Um die Situation des Eurasischen Luchses (Lynx lynx) im gesamten Freiburger Voralpengebiet besser zu kennen, wurde zum vierten Mal innerhalb dieser Region ein Monitoring mithilfe der fotografischen Fang-Wiederfang-Methode durchgeführt (erstes Monitoring 2015‒2016, zweites 2017‒2018, drittes 2020‒2021). Dieses Monitoring wird nicht zum Luchsmanagement (Regulationsjagd) verwendet, sondern vermittelt wichtige Informationen zur Entwicklung, Verbreitung und räumlichen Nutzung des Luchsbestands auf Freiburger Gebiet.
Insgesamt wurden an 32 Standorten (64 Fotofallen) während 60 Nächten Untersuchungen durchgeführt, d. h. vom 25. November 2023 bis am 23. Januar 2024. Insgesamt wurden 171 Fotos von 19 verschiedenen Individuen (9 Männchen, 7 Weibchen und 3 Tiere unbekannten Geschlechts) an 26 Standorten erfasst.
Die Schätzung der Bestandesdichte durch nicht-räumliche Analysen ergibt 2.33 unabhängige Luchse auf 100 km2 und 2.79 Luchse auf 100 km2 geeignetem Lebensraum. Die aus den räumlichen Modellen resultierenden Schätzungen betragen 1.98 unabhängige Luchse auf 100 km2 und 2.64 Luchse auf 100 km2 geeignetem Lebensraum. Die in der Schweiz einzigartigen räumlichen Analysen im Kanton Freiburg ermöglichen in Kombination mit den nicht-räumlichen Modellen eine viel genauere Schätzung der Situation des Luchses.
Es wurde kein signifikanter Unterschied zu den Ergebnissen der vorherigen Monitorings festgestellt. Anzumerken ist, dass innerhalb der untersuchten Luchspopulation eine wesentliche Veränderung der Individuen zu beobachten ist. Dies kann das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren sein (Krankheiten, Verkehrsunfälle, Ausbreitung, unnatürlicher Tod usw.).
Insgesamt ist die Situation recht stabil, obwohl sich innerhalb der biogeographischen Region der Voralpen ein Abwärtstrend abzuzeichnen scheint. Dieses Phänomen lässt darauf schliessen, dass die Kapazität des Lebensraums für den Luchs in diesem Gebiet erreicht ist, was zu Fluktuationen der Population führt. Ausserhalb des Untersuchungsgebiets wird hingegen eine Zunahme der Population in neuen Gebieten mit geringer oder keiner Luchsbesiedlung beobachtet, vor allem in der Region des Mittellands.