An der ersten Ausgabe nahmen 950 Personen teil. Heute sind es mehr als 4500, darunter 2600 Kinder. Zahlreiche Freiwillige, Eltern und sonstige Zuschauer/innen lassen sich Jahr für Jahr diesen Anlass nicht entgehen, der einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt hat.
Die Corrida von Bulle fand zum ersten Mal am 27. November 1976 auf Initiative des Bullers Jean-Pierre Cuennet statt. Mit Unterstützung seiner Kollegen der von ihm präsidierten Lokalsektion des Schweizerischen Turnverbands richtete er eine 1 km lange Rundstrecke ein, die sich in 40 Jahren kaum verändert hat. Start und Ziel befinden sich in der Grand-Rue auf Höhe des Hôtel de ville. Auf die in der ersten Ausgabe zu absolvierende Extraschlaufe zur Place St-Pierre wurde im nächsten Jahr verzichtet, da sich Läufer/innen und Kirchgänger/innen in die Quere gekommen waren...
Von Anfang an waren die Veranstalter/innen bemüht, die besten Schweizer Läufer/innen zur Teilnahme zu gewinnen, öffneten den Wettlauf aber auch für Ausländer/innen. Läufer/innen aus Spanien, Frankreich, Italien und der Tschechei sorgten nacheinander für spannende Rennen. Champion aller Kategorien ist bis heute der Walliser Pierre Delèze, der in acht Wettläufen siebenmal siegte. Seit den 2000er-Jahren haben aus Afrika stammende Läufer/innen ihre Vorherrschaft nicht mehr abgegeben.
Anmerkungen
Im Lauf der Jahrzehnte entwickelte sich die Corrida von Bulle vom kleinen Nachtlauf des Jahrs 1976 zu einem unumgänglichen Anlass des Vereinslebens der Stadt Bulle. Nach dem Muster der Kilbi im Freiburgerland. Hört man in Lausanne «Comptoir, Weinlese, und dann ist Weihnachten», so heisst es im Greyerzerland «Kilbi, Corrida, und dann ist Weihnachten.» Eine Trilogie, zu der Glühwein und Marroni sowie eine verlässliche Wettervorhersage gehören: Die eisige Bise, die am Samstag der Corrida durch die Grand-Rue bläst, markiert häufig den Winteranfang in der Region.
Neben dem Wettlauf umfasst die Corrida von Bulle eine Wandergalerie mit künstlerischen Transparenten, für die Jacques Cesa verantwortlich zeichnet. 1989 hatte der Greyerzer Künstler den Veranstaltern vorgeschlagen, Sport und Kunst zu verbinden: «Statt unter patriotischen Fahnen zu laufen, sprintet Ihr Sportler lieber unter Kunstwerken! Die Läufer werden sich unter einer gemalten Decke die Lunge aus dem Hals rennen.» Seither lösten sich die Künstler/innen jedes Jahr ab. Und einmal jährlich können Zuschauende und Athlet/innen diese vier mal vier Meter grossen Bilder bewundern, die majestätisch über der Rennstrecke baumeln und von der Bise mit Vergnügen gestreichelt werden.
Text : Gilles Liard
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- Gilles Liard: Corrida bulloise L'Arène d'un jour, Editions La Sarine, 2015.