Die Gesundheitsfolgenabschätzung lässt sich wie folgt definieren: «[...] eine Kombination von Prozeduren, Methoden und Werkzeugen. Mit diesen lassen sich die Auswirkungen von Strategien, Programmen oder Projekten auf die Gesundheit einer Bevölkerung und deren Verteilung in der Bevölkerung abschätzen [...]» (WHO, Göteborg-Konsenspapier, 1999). Die Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) ist ein Instrument zur Entscheidungshilfe und Gesundheitsförderung, mit dem die möglichen Auswirkungen einer Politik, eines Programms oder eines Projekts auf die Gesundheit der Bevölkerung bestmöglich eingeschätzt werden können. Durch Identifizierung der Wirkung einer spezifischen Aktion auf die Gesundheit der Bevölkerung zielt eine GFA darauf ab, die Entscheidungsfindung so zu beeinflussen, dass der Nutzen für die Gesundheit maximiert sowie der Schaden für die Gesundheit minimiert werden kann.
Freiburg war der erste Schweizer Kanton, der die GFA in das kantonale Gesundheitsgesetz integriert hat (RSF 821.0.1, Gesundheitsgesetz vom 16. November 1999): Artikel 3 Abs. 3 besagt: «Auf Verlangen der für den Gesundheitsbereich zuständigen Direktion kann der Staatsrat jeden Entwurf für ein Gesetz, ein Dekret oder einen Beschluss daraufhin untersuchen, ob er sich nachteilig auf die Gesundheit auswirkt, und gegebenenfalls einen Bericht über die Massnahmen hinzufügen, mit denen die Auswirkungen abgeschwächt werden sollen».
Die Sorge um die möglichen Auswirkungen der in den Staatsdiensten getroffenen Entscheidungen kommt auch im kantonalen Plan für Gesundheitsförderung und Prävention 2007‒2011 zum Ausdruck, der für 2011‒2015 verlängert wurde. Eine gewisse Anzahl der für die Umsetzung dieses Plans notwendigen Massnahmen wurde als prioritär eingestuft, darunter die Transversalität, welche die Herausforderungen bei der Gesundheitsförderung in Projekten aus dem nicht-gesundheitlichen Bereich berücksichtigen soll.
Schliesslich erscheint die GFA in der Strategie der nachhaltigen Entwicklung des Kantons Freiburg als eines der Modellprojekte: «Der Staat wird mittels Gesundheitsfolgenabschätzungen ermitteln, welche Folgen die grossen Projekte des Staats auf die körperliche, geistige und soziale Gesundheit der Bevölkerung haben» (Staat Freiburg, RUBD, 2011).
Die Erwähnung dieses Instruments in einer Serie von wichtigen Dokumenten des Staats Freiburg schafft eine gesetzliche Grundlage, auf die sich der Kanton bei der Anwendung der GFA auf Projekte stützen kann.
Im Jahr 2011 wurde im Auftrag der GSD im Kanton Freiburg eine GFA durchgeführt. Dabei wurden die Auswirkungen auf die Gesundheit im Rahmen der Eröffnung einer neuen Unterkunft für Asylsuchende im Kanton untersucht. Die Arbeitsgruppe bestand aus Vertreterinnen und Vertretern des Amts für Gesundheit (GesA), das diese Aktion im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung steuert, Vertreterinnen und Vertretern des Kantonalen Sozialamts (KSA), das die Aspekte Aufnahme, Beherbergung und Betreuung der Migrantinnen und Migranten auf Kantonsebene regelt, und Mitgliedern des Schweizer Vereins für Gesundheitsfolgenabschätzung (Plattform GFA ‒ Equiterre), welche die Bewertung vornahmen. Diese GFA hatte folgende Ziele: Sensibilisierung der Akteurinnen und Akteure des politisch-administrativen Systems sowie der Entscheidungsträger für die Wechselbeziehungen der Aktionen und Entscheidungen im Asylbereich mit der Gesundheit; Erarbeitung von Empfehlungen für die Gesundheitsförderung und Erstellung eines Begleitprotokolls für die gesundheitlichen Aspekte im Rahmen der Eröffnung eines neuen Asylzentrums.
Die Studie untersuchte unter anderem die Aspekte der Ernährung und Bewegung und empfahl, Aktivitäten im Zusammenhang mit diesen Themen, die für die Gesundheit der Asylsuchenden äusserst wichtig sind, zu entwickeln. Diese Empfehlung wurde im Freiburger Aktionsprogramm «Ich ernähre mich gesund und bewege mich ausreichend» 2014‒2017 integriert; eine Massnahme zur Umsetzung von spielerischen Workshops zur Sensibilisierung für das Thema Ernährung für Familien in Asylzentren wurde entwickelt. Im Foyer des Remparts in Freiburg wurde im Juni 2014 ein Pilotprojekt lanciert und unter der Leitung von zwei Ernährungsberaterinnen und der Unterstützung des Heimpersonals wurden sechs Workshops durchgeführt. Die Workshops waren ein Erfolg; daher wurde die Aktion 2015 erneut durchgeführt.