Rund vierzig Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen beleuchten die Geschichte des Gebäudes und stellen die während der Bauarbeiten gemachten Entdeckungen vor, insbesondere das spektakuläre gemalte Wanddekor (1531), das hinter der Holzvertäfelung der ehemaligen kleinen Ratsstube zum Vorschein gekommen ist.
Das Rathaus steht in diesem Jahr gleich doppelt im Mittelpunkt. Nach den Renovierungsarbeiten können die Grossrätinnen und Grossräte ein von Grund auf restauriertes und neu hergerichtetes Gebäude wieder in Betrieb nehmen. 2022 wird ausserdem das 500-jährige Jubiläum des Bauwerks gefeiert, das am 30. September 1522 eingeweiht wurde. Eine ideale Gelegenheit also, einen neuen Blick auf dieses Haus und damit auch auf die Macht und die Eliten zu werfen, welche dort seit einem halben Jahrtausend praktisch ununterbrochen aufeinander folgten.
Das Rathaus, fest verankert auf seinem Felsvorsprung im Herzen der Altstadt, hat schon vieles miterlebt. Bereits früh fanden hier öffentliche Versammlungen von Stadt und Kanton statt, ganz gleich, ob es sich um offizielle Zeremonien, patriotische Zusammenkünfte oder Volksunruhen handelte. Und der Marktplatz war einst auch der Platz des Halseisens, Prangers und der Bücherverbrennung. Während das erste Stockwerk ein Ort der Macht und der Justiz blieb, wurden die anderen Stockwerke als Kornspeicher, Archiv, Zeughaus, Gefängnis oder auch als Kaserne für die Gendarmen genutzt.
Um diese 500-jährige Geschichte nachzuzeichnen, hat das Amt für Kulturgüter die Beiträge von rund vierzig Fachpersonen mit unterschiedlichem Hintergrund (Historiker, Archäologen, Architekten, Ingenieure, Restauratoren, aber auch Handwerker und Künstler) in einem Buch zusammengetragen, das die verschiedenen Facetten dieses symbolträchtigen Gebäudes zeigt.
Die Renovierungsarbeiten wurden von vielerlei Entdeckungen begleitet. Die spektakulärste ist die Freilegung eines Wandgemäldes aus der Renaissance (1531) hinter einer Seitenwand der einstigen kleinen Ratsstube (lange auch der Saal des Kantonsgerichts). In der Tradition der Gerichtsmalerei ist hier die biblische Erzählung von Susanna und den Ältesten dargestellt – eine Geschichte über eine falsche Zeugenaussage, die auch im Jahr 2022 noch aktuell ist.
Die von Aloys Lauper und Fabien Python herausgegebene grossformatige Publikation, reich illustriert und mit einem Faltblatt des Wandgemäldes versehen, umfasst 352 Seiten und ist auf Deutsch und Französisch erhältlich. Sie ist in den grösseren Buchhandlungen im Kanton verfügbar oder kann beim Amt für Kulturgüter unter folgender Adresse bestellt werden: Das Freiburger Rathaus 1522-2022