Vorschulalter
Bei der Geburt eines Kindes sind seine Eltern sowie alle Erwachsen, die das Kind betreuen, für seine physische Gesundheit und somit für seine Hygiene verantwortlich. Das Kind braucht einige Jahre, bis es in diesem Bereich unabhängig ist. Erwachsene haben somit zu hygienischen Zwecken Zugriff auf den Intimbereich, bis sich das Kind nach und nach selbst um die Hygiene kümmern kann. Bei einem Kind mit Behinderung kann dies länger dauern.
Das Recht auf Intimität beim Kind
Umso älter das Kind wird, umso stärker ist das Bedürfnis und umso höher das Anrecht auf Intimität. Das Schamgefühl manifestiert sich im Allgemeinen mit dem Verlegenheitsgefühl, von seinen Eltern oder Geschwistern nackt gesehen zu werden. Das Kind schliesst die Tür, um auf die Toilette zu gehen oder sich an- und auszuziehen. Dieses Bedürfnis muss respektiert, die Selbstständigkeit gefördert und eine individuelle Begleitung ermöglicht werden, d.h. man muss sich dem Rhythmus des Kindes anpassen, bei Fragen und Anliegen da sein, insbesondere was die Hygiene und Gesundheit betrifft.
Gleiches gilt für den Körperkontakt mit Erwachsenen. Küsschen und Zärtlichkeiten von Erwachsenen zur Begrüssung können für das Kind unangenehm sein, auch wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Ein NEIN ist ein NEIN, d.h. wenn es nicht berührt werden will, hat das Kind das Recht, NEIN zu sagen und das muss gehört und respektiert werden. Diese Botschaft lernt das Kind früh in der Erziehung und sie wird es das Leben lang begleiten.
Eine Frage der Kultur...
In einigen Familien ist Nacktheit etwas relativ Normales und Problemloses. Die Familienmitglieder treffen sich im Badezimmer, ohne sich zu genieren. In anderen Familien ist dies ganz anders: Die Kinder sehen ihre Eltern nie nackt und sie werden dazu erzogen, sich frühmöglichst selbst anzuziehen. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch!
Die Sexualpädagoginnen, die die Klassen besuchen, sprechen dieses Thema mit den Kindern ab der 2. HarmoS-Klasse (2H) an. Sie unterstützen die Kinder bei der Entdeckung der privaten und öffentlichen Bereiche, beim Erkennen von Situationen, in denen sie NEIN sagen können oder NEIN sagen müssen und sich Hilfe holen sollen.