Die Zahl der wegen einer Infektion mit Boviner Virusdiarrhoe (BVD) vollständig gesperrten Betriebe ist zwischen April 2021 und April 2022 von elf auf vier gesunken. Die Anzahl der Betriebe unter Teilsperre ist ebenfalls abnehmend. Diese erfreulichen Zahlen zeugen von einer Verbesserung der Situation im Kanton Freiburg.
Da der Bund sich gegen den vorgeschlagene Pilotversuch mit einem Impfstoff geäussert hatte, und die seit mehreren Jahren unternommenen Anstrengungen zu einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen geführt haben, sollen nun basierend auf den Schlussfolgerungen der beiden Studien neue, spezifische und noch effizientere Massnahmen festgelegt werden, um das eigentliche Ziel, nämlich die Ausrottung dieser Tierseuche, zu erreichen.
Nach der vom Bund Ende 2008 auf nationaler Ebene lancierten BVD-Ausrottungsphase war der Kanton Freiburg 2016 und 2017 von einem starken Anstieg der Infektionen betroffen.
Multidisziplinäre Reflexionsgruppe im Kanton
Um gegen diese Situation anzugehen, wurde bereits 2017 eine multidisziplinäre Reflexionsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Akteure (Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Grangeneuve, Sanima, Viehzuchtverbände, Tierärztinnen und Tierärzte usw.) ins Leben gerufen, was schweizweit eine Premiere war. Es wurden spezifische Massnahmen eingeführt, um sich so gut wie möglich an die Gegebenheiten im Kanton Freiburg anzupassen.
Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der BVD sind im April 2022 zwei Studien veröffentlicht worden. Die eine wurde von Grangeneuve und die andere von der Nutztiergesundheit Schweiz durchgeführt. Die Studien befassten sich mit den Besonderheiten des BVD-Geschehens im Kanton Freiburg. Zu diesem Zweck besuchten die Autoren mehrere Betriebe unterschiedlicher Grösse und Struktur, tauschten sich mit Tierhalterinnen und Tierhaltern, praktizierenden Tierärzten und den zuständigen kantonalen Stellen aus. Ziel war es unter anderem, die Natur der Infektionsketten, die Schwierigkeiten der Landwirtinnen und Landwirte sowie die Anwendung und Wirksamkeit der eingeführten Massnahmen zu verstehen. Aus den Berichten geht insbesondere Folgendes hervor:
Studie Grangeneuve:
- Die indirekten Kosten, die aufgrund der Sperrung eines von BVD betroffenen Betriebs entstehen, variieren erheblich von Betrieb zu Betrieb. Um effizienter zu werden, müssen diese Unterschiede bei der BVD-Bekämpfung berücksichtigt werden können. Was die Kosten der von der Krankheit betroffenen Tiere betrifft, vergütet die vom Kanton unterstützte Nutztierversicherungsanstalt (Sanima) deren Marktwert.
- Die psychische Belastung aufgrund der Sperrung des Betriebs ist bei allen im Rahmen des Projekts untersuchten Betrieben real und konstant.
- Eine gute Kommunikation ist bei der Bekämpfung der BVD unerlässlich.
Studie Nutztiergesundheit Schweiz:
- Überdurchschnittliche Betriebsgrössen führen tendenziell dazu, dass das Virus sich länger in einer Tierhaltung halten kann und sich die Umsetzung von Massnahmen komplex und arbeitsaufwändig gestaltet.
- Die kritischen Elemente bei der BVD-Infektionskette sind hauptsächlich die Vorgänge rund um die Abkalbung und die Kontakte zu den trächtigen Tieren.
- Die ordnungsgemässe Anwendung der Guten Landwirtschaftlichen Praxis und Hygiene (Biosicherheit) durch alle Beteiligten (ob betriebsintern oder extern) ist von entscheidender Bedeutung.
Der Kanton ist sich der Anstrengungen, die die Tierhalter für die Bekämpfung dieser Krankheit unternehmen, bewusst. In Anbetracht der Schlussfolgerungen der beiden oben erwähnten Studien hat er zusätzliche Massnahmen zur Bekämpfung der BVD beschlossen, die in unserem Kanton trotz allem nach wie vor präsent ist.
Kein Einfluss auf die Qualität von Milch und Fleisch
Bei diesen Massnahmen handelt es sich unter anderem um eine gezielte Überwachung der Risikobestände auf BVD-Antikörper, eine spezielle Ausbildung für die vom LSVW beauftragten Tierärzte, ein einfaches Video über die für die BVD-Bekämpfung unerlässlichen Biosicherheitsmassnahmen und die Anwendung dieser Massnahmen bei der Sömmerung.
Diese Krankheit hat keinerlei Einfluss auf die Qualität von Milch und Fleisch, aber auf den Gesundheitsstatus und die finanzielle Situation der betroffenen Betriebe.
Die Ergebnisse dieser Studien sind ein erstes positives Signal, auf das die Tierhalterinnen und Tierhalter, die trotz allem wachsam bleiben müssen, schon lange gewartet haben. Dank der Zusammenarbeit und der noch effizienteren Massnahmen, kann das letztendliche Ziel, die vollständige Ausrottung der BVD, erreicht werden.
Mehr Infos auf der Webseite des BLV