Der vom Freiburger Xavier Collaud präsidierte Verein Corridor Citoyen Suisse arbeitet seit mehreren Tagen eng mit dem Stab Ulysse und ORS Service AG zusammen, um vulnerablen Personen aus der Ukraine, die in der polnischen Stadt Przemysl an der polnisch-ukrainischen Grenze in vorübergehenden Aufnahmezentren Zuflucht gefunden haben, Transport und Aufnahme zuzusichern. Die Organisation erhält administrative Unterstützung durch das Freiburgische Rote Kreuz.
Im polnischen Przemysl sind die Aufnahmekapazitäten aufgrund des grossen Flüchtlingsstroms überlastet, oft verhindert die Sprachbarriere die Verständigung zwischen den polnischen Behörden, den internationalen Freiwilligen und den Flüchtlingen, die oft nur Ukrainisch oder Russisch verstehen. Letztere, die gerade Wochen im Untergrund verbracht haben, die Bombardierung ihrer Häuser miterlebt haben und den Anblick von Opfern ertragen mussten, müssen in improvisierten Unterkünften schlafen, auf dem Boden eines Einkaufszentrums mit überlasteten sanitären Anlagen. Laut Corridor Citoyen Suisse sind Menschenhandel und das Verschwinden von Kindern leider alltäglich geworden; ein grosser Teil der Vertriebenen ist betroffen.
Ein erster Bus mit 53 Personen traf am Freitag, 1. April vor dem kantonalen Aufnahmezentrum im NH Hotel ein. Die ausgezeichnete Organisation für die Registrierung vor Ort in Przemysl durch ein achtköpfiges Team, zu dem mehrsprachige Mitarbeitende, eine Apothekerin und eine Psychologin gehören, und die enge Zusammenarbeit zwischen dem Verein und ORS ermöglichten es, vorausschauend zu handeln und den betroffenen Personen bereits eine Stunde nach ihrer Ankunft eine schnelle Aufnahme zu bieten, wobei die überwiegende Mehrheit in Gastfamilien untergebracht wurden. Die Familien, die mit Personen mit Behinderungen ankamen, wurden in eine geeignete Einrichtung geschickt, nämlich ins Ausbildungs- und Integrationshaus in Matran.
Ein zweiter Bus fuhr am Wochenende mit 58 Personen an Bord ab und wurde zu einem Bundesasylzentrum in der Kaserne von Chamblon gebracht. Dort werden die Personen registriert und bleiben einige Tage. Sie können verlangen, nach Freiburg geschickt zu werden, wo die meisten von ihnen in einer Gastfamilie betreut werden können. Dank der Kontakte zwischen dem Verein, dem Bund und dem Kanton kann eine würdige, aber nicht überstürzte Aufnahme der Personen in die Wege geleitet werden. Diese Woche soll ein dritter Bus direkt in Freiburg ankommen.
Die letzten drei Busse werden je nach Lage an der Grenze im Prinzip zu Bundesasylzentren gebracht. Die betroffenen Personen können anschliessend dort eine Anfrage machen, um im Kanton Freiburg aufgenommen zu werden.
Das Projekt wird vom Kanton mit 46 000 Franken für den Transport der Flüchtlinge in die Schweiz unterstützt. Die Aktivitäten des Vereins vor Ort, insbesondere die direkte Hilfe in der ukrainischen Zone durch Lebensmitteltransporte, wurden durch eine private Spendensammlung finanziert. Die Verteilung der anderen im Rahmen der kantonalen Hilfe vorgesehenen Unterstützungen wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Ein paar Zahlen (1. April, 15 Uhr)
Die 523 Personen, die sich offiziell im Kanton meldeten, wurden untergebracht, die meisten davon in Pflegefamilien (487 Personen).
- Anzahl Gastfamilien, die bereits Personen aufgenommen haben: 239
- Anzahl kontaktierte* Familien, die zu einer Aufnahme bereit sind: 362
- Anzahl bereite Plätze: 908
- Anzahl angemeldete Familien, die noch kontaktiert* werden müssen: 261
Insgesamt: 862 Familien
*Es handelt sich um einen Kontakt, der von ORS hergestellt wird, um detaillierte, administrative Informationen zu übermitteln und zahlreiche Fragen zu beantworten. Dies hilft, die richtigen Personen der richtigen Familie zuzuteilen, mit dem Ziel, das Risiko einer missglückten Aufnahme zu verringern.
Am 1. April 2022 sind im Kanton 1164 Plätze verfügbar (Gastfamilien, Ausbildungs- und Integrationshaus Matran, Wohnungen, Asylunterkünfte)