In dieser Ausgabe werden sie Zeuge einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Konservatorin-Restauratorin und Archäologin, die im Fundmaterial der ins beginnende 1. Jahrhundert datierten Siedlung von Marsens den aus Knochen gefertigten Knauf eines Langschwertes identifizierten, das der römischen Kavallerie eigen ist (spatha).
Neues auch aus Schmitten. Nach einer Rettungsgrabung im Jahre 2004, die erste Siedlungsspuren aus dem Mittelalter zum Vorschein brachten, stiessen Archäologen 2012 auf der Schlossmatte während einer weiteren Intervention auf Zeugnisse einer noch älteren Ansiedlung: ein grosser Pfostenbau mit Lehmwänden und Feuerstelle aus karolingischer Zeit (Ende 8. - Beginn 11. Jahrhundert). Die Entdeckung dieses ländlichen Anwesens wirf ein neues Licht auf die Besiedlung unserer Region in der Zeit zwischen der karolingischen Epoche und dem Jahre 1000 n.Chr.
Wär hätte gedacht, dass dank eines Verkehrsunfalls ergänzende archäologische Untersuchungen am Torturm der Dominikaner in Estavayer-le-Lac durchgeführt werden konnten. Abgesehen von besagtem Bauwerk aus dem späten 13. Jahrhundert war auch der benachbarte grosse Kanonenturm mit quadratischem Grundriss Gegenstand von Bauanalysen sowie der ganze, aus dem 14. und dem 15. Jahrhundert stammende Verteidigungsring des heutigen Hauptortes des Broyebezirks.
In Domdidier hat im Herbst 2013 eine im Umfeld der Kapelle Notre-Dame-de-Compassion unternommene Notgrabung nicht nur den funerären Charakter dieses Areals bestätigt, sondern auch mehre Abschnitt der Römerstrasse zwischen Payerne und Avenches, einen alten Bachlauf, mittelalterliche Grablegungen aus dem 11. bis 15. Jahrhundert sowie mehrere Bauten in der Randzone des Friedhofes zu Tage gebracht. Im Süden des Bestattungsareals standen zwei Gebäude aus dem 16.- 17. Jahrhundert, deren Pflasterboden freigelegt wurde.
Die Ausgrabungskampagne 2013 an der Rue de la Poterne in Bulle erbrachte in einer sumpfigen Zone den Nachweis eines ausgeklügelten Drainagesystems sowie von Pfosten, die dazu dienten, aufgeschüttetes Erdmaterial zu stützen, auf welchem im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts die ersten Steinhäuser erbaut wurden. Auf betreffendem Gelände waren zunächst Gärten und Scheunen angesiedelt, bevor diese 1765 einer Töpferwerkstatt weichen mussten. Es stellt eines der interessantesten Zeugnisse mittelalterlichen Städtebaus im Kanton Freiburg dar.
Die Renovierung des Roten Turms in Murten gab Anlass zu baubegleitenden Analysen, die neue Erkenntnisse zum Befestigungswerk lieferte, das die Stadt ab 1238 umgab. Historische Ereignisse - insbesondere die Burgunderkriege - haben deutlich ihre Spuren am Bau hinterlassen, welcher zunächst Neuer Turm, dann Hexenturm und schliesslich Roter Turm genannt wurde.
Untersuchungen am Kloster Maigrauge in Freiburg haben erlaubt, das Ausmass der nach dem Brand von 1660 stattgefundenen Renovationsarbeiten zu bestimmen.
Im Dossier werden die Ergebnisse einer im Jahre 2008 in Posieux durchgeführten Rettungsgrabung vorgestellt. Sondiergrabungen unter einem in der Saaneschlucht gelegenen Abri erbrachten den Nachweis einer über 5000 Jahre reichenden menschlichen Nutzung, von der im Boden eingetiefte Befunde sowie in die rückwärtige Molassefelswand geschlagene Strukturen zeugen. Die endneolithischen Kulturschichten gilt es besonders hervorzuheben; es handelt sich um die ersten unter einem Freiburger Felsunterstand erkannten Hinterlassenschaften dieser Zeitstellung.
Im Rahmen der Grabungen in Bulle/Poterne, unter dem Felsdach von Posieux/La Pila sowie in Domdidier/A Domdidier wurden photogrammetrische Vermessungen mittels digitaler Luftbilder durchgeführt. Mit dieser Methode zur dreidimensionalen Vermessung der Grabungsfläche sammeln wir bereits seit 2012 Erfahrungen; im vorliegenden Heft wird sie kurz erläutert.
Die Prospektion, insbesondere mit Hilfe eines Metalldetektors, ist seit 2013 im ganzen Kantonsgebiet unter Bewilligungspflicht gestellt. Die kantonale Legislative wird sich in Kürze mit einem Vorschlag zur Einführung einer Ordnungsbusse beschäftigen, mit der Zuwiderhandlungen bestraft werden sollen. Diese Massnahme wird sicher helfen, die Plünderung unseres archäologischen Erbes - ein Phänomen, das sich in der Schweiz vor allem mit der Verbreitung des Internets verstärkt hat - einzudämmen.
In der Ausstellung "Ein letztes Glas?" sind rund hundert mehrheitlich aus dem Grabkontext stammende Gläser zu sehen, von denen einige zum ersten Mal ihren angestammten Platz im Funddepot verlassen haben. Die Schau zeigt Objekte, die zeitlich von der Bronzezeit bis ins Frühmittelalter streuen, und beleuchtet nicht nur verschiedene Herstellungsverfahren sondern auch Konservierungs- bzw. Restaurierungsmethoden.
Der archäologische Fundbericht gibt schliesslich Einblicke in die insgesamt 49 Interventionen - von Arconciel bis Vuisternens-en-Ogoz - die im Laufe des Jahres 2013 durchgeführt wurden.
Die FHA 2014: Ihre jährliche Dosis Archäologie, die Sie unbeschränkt geniessen dürfen!
Blick durch facettenreiches Glas auf 365 Tage Archäologie
Neben den zahlreichen Tätigkeiten, die ihren Widerklang in dieser 16. Ausgabe der Freiburger Hefte für Archäologie finden, hat das Amt für Archäologie eine prächtige Ausstellung konzipiert, in der die schönsten Glaswaren aus dem Kanton Freiburg, Schmuckstücke und Behältnisse aus der Zeit zwischen dem 14. Jahrhundert v.Chr. und dem 7. Jahrhundert n.Chr., zu sehen sind.
Veröffentlicht am 15. Dezember 2014 - 11h00
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Herausgegeben von Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten
Letzte Änderung: 15.12.2014 - 11h00