Eine Kantonsarchäologie am Puls der Zeit
Im Jahr 2023 bestanden die Ziele des AAFR darin, alle Aufgaben in einer weiterhin sehr dynamischen Bau- und Raumplanungskonjunktur in ausgewogener Weise zu erfüllen. Die intensiven Vorbereitungen im Jahr 2022 ermöglichten die produktiven und ruhigen Implementierungen von GTA, neu definierten Kostenstellen, überarbeiteten Stellenlisten und des für die Steuerung notwendigen Aufgabenkatalogs. So lassen sich alle Leistungen des Amtes ab diesem Zeitpunkt in einer Verwaltungsstruktur abbilden, die der Organisation des Amtes entspricht. Darüber hinaus wurde die Funktionsweise der sektorübergreifenden Arbeitsgruppen verfolgt, um die Prozesse im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung zu optimieren. Die regelmässigen Mitarbeitergespräche stützten sich systematisch auf das ODE-System.
Die Projekte im Zusammenhang mit der Digitalisierung wurden mit der Verbesserung der Prozesse und Funktionalitäten innerhalb des Informationssystems SIAF sowie mit Fortschritten bei der Entwicklung eines Entscheidungsunterstützungssystems zur Beurteilung des potenziellen Vorhandenseins von archäologischen Kulturgütern fortgesetzt. Dieses letzte, sehr ehrgeizige Projekt wurde auf Fachkolloquien vorgestellt und ist in Bezug auf Innovationen im Bereich der KI beim Staat Freiburg absolut wegweisend. Es soll 2024 erste Tests von prädiktiven Karten des archäologischen Potenzials ermöglichen.
Die Nutzung der substanziellen Subventionen des Bundes (BAK) für die Kulturgüter von nationaler Bedeutung in Grenilles (römischer Gutshof) und im Burgquartier (Phase 1 der Aufwertung) wird in Ergänzung zu den üblichen kantonalen Budgetressourcen weiter optimiert.
Das AAFR beteiligte sich zudem weiterhin an der Ausarbeitung des Projekts für das Interinstitutionelle kantonale Lager (SIC), indem es die Mitvertretung der Nutzer im Lenkungsausschuss und im Projektausschuss übernahm.
Im Rahmen von Neubau-, Infrastruktur- und Erschliessungsprojekten (einschliesslich linearer Bauvorhaben) waren zahlreiche Baustellen Gegenstand archäologischer Begleitung. Das prospektive Potenzial der Begleitung solcher Baumassnahmen ist von entscheidender Bedeutung für die Bewahrung des Bodenerbes. Die zahlreichen Beobachtungen haben dazu geführt, dass viele archäologische Perimeter erfasst und aktualisiert werden konnten. Die entdeckten Überreste wurden unverzüglich freigelegt und ohne Verursachung von Bauverzögerung dokumentiert.
Das Jahr 2023 war vor allem durch die Ausgrabung zahlreicher mittelalterlicher Gräber in der Umgebung der Klosterkirche von Hauterive geprägt, die im Vorfeld der Erneuerung der Kanalisation des Gebäudes durchgeführt wurde. Die Phase 1 des Grossprojekts zur Neugestaltung des Burgquartiers, verbunden mit der weiteren Verlegung der Leitungen für das Fernwärmenetz (FW), beschäftigte ebenfalls ein Team während des ganzen Jahres. So konnten viele architektonische Strukturen des alten mittelalterlichen Burgstädtchens unter den entfernten Belägen und in den FW-Gräben dokumentiert werden. Ebenso wurden eine Vielzahl von Gräbern, die sich auf dem Friedhof oder am Rande der St. Nikolaus-Kathedrale befanden, sowie andere Grabstrukturen ausgegraben und dokumentiert.Weitere umfangreiche Ausgrabungen fanden zudem in Saint-Aubin und Matran statt. Im Allgemeinen hat das AAFR die verfügbaren Ressourcen so weit wie möglich optimiert, um die notwendigen Massnahmen in guter Koordination mit den Bauherren durchzuführen.
Wichtige Ereignisse
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Im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens wurden 1196 Gutachten (2022: 1100) für das Bau- und Raumplanungsamt (BRPA), andere kantonale Ämter oder Gemeinden erstellt. Überdies waren 16 (21) Dossiers zur Ortsplanung und 14 (14) Dossiers zur Detailplanung Gegenstand einer Begutachtung. Das AAFR hat einen grossen Teil der Gutachten mit Hilfe der in FRIAC zur Verfügung stehenden Vorlagen erstellt.
Der Sektor hat 511 (420) Feldinterventionen veranlasst. Zurzeit zählt der Kanton 3077 (3045) archäologische Perimeter, darunter 24 Schutzperimeter und 2 unter Schutz gestellte Zonen. Auf dem Kantonsgebiet sind 3614 (3526) archäologische Fundstellen bekannt; von denen 25 Stätten im Bundesverzeichnis für schützenswerte Kulturgüter eingetragen sind (23 der Klasse A von nationaler Bedeutung und 2 der Klasse B von regionaler Bedeutung).
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Im Rahmen seiner präventiven Massnahmen führte das Amt im Jahr 2023 insgesamt 511 Interventionen in zahlreichen Gemeinden durch: 10 Rettungsgrabungen, 6 Bauanalysen, 384 Baubegleitungen, davon 120 im Rahmen linearer Bauprojekte, 18 abklärende Sondierungen, 1 Unterwasserinterventionen, 82 Prospektionen – davon 72 durch Sondengänger ausgeführt – sowie 10 andere Interventionen.
Die Baubegleitungen, Sondierungen und Prospektionen haben zur Entdeckung von 44 neuen archäologischen Fundstellen geführt: Die im Feld gemachten Entdeckungen sind Gegenstand kurzer Berichte, die online über die spezifische Webanwendung ChronArc (https://geo.fr.ch/ChronArc/) sowie in den Online-Karten des Kantons Freiburg (https://map.geo.fr.ch/, Thema Denkmalpflege) veröffentlich werden.
Im Folgenden werden die wichtigsten archäologischen Interventionen des Jahres 2023 aufgelistet. Hinzu kommen zahlreiche Baubegleitungen und Sondierungen, die im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens durchgeführt wurden.
Sektor für Vor- und Frühgeschichte: Ausgrabung eines Bereichs einer Siedlung aus der Mittel- und frühen Spätbronzezeit in Arrufens/En Bouley; Ausgrabung einer Herdgrube aus der Spätbronzezeit in Delley/Fin du Bois Villard; Ausgrabung von Anlegestellen und Uferbefestigungen aus der Eisenzeit und eines Einbaums aus der Bronzezeit in Bas-Vully/Sugiez Gare, Teilgrabung und Dokumentation eines Monumentalgrabes aus der Eisenzeit in Matran/Perru; Unterwassergrabung eines Bereichs der jungsteinzeitlichen Uferstation von Bevaix/Treytel (NE) im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Office du Patrimoine et d’Archéologique du canton de Neuchâtel.
Sektor für römische Epoche und Spätantike: abschliessende Ausgrabung in Grenilles/Route de Grenilles (Aussenzone eines aussergewöhnlich gut erhaltenen römischen Gutshofes); Rettungsgrabung in Bösingen/Bachtelastrasse (Randzone eines römischen Gutshofes); Plangrabung in Courgevaux/Fin du Mossard (Abschnitt der römischen Strasse), Dompierre/Route de Domdidier (Körperbestattungen aus dem 5. Jh. n. Chr.), Haut-Vully/Mur (römerzeitliche Ansiedlung), Rueyres-les-Prés/Sur le Paquier (Umfassungsmauer eines römischen Gutshofes) und Villaz-Saint-Pierre/Route de Villarimboud (Wirtschaftsgebäude eines römischen Gutshofes); Sondierungen in Alterswil/Kirchweg, Bulle/La Prila (in Zusammenarbeit mit dem Sektor für Vor- und Frühgeschichte), Châtonnaye/Route de Fribourg, Les Glânes/Bossana und Route de Massonnens sowie Saint-Aubin/Route du Baratan. Im Auftrag des Sektors für Mittelalter und Bauarchäologie: archäologische Interventionen in Arconciel/Pra du Not (Dokumentation), Grolley/Impasse du verger (Rettungsgrabung, Gebäude in Leichtbauweise und Grubenhäuser aus dem Mittelalter), Praroman/Le Serté 15 (Dokumentation eines gemauerten Gebäudes).
Sektor für Mittelalter und Bauarchäologie: Fortsetzung der archäologischen Begleitung der Neugestaltung des Freiburger Burgquartiers mit Ausgrabungen von Gebäuderesten und Friedhöfen, insbesondere eines Beinhauses (Chorherrengasse, Metzgergasse, Hängebrückengasse); Plangrabung von Körperbestattung in der Kirche Sainte-Marie und im Friedhof ausserhalb von Posieux/Abbaye d’Hauterive; Plangrabung zweier Sarkophage und der alten Mauer des Kirchenportals der Kirche von Matran (Verlegung einer Bodenheizung); archäologische Begleitung der Restaurierungsarbeiten an der Stiftskirche von Romont; archäologische Begleitung der Stütz- und Restaurierungsarbeiten an den Mauern des Belvédère und an der Steilwand unterhalb des ehemaligen Augustinerklosters (Freiburg); Bauanalyse in der Augustinerkirche hinter dem St. Anna-Altar; archäologische Begleitung der Renovierungsarbeiten am Schloss Châtel-Saint-Denis (Entdeckung alter Mauern); Prospektion und Analyse der Türme des Burgstädtchens Arconciel/Vers les Châteaux (in Zusammenarbeit mit dem Labor ARTEHIS, CNRS, Dijon, Frankreich); bauarchäologischen Analysen in Freiburg (rue de la Poste 1, Reichengasse 23), in Murten (Rathausgasse 11, Hauptgasse 13) und in Greyerz (rue du Bourg 51, rue du Bourg 51, rue du Bourg 23).
Die bei der Feldarbeit zum Einsatz kommenden Technologien wurden durch die Anschaffung eines zusätzlichen GNSS-Vermessungsgeräts, einer Erneuerung der taucharchäologischen Ausrüstung und einer Drohne für Luftbildaufnahmen von archäologischen Interventionen modernisiert. Ausserdem wurde dank eines Zuschusses der KGV ein 15 x 10 m grossen Ausgrabungszelt angeschafft, das Feldarbeit in jeder Jahreszeit und bei jeder Wetterlage ermöglicht.Vergrössern Neuentdeckte Spuren aus der Bronzezeit in Delley © Etat de Fribourg - Staat Freiburg - SAEF -
Im Jahre 2023 verfolgte das AAFR weiterhin das Ziel, die Synchronisation zwischen den Feldinterventionen, den konservatorischen Massnahmen und den für wissenschaftliche Auswertungen und Inwertsetzungsprojekte auszuführenden Restaurierungsarbeiten zu gewährleisten. Die präventive Konservierung der Sammlungen wurde mit Umverpackungen und Neusortierungen in den verschiedenen Depots des AAFR sowie mit umfangreichen Umzügen, die externe Depots betrafen, fortgesetzt.
Rund 7000 neue archäologische Objekte und Fundensembles wurden in die Sammlung aufgenommen. Nach einer ersten Grobinventarisierung im Informationssystem wurden sie entsprechend ihrer stofflichen Beschaffenheit den verschiedenen Labors zugewiesen (Eingangsprozess).
Die im Jahr 2023 durch die verschiedenen Labors behandelten Fundensembles setzten sich folgendermassen zusammen: 3100 Keramik- oder Steinensembles (2022: 1690), 1010 organische Ensembles (1822), 2280 Metallensembles (1476) und 132 Glasensembles (179). Die Entsalzung der Metallobjekte zwecks Neutralisierung zerstörerischer Korrosionen wurde fortgesetzt, während das Labor für organisches Material die Lyophilisierung (Gefriertrocknung) wassergesättigter Objekte ihrer Stabilisierung halber weiterführte.
Die Klimaüberwachung in den Depots wurde sichergestellt und vor allem durch die Installation eines neuen Wifi-Sondensystems zur Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit verbessert. Die Umverpackung der Sammlungen von Objekten aus Metall, organischen Materialien und Keramik wurde fortsetzt. Alle archäologischen Objekte wurden mit technischen Materialien verpackt, die auf eine langfristige Aufbewahrung ausgelegt sind.
In den Funddepots führte die voranschreitende Neuverpackung und Kompaktierung der Objekte zu einem weiteren Platzgewinn. Gleichzeitig wurden die Angaben im Informationssystem überprüft und aktualisiert. Diese Massnahmen erfolgen insbesondere im Hinblick auf die Auslagerung der Objekte in das künftige Interinstitutionelle kantonale Lager (SIC). Darüber hinaus wurden die externen Fundlager in Belfaux, Villargiroud und im Arsenal 18 in Freiburg vollständig geräumt und das gesamte archäologische Material (hauptsächlich Steinobjekte, die auf 290 Paletten und in 20 Spezialverpackungen gelagert wurden) in ein einziges Depot transportiert, das sich nun in Granges-Paccot (DIGA-Gebäude) befindet.
Die archäologische Sammlung wird weiterhin über das Archäologische Informationssystem Freiburg (SIAF) verwaltet, sowohl was den Inhalt als auch was die Art der Aufbewahrungsbehälter und die Standorte in den Depots betrifft (Verfolgung der Lagerung durch QR-Codes). Dieses System ermöglicht die Integration, Verwaltung und Nutzung aller archäologischen Informationen nach Fachbereichen. Das System stellt einen « hub» dar, der zahlreiche Arbeitsinstrumente, aber auch das Dokumentenarchiv der Kantonsarchäologie umfasst. 2023 wurden wichtige Anpassungen und Optimierungen im System durchgeführt: Erfassung der Daten archäologischer Auswertungen, des archäologischen Fundmaterials sowie des Erhaltungszustandes von Objekten vor und nach Ausstellungen durch das Labor, Überarbeitung der Importdateien für Feldinventare und -dokumente sowie Implementierung verschiedener Thesauri. Zudem wurde ein Informationskanal für Benutzerinnen und Benutzer im AAFR mit Video-Tutorials eingerichtet.
Das Informationsmanagement und die Archivierung der Dokumentation wurden 2023 fortgesetzt, insbesondere mit der Fortsetzung des Projekts zur Überprüfung, Digitalisierung, Verpackung und endgültigen Archivierung der Ausgrabungspläne sowie des Projekts zur Verpackung und Klassifizierung der Ausgrabungsdokumentation. Darüber hinaus setzte das AAFR die Reorganisation und Verbesserung der Verwaltung seiner Bibliothek fort, die der Kantons- und Universitätsbibliothek (KUB) angegliedert ist.
Vergrössern Restauration et documentation d'une pirogue découverte à Bas-Vully, Sugiez-Gare © Etat de Fribourg - Staat Freiburg Vergrössern Dépôt d'objets archéologiques situé à Granges-Paccot (bâtiment DIGA) © Etat de Fribourg - Staat Freiburg -
Die interdisziplinären Auswertungen führen zu Publikationen für verschiedene Zielgruppen. Um Schulklassen und die breite Öffentlichkeit für das archäologische Erbe zu sensibilisieren werden regelmässig Projekte und Veranstaltungen durchgeführt.
Auf Grundlage der Grabungsberichte wird das Auswertungsprogramm unter folgenden Gesichtspunkten priorisiert: die wissenschaftliche Bedeutung in Bezug auf den aktuellen Wissensstand, der Grad der Aufbereitung der archäologischen Funde durch die Konservierungslabors, die notwendigen Ressourcen für die restauratorische Behandlung einer Objektauswahl und für die grafische Inwertsetzung, die Verfügbarkeit der internen wissenschaftlichen Kompetenzen, der Kostenangemessenheit der Analysen, Labordatierungen und externen Fachuntersuchungen. Je nach Umfang werden die Auswertungen in einer Zeitschrift oder einer Monografien-Reihe veröffentlicht. Die im Rahmen von Auswertungen erstellte Dokumente können für Konferenzen weiterverwendet werden
Die wichtigsten Auswertungsprojekte, die im Jahre 2023 weiterverfolgt wurden, sind nachfolgend aufgeführt:
Für die Vor- und Frühgeschichte: Ansiedlung und Werkstätte aus der Eisenzeit in Sévaz/Tudinges, Layout (Fortschritt: 90%); bronzezeitliche Siedlung von Courgevaux/En Triva, Beendigung des Korrekturlesens des Manuskripts und externe Lektorate (Fortschritt: 50%); Auswertung der Tierknochen aus den oberen, mesolithischen Schichten des Felsschutzdaches von Arconciel/La Souche, Lektorat und Layout (Fortschritt: 50 %), Synthese der Ergebnisse der Ausgrabungen in Arconciel/La Souche, Verfassen des Manuskripts (Fortschritt: 30%)
Für die römische Epoche und die Spätantike: die spätlatènezeitliche Ansiedlung (2.-1. Jh. v.Chr.), der römerzeitliche Gutshof (1. -3. Jh. n.Chr.), die frühmittelalterliche Ansiedlung (6. -7. Jh. n.Chr.) sowie die karolingerzeitliche Nekropole (9. Jh. n.Chr.) von Murten/Combette (Fortschritt: 98%); der römerzeitliche Gutshof von Grenilles/Route de Grenilles (Fortschritt: 5%); römerzeitlicher Gutshof (1.-5. Jh. n.Chr.) und frühmittelalterliches Gräberfeld in Vallon/Sur Dompierre (Überarbeitung des Manuskripts, Fortschritt: 60%).
Für das Mittelalter und die Bauarchäologie: Studie für einen Artikel über die Ziegelei des Schlosses Courgevaux lanciert; Artikel über die Ausgrabungen in Rossens/Condémine (Siedlung und Bestattungen aus dem Mittelalter); laufender Artikel über ein verziertes mittelalterliches Messer aus Freiburg/Bourg; Artikel zum Burgstädtchen von Arconciel/Vers les Châteaux hinsichtlich einer Publikation in den Akten eines Rundtischgesprächs im Jahre 2024; Beginn der Auswertung der Kirche Sainte-Marie Posieux/Abbaye d’Hauterive; Beginn eines Projekts zur Erfassung der alten Ausgrabungen in Freiburg/Bourg mit dem Ziel, diese in eine umfassende Studie einzubeziehen, die auch die aktuellen Ausgrabungen umfasst.
Für die publikationsreife Fertigstellung eines Auswertungsmanuskripts sind zahlreiche Interaktionen und die Beiträge von Personen aus anderen Fachrichtungen und Tätigkeitsbereichen notwendig. Die Grafiker und Grafikerinnen bereinigen die zeichnerischen Aufnahmen aus den Feldinterventionen (Pläne, Profile) und wandeln sie in Abbildungen um, erstellen zahlreiche Fundzeichnungen und rekonstruieren manchmal sogar Lebensszenen aus vergangenen Zeiten. Das Fotostudio illustriert das archäologische Sachgut. Grafik und Fotografie tragen dazu bei, die Dokumentation der wichtigsten Objekte der archäologischen Sammlung zu ergänzen.
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Das AAFR setzte 2023 die interne Produktion von qualitativ hochwertigen Publikationen für verschiedene Zielgruppen fort, wobei die Wirtschaftlichkeit der digitalen Verbreitung im Vordergrund stand.
Eine Monografie zur Auswertung von Heitenried/Sankt Michael Vereinshaus (J. Bujard und A.-F. Auberson) ging 2023 in Produktion und wird im Januar 2024 in digitaler Form als Band 30 der Reihe Freiburger Archäologie und unter dem Titel «L’ancienne église Saint-Michel de Heitenried, une fondation d’époque romane en Singine» erscheinen. Zwei weitere digitale Monografien, eine zur Auswertung der Fundstelle von Marsens/En Barras (C. Martin-Pruvot et al.,) und eine zur Auswertung der Fundstelle von Sévaz/Tudinges (M. Ruffieux et al.), befinden sich in der Endphase der Layouterstellung und können 2024 herausgegeben werden. Mehrere weitere Monografien sind geplant und werden nach Abschluss der laufenden Publikationsprojekte erstellt.
Unter den in diesem Jahr erschienenen Artikeln seien folgende erwähnt: B. Bär und M. Ruffieux «L‘occupation pré- et protohistorique de Saint-Aubin prend forme», FHA 24, 2022, 34-81; R. Blumer «Crise énergétique et patrimoine archéologique: un équilibre précaire», arCHaeo Suisse 4, 2023, 12-13; L. Kramer, «2007–2022: 15 ans d’archéologie subaquatique dans le canton de Fribourg», Palafittesnews 23, 2023, 108-113; M. Mauvilly, F. Langenegger F. und L. Kramer «Um 3420 vor Christus am Murtensee. Ein jungsteinzeitliches Dorf auf der Pantschau», Freiburger Volkskalender 2024, 2023, 31-35; L. Kramer und B. Bär «Ein neuentdeckter Einbaum am Fusse des Mont Vully», arCHaeo Suisse 4, 2023, 41; Castel et al. «L’igue de la Cave-aux-Endives II (Loubressac, Lot): une accumulation remarquable de mammifères du Pléistocène supérieur dominée par le bison», Karstologia 25, 2022, 371-374; D. Ramseyer «Quand l’ethnologie bouscule l’archéologie: Un autre regard sur les habitats lacustres néolithiques», Editions Alphil Neuchâtel, 2023; J. Monnier et alii, «Saint-Aubin/Les Attes: un site atypique dans la Broye fribourgeoise», FHA 24, 2022, 82-184 ; J. Monnier «Grenilles: une villa romaine pleine de surprises », arCHaeo Suisse 1, 2023.
Eine vollständige und aktuelle Publikationsliste des AAFR wird 2024 online gestellt.
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Für 2023 war keine Ausstellung geplant, aber das AAFR setzte seine Überlegungen für eine Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit dem Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (MAHF) im Jahr 2026 fort.
Im Jahr 2023 durften insgesamt 510 Schüler aus 25 Klassen (20 im Jahr 2022) französischsprachiger Primar- und Sekundarschulen zu pädagogischen Führungen durch das Amt für Archäologie begrüsst werden. Diese für Schülerinnen und Schüler der Klassen 5H bis 9H ausgerichtete Führung, die das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem AAFR und dem Amt für französischsprachigen obligatorischen Unterricht (FOA) ist, steht den Lehrkräften über die Plattform Kultur & Schule zur Verfügung. Sie erlaubt den Schülerinnen und Schüler, die vielfältigen Aspekte der archäologischen Berufe – von der Ausgrabung bis zu den Konservierungs- und Restaurierungslabors – kennenzulernen. Sie werden dazu angehalten, Hypothesen aufzustellen und diese zu begründen, indem sie archäologische Objekte – handelt es sich nun um Darstellungen auf Bildkarten, um Rekonstruktionen oder sogar um echte Artefakte – beobachten und in die Hände nehmen. Die Begegnung mit Archäologen ermöglicht es auch, die Notwendigkeit zu hinterfragen, nach Spuren der Vergangenheit zu suchen, sie zu verstehen und sie aus wissenschaftlicher, kultureller und denkmalpflegerischer Sicht zu erhalten. Es wird zudem eine Zusammenarbeit mit dem Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) anvisiert, um dieses Vermittlungsangebot auch deutschsprachigen Schulklassen zugänglich zu machen.
Am 14.11.2023 wurde für die Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe über die Plattform FriStages ein Schnuppertag zu den Berufen in der Archäologie organisiert. 8 Schülerinnen und Schüler (7 im Jahre 2022) nahmen an diesem Informationstag teil, der vom Amt jährlich wiederholt wird, wie auch der «Nationale Zukunftstag», der am 9.11.2023 stattfand.
Auf verschiedene Anfragen fanden weitere Kulturvermittlungsveranstaltungen statt: Grabungsführung in Romont durch Schülerinnen und Schülern der Sonderschule «Carré d'As»; Teilnahme am Eröffnungstag und an einem Thementag im Village lacustre de Gletterens; Präsentation der mittelalterlichen Sammlungen für CUSO-Doktoranden der Universität Lausanne; Arbeitsaustausch zwischen Schweizer Fachleuten für vorgeschichtliche Grabstrukturen; Zyklus von vier Fortbildungskursen für Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe an der OS Riaz; wissenschaftliche Begleitung der Besuche für die Öffentlichkeit im Kronenkeller in Murten; Besuch einer Ausgrabung in Freiburg/Bourg für Studenten der Universität Genf im Fachbereich Architektur mit Spezialisierung auf Kulturerbe; wissenschaftliche Begleitung bei der Besichtigung des «Espace 1606» durch das Personal des Amtes für Vermessung und Geomatik (AVG). Darüber hinaus wurden zahlreiche Vorträge bei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen, Fachkolloquien und Jahrestreffen von Berufsverbänden in der Schweiz und im Ausland gehalten. Schliesslich wurde in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Pro Vistiliaco ein Rundtischgespräch zum Thema «Patrimoine culturel du Vully» organisiert, der es ermöglichte, verschiedene Partner zusammenzubringen, um die Erwartungen in Bezug auf die kulturelle Aufwertung zu definieren.
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Der Kantonsarchäologe fungiert als Direktor des Musée romain de Vallon und sitzt im Stiftungsrat von Pro Vallon. Der Vorstand der Stiftung verwaltet die laufenden Aktivitäten und gewährleistet die Rahmenbedingungen für die Konservierungsarbeit des Museums.
Das AAFR ist durch den Kantonsarchäologen in folgenden Organen vertreten: Kulturgüterkommission, Groupe Patrimoine, Lenkungsausschuss und Kommission des Projektes für ein kantonales Lager für Kulturgüter (SIC), Konferenz der Schweizer Kantonsarchäologinnen und Kantonsarchäologen, Swiss Coordination Groupe UNESCO Palafittes (Präsident), Vorstand der interkantonalen Arbeitsgemeinschaft für Anthropologie (IAG), Vorstand des Village lacustre de Gletterens, Vorstand der Vereinigung Pro Vistiliaco, Komitee der Association Pro Aventico (Mitglied), Vorstand der Vereinigung Archäologie Schweiz (Vizepräsident).
Im Jahr 2023 arbeitete das AAFR zudem mit zahlreichen akademischen Institutionen, Museen und Vereinigungen, mit mehreren Arbeits- und Interessengruppen, mit Eventorganisationen sowie mit verschiedenen kantonalen Ämtern und Gemeinden zusammen. Auch stand es bezüglich Auskünfte oder Anfragen für grafische und fotografische Erzeugnisse verschiedenen Dritten zu Verfügung.
Kennzahlen
davon 10 Rettungsgrabungen, 6 Bauanalysen, 384 Bauüberwachungen, davon 120 im Rahmen linearer Bauprojekte, 18 abklärende Sondierungen, 1 Unterwasserinterventionen, 82 Prospektionen – davon 72 durch Sondengänger ausgeführt – sowie 10 andere Interventionen.
Weitere Informationen
- Tätigkeitsbericht 2022 Amt für Archäologie
- Tätigkeitsbericht 2022 Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten
- News Amt für Archäologie
- Auftrag des Amtes für Archäologie
- Archäologische Fundberichte
- E-Periodica - Frieburger Hefte für Archäologie
- Fri-Memoria - Freiburger Archäologie
- Musée romain de Vallon