Mit dieser neuen, von Lionel Dorthe lancierten und geleiteten Sammlung möchte das Staatsarchiv nicht nur Fachleute, sondern auch ein breiteres Publikum erreichen. Die gewählte Editionsform ermöglicht interessierten Personen, auf eine Fülle von Informationen zurückzugreifen: Orte, Personen und komplexe Begriffe werden mit Hilfe eines wissenschaftlichen Apparats identifiziert, und die Texte, die in einer alten Sprache verfasst sind, werden von einer französischen oder deutschen Zusammenfassung begleitet. All dies erleichtert den Zugang zu den oft komplexen Quellen.
Der erste Band widmet sich der wissenschaftlichen Edition eines zweisprachigen, d.h. in lateinischer und deutscher Sprache verfassten Notariatsregisters, das nicht nur die Arbeit eines Notars und die damit verbundene tägliche Rechtspraxis dokumentiert, sondern auch die wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten seiner Klienten. Vor unseren Augen defiliert «ganz Freiburg» aus dem ersten Quartal des 15. Jahrhunderts: Wir sehen eine Gesellschaft bestehend aus Männern und Frauen - Letztgenannte sind seltener, aber dennoch kontinuierlich vertreten -, die mieten, kaufen, verkaufen, verhandeln, sich verloben, heiraten usw.
Der erste Band (BO 1) ist Teil eines langfristig angelegten Projekts, das auch in Zukunft Quellen edieren will. Ziel ist es, unabhängig von der Sprache (lateinisch, frankoprovenzalisch, frühneuhochdeutsch), der Epoche (Mittelalter, Neuzeit, zeitgenössische Geschichte) oder des Quellentypus (normative, alltagsgeschichtliche, narrative, briefliche, wissenschaftliche Quellen etc.) eine breite Auswahl anzubieten. In naher Zukunft wird die Sammlung auch online auf einer eigenen Plattform verfügbar sein.
Nota Bene:
Der Ausdruck «Bibliotheca Otolandana» stammt vom frühzeitlichen Begriff «Otolanda», einer ursprünglichen Form des deutschen «Üchtlands», womit die Region um Freiburg, respektive «Fribourg en Nuithonie» gemeint war. Der Begriff Otolandana erlaubt eine neutrale Bezeichnung der Sammlung, ohne gegen die Regeln der Zweisprachigkeit zu verstossen.
Buchtitel: Das erste zweisprachige Notariatsregister von Freiburg (1407-1427), hrsg. von Kathrin Utz Tremp, Freiburg, 2021, 676 Seiten.
Bestellung: Der erste Band kann bis zum 30. Juni 2022 zum Einführungspreis von CHF 39.- (statt CHF 59.-) beim Staatsarchiv Freiburg bestellt werden: archivesetat@fr.ch