Über 2500 Stücke machen die Entwicklung der Prozedur über mehrere Jahrhunderte sichtbar und schaffen Raum für neue Betrachtungsweisen.
Die Stücke sind in 208 Dossiers gebündelt, die insgesamt 360 Prozesse von 309 Individuen im Alter von 8 bis 85 Jahren (Kinder, Frauen, Männer) enthalten. Da die Angeklagten wegen vermeintlicher Hexerei auch mehrfach vor Gericht stehen konnten, erstreckt sich der Zeitrahmen der Dossiers von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahrzehnten.
Die kommentierten Stücke werden von einem umfangreichen Personen-, Orts-, und Sachregister begleitet. Sie sind nicht nur für Spezialisten der Hexenforschung interessant, da sie gleichzeitig die Türe zur Alltagsgeschichte unserer Vorfahren öffnen: Sie dokumentieren Nahrungsmittel, Wohnformen, Kleidung, Handwerk, Werkzeuge, Vieh, Sitten und Gebräuche, Familie, Sexualität, Krankheiten oder Volksglauben, und sie sind aufschlussreich hinsichtlich der Mobilität der Bevölkerung, etwa durch welche Gegenden Verbannte oder räuberische Banden gezogen sind.
Weiter bieten die Stücke Einblicke in die Organisation und Arbeitsweise der damaligen Verwaltung und Gerichte sowie in das politische System und die Machtverhältnisse. Der Band leistet damit nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Rechtsgeschichte, sondern die Verhörprotokolle sind auch sozial- und alltagsgeschichtlich hoch relevant.
Freiburgs Lage an der deutsch-französischen Sprachgrenze bedingt, dass es sich erstmals um eine komplett zweisprachige Edition handelt. Da die Verhöre mehrheitlich in der Muttersprache der Angeklagten verfasst sind, dürfte der Umgang mit beiden Sprachen auch Sprachforschende interessieren.
Dr. Rita Binz-Wohlhauser und Dr. Lionel Dorthe erschliessen zurzeit im Staatsarchiv Freiburg die «Freiburger Eidbücher 15.–18. Jahrhundert», einen weiteren wichtigen Bestand der Geschichte Freiburgs und werden in den kommenden Jahren zentrale Quellen digital im Portal der Rechtsquellenstiftung edieren.