Eine neue Bundesverordnung, die namentlich die Aushändigung von Daten der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner zur Arzneimittelverschreibung verlangt, gefährdet das Freiburger System der pharmazeutischen Betreuung in den Pflegeheimen. Durch das System der pharmazeutischen Betreuung, das 2002 in den Pflegeheimen des Kantons eingerichtet wurde, konnten bei den Gesundheitskosten seit der Einführung Einsparungen in Höhe von 18 Millionen Franken erzielt und die Qualität der Arzneimittelabgabe beeinflusst werden. Dank der Zusammenarbeit zwischen Apothekerinnen bzw. Apothekern, Pflegeheimen, Ärztinnen bzw. Ärzten und Pflegefachpersonen können Arzneimittel zum Fabrikabgabepreis erworben werden. Ausserdem basiert sie auf einer Pauschale, die insbesondere die Arzneimittelverschwendung verhindert.
Mit dem Freiburger System betrugen die durchschnittlichen Tageskosten für Arzneimittel eines Pflegeheimbewohners des Kantons Freiburg 2016 Fr. 4.80, während das Schweizer Mittel1 Fr. 8.55 beträgt, also 78 % mehr. Angewandt auf die 2600 Freiburger Pflegeheimbewohnerinnen und bewohner liegen die realen Arzneimittelkosten bei 4 555 200 Franken pro Jahr, was mit einer Berechnung auf Grundlage des Schweizer Mittels 8 113 950 Franken ergeben würde, sprich jährlich 3 558 750 Franken mehr.
Um das wirtschaftliche und effiziente System beizubehalten, sind die Vertreterinnen und Vertreter der Pflegeheime und Apotheken sowie die GSD seit mehreren Monaten in Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit und den verschiedenen Partnern, damit eine annehmbare Lösung gefunden werden kann. Ziel ist es, das IT-System so anzupassen, dass die Daten zu den Bewohnerinnen und Bewohnern extrahiert werden können und die Forderung des Bundes nach individuellen Daten erfüllt ist. Der Versichererverband santésuisse, der die Versicherer von 40 % der Bewohnerinnen und Bewohner vereint, wehrt sich gegen den Lösungsvorschlag des Kantons Freiburg, aus Gründen, die nur schwer nachvollziehbar sind.
Das Ende der Freiburger Praxis hätte eine Verschwendung der Versichertengelder und einen Anstieg der Gesundheitskosten zur Folge ? und Auswirkungen auf die Krankenkassenprämien der Freiburger Bevölkerung. Dies würde die seit mehreren Jahren unternommenen Anstrengungen der Freiburger Fachpersonen zunichte machen und wäre für die Pflegeheime des Kantons ein Rückschritt. Deshalb hat der Staatsrat den Verband santésuisse in einem Schreiben darum gebeten, seine Position noch einmal zu überdenken.
1 Laut "Helsana-Arzneimittelreport 2017"
Pharmazeutische Betreuung: Der Staatsrat des Kantons Freiburg kämpft für ein bewährtes System
Das Freiburger System der pharmazeutischen Betreuung nach Pauschalen hat sich bewährt und seit seiner Einführung vor 16 Jahren eine erhebliche Kostensenkung ermöglicht.
Veröffentlicht am 07. März 2018 - 09h45
Hauptbild
Herausgegeben von Direktion für Gesundheit und Soziales
Letzte Änderung: 07.03.2018 - 09h45