Im Jahr 2022 wurde die Kantonspolizei Freiburg mit der Widerstandsfähigkeit der klassischen Formen der Kriminalität sowie der dauerhaften Etablierung neuer Phänomene konfrontiert. Die Zunahme der Straftaten, der Einsätze, des Verwaltungsaufwands und der Sicherung des öffentlichen Raums hat die Einsatzfähigkeit der Ordnungskräfte auf eine harte Probe gestellt.
Die Kantonspolizei zieht eine positive Bilanz ihrer Tätigkeit und zeigt, insbesondere durch die Ergebnisse der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), eine sehr gute Fähigkeit, Sachverhalte aufzunehmen, die anschliessend den Magistraten zur Kenntnis gebracht werden. Im Rahmen der Ermittlungen wurden bei 47.2% der festgestellten Straftaten ein oder mehrere mutmassliche Täter identifiziert (40.8% Schweizer Durchschnitt).
Straftaten gegen die sexuelle Integrität und Internetkriminalität nehmen zu
Die Brigade Sittlichkeit und Misshandlungen verzeichnete eine Zunahme der diesbezüglichen Fälle um 14% (381 Fälle gegenüber 335 im Jahr 2021). Die Bevölkerung und vor allem die Opfer bestätigen damit den Trend der «Befreiung des Wortes» und melden diese Sachverhalte bei den Behörden. Eine Task Force wurde eingerichtet, um sicherzustellen, dass diese komplexen Fälle, die umfangreiche Ermittlungsmassnahmen erfordern, ordnungsgemäss bearbeitet und weiterverfolgt werden. Eine Zunahme der Straftaten gegen die sexuelle Integrität um 34% (349 gegenüber 261 im Jahr 2021) wird zudem von der PKS hervorgehoben.
Trotz zahlreicher Sensibilisierungs- und Präventionskampagnen für Unternehmen und Privatpersonen richtet die Cyberkriminalität weiterhin verheerende Schäden an. Nahezu 1'000 Strafanzeigen wurden im Jahr 2022 aufgenommen (+22%) und 1'254 Verstösse wurden von der PKS erfasst (+29%). Der Schaden dieser Betrugsfälle beläuft sich auf zirka CHF 6 Millionen. Die Täter agierten hauptsächlich über falsche Inserate (326 Fälle), Pishing (128 Fälle), «Microsoft»-Betrüge (110 Fälle) und Finanzanlagen (43 Fälle).
Zunahme von häuslicher Gewalt und mehr Einsätze im Bereich der öffentlichen Sicherheit
Die Opfer von häuslicher Gewalt sollten nicht zögern, unsere Dienste in Anspruch zu nehmen und haben dies verstanden. Die Kantonspolizei wurde 587-mal wegen solcher Fälle angefordert. In 23% der Fälle (136) wurden Massnahmen zur Wegweisung vom Wohnort angeordnet (insgesamt 1’344 Tage Wegweisung). Die Polizei allein kann nicht alles regeln. Deshalb ist die Netzwerkarbeit mit dem Frauenhaus Freiburg, Ex-Pression und anderen Institutionen für eine gute Anhandnahme von Opfern und Tätern von entscheidender Bedeutung. Die Einheit Bedrohungsmanagement der Kantonspolizei sorgt insbesondere für die Weiterbearbeitung Letzterer.
Jedes Jahr finden im Kanton hunderte von Veranstaltungen statt, für deren reibungslosen Ablauf Polizeikräfte eingesetzt werden müssen. Die Kantonspolizei musste jedoch bei vier illegalen Partys (GOA), die auf unserem Territorium organisiert wurden, reichlich Personal mobilisieren. Mehrere hundert Teilnehmende aus verschiedenen europäischen Ländern nahmen an diesen Veranstaltungen teil. Die Lärmbelästigung und der in der Natur entsorgte Müll haben starke Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und die Fauna. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus der Staatsanwaltschaft, dem Amt für Umwelt (AfU) und der Kantonspolizei wird das Ziel haben, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um die Organisation dieser illegalen Partys härter zu bestrafen.
Eine Zunahme von unzivilisiertem Verhalten und Diebstählen im öffentlichen Raum und in Geschäften der Stadtzentren, begangen von Personen mit Migrationshintergrund (Asylsuchende), wurde im Jahr 2022 festgestellt. Eine eigens dafür eingerichtete Task Force zeigte 185 mutmassliche Täter bei der Strafverfolgungsbehörde an. 42 Strafanzeigen wurden aufgeklärt, 9 Personen inhaftiert und 21 konnten in ein anderes Zentrum transferiert werden.
Mehr Menschen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt
Im vergangenen Jahr wurden auf den Freiburger Strassen 761 Personen verletzt (+5.3%), davon 165 schwer, und 7 Personen starben (8 im Jahr 2021) bei den 1'114 von der Polizei aufgenommenen Verkehrsunfällen (+2%). Die Hauptursachen für diese Unfälle waren Unaufmerksamkeit, der körperliche Zustand, die Missachtung des Vortritts oder auch eine unangepasste Geschwindigkeit. In 14% der Fälle (160 Unfälle) waren ein oder mehrere Motorradfahrer beteiligt. 151 unter ihnen wurden verletzt und 2 wurden getötet. Auch Unfälle mit E-Trottinetten haben in den letzten 4 Jahren stetig zugenommen. 100% der Lenker oder Lenkerinnen dieser Geräte, die im Jahr 2022 an 16 Unfällen beteiligt waren, wurden verletzt.
Es gibt immer mehr Personen, die unter Führerausweisentzug oder ohne Führerausweis fahren. Die Polizeipatrouillen hielten 429 Lenker und Lenkerin ohne Führerausweis (222) oder unter Führerausweisentzug (207) an und zeigten sie bei der Behörde an. Das entspricht einer Zunahme von 27% gegenüber dem Jahr 2021.
Prävention, ein Mittel, um im Vorfeld zu handeln
Im Bereich der Prävention und der Sensibilisierung bleibt die Kantonspolizei Freiburg aufmerksam gegenüber der Entwicklung der Situation und der Phänomene. Ob Verkehrssicherheit, Kriminalität, Cyberkriminalität oder Jugendkriminalität, Prävention ist und bleibt ein gutes Mittel, um im Vorfeld eines Phänomens zu handeln oder über dessen Entstehung zu informieren.
Laut PKS wurde im Jahr 2022 ein Rückgang der minderjährigen Beschuldigten festgestellt (-6.5%), was ermutigend ist. Die im Terrain festgestellten Erkenntnisse zeigen jedoch ein empfindliches Gleichgewicht und eine gewisse Tendenz zur Gewalt unter Minderjährigen. Aus diesem Grund leisten die Präventionsbeauftragten der Jugendbrigade in Partnerschaft mit anderen Institutionen wichtige Präventions-, Schlichtungs- und Deeskalationsarbeit. (357 Präventionen und 109 punktuelle Interventionen in Primar- und OS-Klassen). Die Arbeit der bürgernahen Polizei in den Quartieren, im Kontakt mit Jugendlichen und Sozialarbeitern, ist von entscheidender Bedeutung und hat sich bewährt.
Aufgaben und die Vollstreckung von Verwaltungsmassnahmen mit Auswirkungen
Schliesslich führt die Kantonspolizei sogenannte administrative Aufträge zugunsten verschiedener Partner aus. Im Jahr 2022 stiegen die Einzüge von Kontrollschildern, die Zustellungen und die Vollstreckung von Befehlen um 15%, was fast 14'000 bearbeiteten Aufträgen entspricht. Diese Aufgaben und die Vollstreckung von Verwaltungsmassnahmen wirken sich direkt auf das Arbeitsvolumen und die Einsatzfähigkeit der Polizeikräfte aus.
Zusätzliche Informationen stehen auf unserer Internetseite zur Verfügung: