Jedes Jahr finden zwei grosse Pilgerfahrten statt; jene für die Kranken im Mai und die allgemeine Herbst-Pilgerfahrt im September. Das von einem Vorstand geleitete Oeuvre des malades, das rund fünfzig Freiwillige umfasst, kümmert sich um die Vorbereitung und den Empfang der Pilger/innen, während ein Priester und Ordensschwestern für die spirituellen Belange und die Seelsorge zuständig sind. Messe, Prozession und Segen bilden das Programm. Dank einer gut eingespielten Logistik gelangen die Besucher/innen leicht zum Marienheiligtum und können sich vor Ort stärken: Busse verkehren vom Bahnhof Bulle aus, und in den 1980er-Jahren wird die im späten 19. Jahrhundert errichtete Schutzhütte zu einem Restaurant umgebaut.
Die katholische Pfarrei Broc, Eigentümerin der unter dem Namen «Les Marches» bekannten Immobilien (Kapelle, Pfarrhaus, Schutzhütte und umliegende Grundstücke), übertrug die Verwaltung einer kirchlichen Stiftung namens Rectorat catholique de Notre-Dame des Marches. In Zusammenarbeit mit dem Prior von Broc kümmern sich die Ingenbohler Schwestern um den Empfang der Gläubigen, die Dekoration der Kapelle und die Organisation der Feiern.
Der Name «Marches» könnte auf «marais» («Sumpf») zurückgehen (F. und J. Rime, S. 12). Bereits 1572 erwähnt und 1705 neuerbaut, wurde die Kapelle Notre-Dame des Marches in den 1880er-Jahren durch zwei wunderbare Heilungen ausserhalb der Pfarreigrenzen bekannt. Im September 1892 fand sogar eine denkwürdige «Pilgerfahrt der Mässigkeit» statt, um der Kilbi Konkurrenz zu machen. Es gibt sie auch heute noch, auch wenn sie weniger Gläubige anzieht als in ihren Anfängen. Als die Kranken 1945 wegen des Weltkriegs nicht nach Lourdes reisen konnten, führte man in Les Marches die Krankenpilgerfahrt ein. Entsprechend der Entwicklung der religiösen Praktiken im Kanton begannen die Besucherzahlen der Kapelle in den 1970er-Jahren zurückzugehen. Nach den grossen Pilgertreffen und Pilgerfahrten in Sonderzügen begeben sich die Pilger des 21. Jahrhunderts eher individuell in das «kleine freiburgische Lourdes», wie das Gästebuch belegt; man besucht Les Marches, um eine Kerze zu entzünden, etwas zu erbitten, sich innerlich zu sammeln oder die Weihnachtskrippe anzuschauen. Die Messen sind allerdings sehr gut besucht.
Text : Florence Bays
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- RIME, François, RIME, Jacques : Les Marches le petit Lourdes fribourgeois : histoire d’un lieu sacré, Bulle, Editions gruériennes, 2005.
- RIME, Jacques : Lieux de pèlerinages en Suisse, Bière, Editions Cabédita, 2011, S. 40.