Bauteile aus Holz
Insgesamt wurde an der Fundstelle eine 265 m2 grosse Fläche dokumentiert. Der Gesamtbestand der entnommenen Pfähle beläuft sich auf 179 Stück, was einem Durchschnitt von 0,68 Pfählen pro m2 entspricht.
Mit 107 Exemplaren machen die Pfähle aus Weichholz den Grossteil des vorliegenden Pfahlbestandes aus. Pfähle aus Eiche (quercus sp.) sind dagegen nur mit 38 Stück, solche aus Buche (fagus sp.) nur mit 34 Stück vertreten. Diese unterschiedlichen Anteile der Baumarten sind mit der Tatsache zu erklären, dass sich die untersuchte Fläche im äussersten Nordosten des Siedlungsareals befindet. In diesem Bereich kam eine zuvor unerkannte Palisade zum Vorschein, welche die Fundstelle gegen Norden, Nordosten und Osten abgrenzt. Sie besteht aus dicht angeordneten Pfählen, die vorwiegend aus Weichholz gefertigt sind.
Im Südwesten und Süden des Untersuchungsareals überwiegen dagegen die Eichenpfähle, bei welchen es sich höchstwahrscheinlich um Überreste wenigstens eines Gebäudes handelt. Mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 16, 14 ± 5.72 cm sind diese Pfähle etwas kleiner als ihre Gegenstücke in der westlichen Zone der Fundstelle von Steinberg.
Alle Pfähle wurden von einer mehr oder weniger starken Erosion in Mitleidenschaft gezogen. Deutlich zu erkennen sind die « flaschenförmig » abgeschliffenen Eichenpfähle, die noch rund 20-40 cm aus dem Seegrund ragen. Die Weichholzpfähle sind dagegen fast durchwegs bis auf einen 2-3 cm langen, konvex geformten Stumpf zerstört, der sich unter der dünnen Deckschicht aus Algen kaum abzeichnet.
Die Pfähle wurden nach der Entnahme kurz beschrieben, beprobt und anschliessend für die Analyse im Labor für Dendrochronologie (Laboratoire Romand de Dendrochronologie, Moudon) aufbereitet.
Das Fundmaterial
Das Fundmaterial besteht zum grössten Teil aus Keramikscherben. Insgesamt wurden 4325 Objekte (1060 Proben) mit einem Gewicht von 102,23 kg (386 g /m2) geborgen. Die typologische Auswertung des Keramikinventars steht noch aus, doch spricht eine erste Durchsicht des Verzierungs- und Formenbestands für eine Datierung in die Stufen Hallstatt A2 und B1.
Metallobjekte sind verhältnismässig selten (insgesamt 103 g). Unter den zehn Bronzeobjekten befinden sich zwei Nadeln mit bikonischem Kopf, von welchen ein Exemplar im oberen, möglicherweise leicht geschwollenen Schaftbereich mit alternierenden Schrägstrichbändern und am Kopf mit einem horizontalen Linienbündel verziert ist. Diese Nadeln sind chronotypologisch dem Stil der Stufe Hallstatt A2/B1 (1130-1000 BC cal.) zuzurechnen, obschon bikonische Nadelköpfe auch aus den Stufen Bronzezeit D1 und Hallstatt A1 bekannt sind. Die übrigen Bronzeobjekte umfassen neben einem dreiecksförmigen, strichverzierten Anhänger, der ebenfalls der Stufe Hallstatt A2/B1 angehört, einen Armring (dessen zeitliche Zugehörigkeit noch abzuklären ist), drei Ringe, ein Meisselchen und einen Schaft von quadratischem Querschnitt und mit Rollenkopf.
Des Weiteren fand sich eine fassförmige, blaue Glasperle, die spiralförmige, beige Inkrustationen einschliesst. Mit einem Durchmesser von 7 mm und einer Länge von 14 mm gleicht dieses seltene Exemplar einer in Hauterive NE/Champréveyres zum Vorschein gekommenen Perle (Rychner-Faraggi 1993).
Insgesamt wurden 14,48 kg lithisches Material geborgen. Mehrere Steine mit Einkerbungen oder mit eingepickten seitlichen Einschnürungen, die als Netzbeschwerer gedeutet werden, zeugen vom Fischfang. Die übrigen Steinartefakte umfassen Mahlsteine (Reibsteine und Fragmente von Unterliegern), Poliersteine, Schaber und Klopfsteine.
Das Knochenmaterial beläuft sich auf 89 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 1,61 kg. Zum grössten Teil handelt es sich um Schlacht- und Speiseabfälle; Knochengeräte sind sehr selten.
Auch Artefakte aus Holz waren in diesem Bereich der Fundstelle sehr selten anzutreffen; ein Umstand, der sicherlich auch auf die Erosion zurückzuführen ist.
Vorläufige chronotypologische Zuweisung
Die chronotypologische Zuweisung einiger signifikanter Fundstücke, die weitgehend auf dem Fundvergleich mit anderen Seeuferstationen der Region beruht, erlaubt das in Steinberg zu Tage gekommene Fundmaterial in die Zeit um 1050 BC cal (Übergang Hallstatt A2-B1 bzw. Übergang Spätbronzezeit IIb-IIIa) zu datieren.
Beim derzeit einzig verfügbaren dendrochronologischen Datum handelt es sich um einen terminus post quem (1071 BC cal.), der mit der vorläufigen chronotypologischen Datierung des 2007 geborgenen Fundstoffs gut zu vereinbaren ist (Wolf und Mauvilly 2004). Der Grossteil der Altfunde (80%) stammt jedoch aus der Phase Hallstatt B1/B2, also aus der Zeit um 1060-950 BC cal. (ibid.).
Aufgrund weiterer aussagekräftiger Funde zeichnet sich zudem eine erneute Siedlungstätigkeit in der Phase Hallstatt B3, um 900-850 BC cal. ab (ibid.). Doch nur eine eingehende dendrochronologische Analyse wird erlauben, die zeitliche Einordnung und die Besiedlungsfolge dieser bedeutenden Seeufersiedlung zu klären.