19. Tage der Schizophrenie: Kanton Freiburg lanciert seine erste App zum Thema psychische Gesundheit
16. März 2022 - 09H56 Archiviert
Ab dem 19. März 2022 können die Freiburgerinnen und Freiburger ihr Wissen zu sieben Störungen der psychischen Gesundheit mit einem innovativen PsyQuiz testen. Ziel: Vorurteile und falsche Vorstellungen zu Störungen der psychischen Gesundheit aufgreifen, um Tabus zu brechen, zu entstigmatisieren und zum Handeln anzuregen. Während den Tagen der Schizophrenie vom 19. bis 26. März 2022 gibt es bei einem Quiz-Wettbewerb Kariyon-Gutscheine zu gewinnen.
Psychische Erkrankungen: Tabus brechen, um früher zu handeln
Das Freiburger Komitee der TdS, in dem verschiedene Partnerinnen und Partner aus dem Bereich der psychischen Gesundheit vertreten sind, hat ein PsyQuiz entwickelt, mit dem man das eigene Wissen zu Schizophrenie und anderen psychischen Störungen testen kann: Depressionen, Borderline, bipolare Störungen, Essstörungen, Alkoholabhängigkeit oder Sucht. Psychische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft noch viel zu oft missverstanden, dies trotz zahlreicher wissenschaftlicher Daten. PsyQuiz will der Bevölkerung helfen, Falschannahmen zu revidieren, und richtige Informationen zu diesen Erkrankungen bereitstellen. Ein guter Wissensstand zu psychischer Gesundheit kann zur Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen beitragen und die Krankheitserkennung verbessern. Denn: Psychische Erkrankungen wie Schizophrenie sind behandelbar, und die Genesungschancen stehen eindeutig besser, wenn die Krankheit frühzeitig erkannt und behandelt wird.
Ressourcen und Wettbewerb
Wer möchte, kann das eigene Wissen zu sieben psychischen Erkrankungen testen und während den TdS vom 19. bis 26. März 2022 an einem Wettbewerb teilnehmen. Wettbewerbspreise sind 12 Kariyon-Gutscheine im Wert von je 50 Franken. Am Ende des Quiz gibt es Informationen zur Weiterleitung im Hilfsnetzwerk für Betroffene oder Personen, die sich mit einer Partnerin oder einem Partner der TdS austauschen möchten. Eine Ansprechperson der TdS nimmt vom 19. bis 26. März 2022 (9 bis 11 Uhr und 14 bis 16 Uhr) unter der folgenden Nummer Anrufe entgegen: T +41 79 586 17 64.
Ein Film darüber, wie eine psychische Krankheit in eine Familie einbricht
Der Film «La Forêt de mon père (Into Dad's Woods)» wird während den TdS mit deutschen Untertiteln gezeigt:
- Bulle, 23. März 2022, 18.15 Uhr, Kino Les Prado (cinemotion), in Anwesenheit des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG), des Vereins Pflegende Angehörige Freiburg (PA-F) und des Angebots As'trame Fribourg der Paar- und Familienberatung Freiburg.
- Freiburg, 28. März 2022, 18.15 Uhr, Kino Les Rex (cinemotion), in Anwesenheit der Regisseurin und des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG), des Vereins Pflegende Angehörige Freiburg (PA-F) und des Angebots As'trame Fribourg der Paar- und Familienberatung Freiburg.
In diesem Film geht es um die 15-jährige Gina, die in einer liebevollen Familie in einem Ort nahe am Waldrand in Belgien lebt. Sie bewundert ihren unberechenbaren und launischen Vater Jimmy, einen Mann, dessen Exzesse sie bereit ist zu vergeben. Bis zu dem Tag, an dem die Situation unhaltbar wird: Jimmy verändert sich, und bald wird das fragile Gleichgewicht der Familie gestört. In der verworrenen Situation verbündet sich die revoltierende Gina mit einem Teenager in ihrer Nachbarschaft, um ihren Vater zu retten.
Da die TdS international ausgerichtet sind, werden während dieser Tage weitere, rein digitale Aktionen angeboten. Abgestützt auf die Bewegung der Meinungsäusserungsfreiheit und in Partnerschaft mit zahlreichen Organisationen bieten die TdS unter dem Motto «Wenn ich so weit gekommen bin, stell dir vor, wie weit du gehen kannst...» in diesem Jahr viel Raum für Erfahrungsberichte. Weitere Informationen sind verfügbar unter www.schizinfo.com.
Medien, die an Interviews mit Betroffenen oder Angehörigen interessiert sind, können sich für weitere Informationen an die Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) wenden.
Störungen der psychischen Gesundheit Laut dem letzten Obsan-Bericht über die Gesundheit im Kanton Freiburg (2020) sind 20 % der Freiburger Bevölkerung von mittleren bis starken psychische Störungen betroffen. Im gesamtschweizerischen Mittel sind es 15 %. Die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren leidet seltener an psychischen Störungen als die jüngeren Altersgruppen. Psychische Erkrankungen sind in der Schweiz seit Jahren die häufigste Invaliditätsursache, (Baer, 2017), insbesondere bei jungen Personen und Personen im mittleren Alter. Im Weiteren sind psychische Störungen eine Hauptursache für (nicht-assistierte) Suizide. Viele Personen mit einer chronischen psychischen Erkrankung leiden zusätzlich an schweren körperlichen Krankheiten (Obsan Bericht 15/20: Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2020). In der Schweiz macht Schizophrenie 12,1 % der psychiatrischen Hospitalisierungen bei Frauen und 15,9 % bei Männern aus. Die 2018 bei den Frauen mit Abstand am häufigsten gestellten Diagnosen gehörten zur Diagnosegruppe der Depressionen (28,4 %). Darauf folgen neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (17,3 %), Schizophrenien (12,1 %) und Störungen durch Alkohol (10,3 %). Bei den Männern sind die häufigsten Diagnosen etwas gleichmässiger verteilt: Depressionen (20,6 %) und Störungen durch Alkohol (20,1 %), darauf folgen Schizophrenien (15,9 %) und neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (12 %) (Obsan Bericht 15/20: Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2020). Schizophrenie Schizophrenie ist eine Form der Psychose, die gut eine von 100 Personen betrifft. Es gibt verschiedene Schweregrade, doch kann die Krankheit sehr beeinträchtigend sein. Die WHO zählt Schizophrenie zu den zehn Erkrankungen, welche die meisten Beeinträchtigungen verursachen. Schizophrenie entwickelt sich vermutlich unsichtbar ab der Geburt, tritt aber hauptsächlich im frühen Erwachsenenalter (zwischen 15 und 25 Jahren) auf, wenn das Gehirn ausgereift ist; sie verläuft in Episoden. Auch wird die Erkrankung sehr häufig mit Abhängigkeiten assoziiert. Schizophrenie kommt in allen Ländern und Kulturen vor. Sie betrifft Frauen und Männer aller sozialen Schichten ohne wesentliche Unterschiede. Die Erkrankung ist unter anderem gekennzeichnet durch Positivsymptome (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, bizarre Verhaltensweisen usw.) und/oder Negativsymptome (Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen, verminderte Motivation, soziale Isolation/Zurückgezogenheit, Beziehungsschwierigkeiten). In 80 % der Fälle bessern sich die Symptome, sobald sie behandelt werden (www.schizinfo.com). Es ist erwiesen, dass 50 bis 70 % der Menschen mit Schizophrenie genesen (je nach Region), d. h. es gelingt ihnen, wieder ein erfülltes und sinnvolles Leben zu führen. Depressionen Mehr als 20 % der Bevölkerung (Frauen und Männer) erleben im Laufe ihres Lebens mindestens eine depressive Episode. Depressionen können jede und jeden treffen und in jedem Alter auftreten. Männer, die an Depressionen leiden, zeigen andere Symptome als die, die als typisch für Depressionen gelten, was die Diagnose erschwert. In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Depressionen weltweit stark zugenommen. Borderline-Persönlichkeitsstörung In der Allgemeinbevölkerung sind zwischen 0,5 und 5,9 % der Menschen an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankt. Die Anteile der erkrankten Männer und Frauen sind in etwa gleich. Wie bei der Depression äussert sich die Störung bei Männern und Frauen jedoch auf unterschiedliche Art. Bipolare Störungen Die Diagnose einer bipolaren Störung ist eine langwierige Angelegenheit. Zwischen der ersten bipolaren Episode – deren Symptome oftmals mit einer Depression einhergehen – und der Umsetzung einer geeigneten Therapie vergehen durchschnittlich schätzungsweise zehn Jahre. Essstörungen Neuesten Untersuchungen zufolge treten Essstörungen weltweit immer häufiger auf, insbesondere bei Frauen. Derzeit liegt zum Beispiel das Durchschnittsalter bei Beginn einer Bulimie bei 18 Jahren. Die Behandlung von Bulimie erfordert eine bereichsübergreifende sozialtherapeutische Begleitung. Alkoholabhängigkeit In der Schweiz ist Alkohol für 8,4 % aller Todesfälle pro Jahr verantwortlich (Daten 2017, Sucht Schweiz). Im Alter von 17 Jahren ist Alkohol immer noch die am häufigsten konsumierte Substanz und betrifft fast dreimal so viele Knaben wie Mädchen. Im Kanton Freiburg gibt es 9000 chronische Alkoholkonsumierende und 10 000 Alkoholabhängige. Sucht Bei Sucht geht es um die Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol, Tabak, Opiaten, Cannabis, Heroin, Kokain, Medikamenten, aber auch von Verhaltensweisen, wie z. B. bei Spiel- oder Internetsucht. Im Kanton Freiburg gibt es 1400 Suchtkranke, die illegale Drogen konsumieren, sowie 72 000 Tabaksüchtige. Des Weiteren gibt es 3500 Personen mit problematischem Spielverhalten (Bevölkerung über 15 Jahre) und 1500 Spielsüchtige über 15 Jahre. |
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Die Tage der Schizophrenie Das Freiburger Komitee der TdS besteht aus Partnerinnen und Partnern, die im Bereich der psychischen Gesundheit tätig sind, insbesondere aus dem Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG), der Freiburgische Interessengemeinschaft für Sozialpsychiatrie (AFAAP), einer betroffenen Person, der Fondation St-Louis, dem Verein Les Traversées, der Stiftung Horizon Sud und der GSD. |
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Herausgegeben von Direktion für Gesundheit und Soziales
Letzte Änderung: 29.02.2024 - 14h08