Die Seeufersiedlung von Muntelier / Steinberg befindet sich am südöstlichen Ufer des Murtensees, nahe an dessen nordöstlichen Ecke. Die genaue Siedlungsausdehnung, die in der Vorgeschichte gewiss durch eine oder mehrere seeseitige Palisaden angezeigt gewesen war, ist unklar. Die räumliche Ausdehnung der Pfähle, bei denen es sich um Überreste der Wohnbauten handelt, wird auf eine Fläche von mindestens 4‘300 m2 (ca. 125 m SW/NO und 50 m SO/NW) geschätzt.
Die Planung eines Wellenbrechers zum Schutze eines neuen Bootsanlegers im Segelboothafen von Muntelier löste 2007 taucharchäologische Interventionen an der Fundstelle Steinberg aus. Der von Südsüdost nach Nordnordwest verlaufende Wellenbrecher aus massiven Jurakalkstein-Blöcken sollte im Siedlungsbereich der Fundstelle angelegt werden. Die von den Bauarbeiten betroffene Zone umfasst eine ungefähr 160 m2 grosse Fläche (33 m x 5 m) im äussersten Nordosten der Fundstelle. Der schwimmende Bootsanleger soll an der Stelle des alten Stegs errichtet werden und liegt ausserhalb des archäologischen Perimeters der Fundstelle.
Die Untersuchungen fanden zwischen dem 12.03 und dem 26.03.2007 statt. Es handelte sich um eine Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Archäologie des Kantons Freiburg (R. Blumer, P.-A. Huguet, M. Moio und H. Vigneau) sowie der Firma Terramare aus Freiburg i. Br., D (J. Köninger und C. Crivelli).
Die Grabungstechnik
Vor Beginn der Ausgrabung wurde durch die Tauchequipe des AAFR ein Vermessungsnetz aus Stahlrohren angelegt, welche in 10 m grossen Abständen von Osten nach Westen und von Süden nach Norden angeordnet wurden (R. Blumer, P.-A. Huguet, C. Kündig und H. Vigneau). Die zu untersuchende Fläche wurde anschliessen mit Hilfe von Messbändern und Messstangen in Quadratmeter unterteilt.
Während der Ausgrabung arbeiten jeweils zwei Taucher unter Wasser, während ein dritter Taucher die Unterwasserarbeiten von einer nahe der Grabungsfläche liegenden Plattform aus überwachte und im Notfall bereit stand. Die Oberfläche wurde mit Hilfe einer künstlichen Wasserströmung freigelegt, die durch ein System aus Pumpen und biegsamen Röhren erzeugt wurde.
Die Ausgrabung erfolgte in Bändern von 2 m Breite und 10 m Länge. Das Fundmaterial wurde quadratmeterweise entnommen und in Plastik-Kistchen gelegt; die Pfähle wurden mit provisorischen Etiketten versehen. Nach Absägen und Entnahme der Pfähle wurden Fundetiketten an den verbleibenden Pfahlresten angenagelt.
Im Wester der Grabungsfläche wurden mit Hilfe eines Kernrohrs zudem vier Sondierschnitte von 1 m Tiefe angelegt.
Die Grabungsdokumentation
Aufgrund der oft schlechten Sicht unter Wasser wurden die freigelegten Flächen nur vereinzelt fotografisch festgehalten (analog und digital). Im Anschluss an die Ausgrabung wurden alle Diapositive digitalisiert.
Die Befunde wurden unter Wasser mit Grafitstiften im Massstab 1:10 gezeichnet; die Standorte der Pfähle mit Hilfe eines am Ufer errichteten Tachymeters ermittelt.
Die gesamte Grabungsdokumentation wurde anschliessend digitalisiert. Auf einem CAD-Plan wurden unter anderem die Pfahlpositionen, die Grabungsgrenzen und die Höhen eingetragen.
Die entnommenen Pfähle wurden sowohl im Profil als auch im Querschnitt fotografiert und im Rahmen eines Inventars kurz beschrieben. Typologisch ansprechbare Fundobjekte wurden gewaschen, luftgetrocknet und ebenfalls fotografisch dokumentiert. Das Fundmaterial wurde mit Fundnummern versehen und in einem Inventar erfasst, das unter anderem Angaben zu Anzahl und Gewicht sowie einen Kurzbeschrieb enthält.
Um die Archivierung und die Auswertung der Daten zu vereinfachen, wurden am Ende der archäologischen Intervention die Inventare in relationalen Datenbanken abgespeichert.