riaz, was die Präsentation der antiken Stätte von Marsens-Riaz sowie die Vernissage der monographischen Publikation samt einer Begleitbroschüre für die breite Öffentlichkeit ermöglichte.
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Der Kantonsarchäologe fungiert als Direktor des Musée romain de Vallon (MRVa) und sitzt im Stiftungsrat von Pro Vallon. Der Vorstand der Stiftung verwaltet die laufenden Aktivitäten und gewährleistet die Rahmenbedingungen für die Konservierungsarbeit des Museums. Im Jahr 2024 wurde der Aktionsplan für die Integration des MRVa in das Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (MAHF) ab 2026 entwickelt.
Das AAFR ist durch den Kantonsarchäologen in folgenden Organen vertreten: Kulturgüterkommission, Groupe Patrimoine, Lenkungsausschuss und Kommission des Projektes für ein kantonales Lager für Kulturgüter (SIC), Konferenz der Schweizer Kantonsarchäologinnen und Kantonsarchäologen, Swiss Coordination Groupe UNESCO Palafittes (Präsident), Vorstand der Interkantonalen Arbeitsgemeinschaft für Anthropologie (IAG), Vorstand des Village lacustre de Gletterens, Vorstand der Vereinigung Pro Vistiliaco (Präsident), Komitee der Association Pro Aventico (Mitglied), Vorstand der Vereinigung Archäologie Schweiz (Vizepräsident).
Im Jahr 2024 arbeitete das AAFR zudem mit zahlreichen akademischen Institutionen, Museen und Vereinigungen, mit mehreren Arbeits- und Interessengruppen, mit Eventorganisationen sowie mit verschiedenen kantonalen Ämtern und Gemeinden zusammen. Auch stand es bezüglich Auskünfte oder Anfragen für grafische und fotografische Erzeugnisse verschiedenen Dritten zu Verfügung.
Schliesslich hat das AAFR in enger Zusammenarbeit mit dem Dachverband Archäologie Schweiz an der Entwicklung der Plattform CHRONIQUES online mitgewirkt. Diese ermöglicht es, Tausende von Einträgen zu archäologischen Entdeckungen in der Schweiz ab 1987 bis heute interaktiv zu erkunden.
Kennzahlen
davon 8 Rettungsgrabungen, 7 Bauanalysen, 316 Baubegleitungen, davon 110 im Rahmen linearer Bauprojekte, 17 abklärende Sondierungen, 94 Prospektionen – davon 79 durch Sondengänger ausgeführt – sowie 3 andere Interventionen.
Weitere Informationen
- Tätigkeitsbericht 2024 Amt für Archäologie
- Tätigkeitsbericht 2024 Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten
- News Amt für Archäologie
- Auftrag des Amtes für Archäologie
- Archäologische Fundberichte
- E-Periodica - Frieburger Hefte für Archäologie
- Fri-Memoria - Freiburger Archäologie
- Musée romain de Vallon