Sie sind das Rückgrat eines Museums, auch wenn das Publikum sie nur selten zu sehen bekommt: die Sammlungen. Jene des Naturhistorischen Museums Freiburg umfassen mehr als 250 000 Objekte aus den Bereichen Zoologie, Botanik und Geowissenschaften. Diese werden fachgerecht aufbewahrt und stehen der Forschung und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dabei werden digitale Hilfsmittel für die Erfassung, Aufarbeitung, Veröffentlichung und Vernetzung immer wichtiger. Das NHMF hat in den letzten zwei Jahrzehnten bereits viel dafür getan, seine Sammlungen zu digitalisieren; gut 90 000 Objekte sind bisher erfasst. In den kommenden zwei Jahren geht es nun einen wichtigen Schritt voran: Im Rahmen des «Schweizer Netzwerks Naturhistorische Sammlungen» (SwissCollNet) erhält das Museum beträchtliche Mittel von Bund und Kanton, um je ein botanisches und ein zoologisches Digitalisierungsprojekt zu realisieren.
Wichtiger Beitrag zum Verständnis der Biodiversität
Peter Wandeler, Direktor des NHMF, freut sich, dass die beiden Projekte des Museums von SwissCollNet berücksichtigt wurden: «Wir erhalten damit die finanziellen und personellen Ressourcen, die es für solche Projekte braucht und die ein Museum unserer Grösse sonst nicht aufbringen kann. Zudem ist es eine Anerkennung für die Bedeutung unserer Sammlungen. Deren Aufarbeitung kann einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Biodiversität und deren Entwicklung im Laufe der Zeit leisten.»
Die Kosten für die Realisierung beider Projekte belaufen sich auf gut 600 000 Franken. Die Hälfte davon stammt aus der Anschubfinanzierung, die der Bund für SwissCollNet zur Verfügung stellt. Der Kanton Freiburg unterstützt das Projekt mit weiteren 120 000 Franken. Dem Museum stehen damit für seine wichtige Sammlungsarbeit in den nächsten zwei Jahren 420 000 Franken mehr zur Verfügung als gewöhnlich.
Das Herbarium von Franz Joseph Lagger: 18 000 Belege aus aller Welt
Beim botanischen Projekt geht es um die Digitalisierung des geografischen Herbariums des Physikers und Botanikers Franz Joseph Lagger (1799–1870). Dieses umfasst rund 18 000 Belege aus aller Welt. Die Belege werden einzeln gescannt und sind so dereinst in digitalisierter Form für alle Interessierten überall auf der Welt zugänglich. Konservator Gregor Kozlowski erwartet, in dieser Sammlung zahlreiche sogenannte Typusexemplare zu finden. Diese sind von besonderem wissenschaftlichem Wert, da sie als Referenz für die Beschreibung einer Art gelten. Das Projekt dauert von September 2022 bis August 2024. Das NHMF arbeitet dabei eng mit den Botanischen Gärten der Universitäten Bern und Freiburg zusammen.
38 000 Käfer: Die Sammlungen von Hans Pochon und Nestor Cerutti
Das zoologische Projekt unter der Leitung von Konservatorin Sophie Giriens ist bereits im Mai 2022 gestartet und dauert bis April 2024. Es zielt darauf ab, die Sammlungen der Insektenforscher Hans Pochon (1900–1977) und Nestor Cerutti (1886–1940) zu inventarisieren und deren langfristige Konservierung sicherzustellen. Alle Insektenkästen werden am Ende fotografiert und so zusammen mit den digitalisierten Informationen der Originaletiketten online zugänglich gemacht. In den Sammlungen Pochon und Cerutti finden sich insgesamt 38 000 Käfer; das sind über 85 Prozent aller Käfer, die das NHMF besitzt. Teil des Projekts sind ausserdem weitere von Pochon und Cerutti gesammelte Käfer, die sich in anderen Schweizer Museen befinden.
34 Institutionen aus 20 Kantonen
Das NHMF ist eine von 34 Institutionen aus 20 Kantonen, die im Rahmen der ersten Ausschreibung von SwissCollNet berücksichtigt wurden. Die insgesamt 44 Projekte werden mit einer Gesamtsumme von rund 6 Millionen Franken von SwissCollNet und mit mindestens demselben Betrag aus den Institutionen finanziert. 28 Projekte basieren auf interkantonaler Zusammenarbeit.
SwissCollNet ist eine Initiative der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT). Ziel ist, die Objekte aus naturwissenschaftlichen Sammlungen virtuell zu vernetzen und für Forschung, Bildung und Gesellschaft besser zugänglich zu machen. Die beteiligten Institutionen erhalten die Möglichkeit, ausgewählte Sammlungen aufzuarbeiten und zu digitalisieren. Die Resultate werden über eine gemeinsame Schnittstelle veröffentlicht und gepflegt. Über die Jahre entstehen so weltweit miteinander vernetzte, digitale Wissens- und Forschungsplattformen. In dieser digitalen Form liefern die vereinten Sammlungen einzigartige Daten für die Klima-, Biodiversitäts- und Landschaftsforschung sowie Umweltbehörden und Bildungseinrichtungen.