In den Dörfern wird am Todestag einer Bewohnerin oder eines Bewohners noch die Sterbeglocke geläutet. Familien, Arbeitgebende und Vereine teilen den Tod eines der Ihren in Traueranzeigen in der Lokalpresse mit (die Anzeige der Familie enthält häufig eine Fotografie). Angehörige und Bekannte übergeben der Familie ein Kondolenzschreiben mit etwas Geld «für das Lesen einer Messe», um der verstorbenen Person zu gedenken, oder, wie dies in den letzten Jahren immer häufiger geschieht, zugunsten eines Wohltätigkeitswerkes oder für die Forschung. Ihnen wird brieflich oder per Anzeige in der Presse gedankt; dabei wird auch der Gottesdienst zum Dreissigsten angekündigt. Auf den Seiten der Todesanzeigen werden zudem Jahrestage und eventuelle Gedenkfeiern bekannt gegeben. Die Zeitung La Gruyère bietet ihrer Leserschaft an, auf Wunsch gratis einen Nachruf zu verfassen. Die Freiburger Tageszeitungen spielen also eine wichtige Rolle, um einen Tod anzuzeigen; viele Lesende schlagen auch zuerst diese entsprechenden Seiten auf.
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben sich die Rituale um den Tod verändert. Die Verstorbenen sind selten zu Hause aufgebahrt, sondern in den Totenkapellen der Pfarreien. Das Gebet am Vorabend des Begräbnisses wird seltener, Kränze und Blumensträusse nehmen ab, und der Sarg wird nicht mehr von Angehörigen oder Benachbarten getragen. Konstanten sind dagegen hinsichtlich der Abschiedsfeier festzustellen, ob auf diese die Einäscherung folgt oder nicht: Sie ist oft von katholischem oder protestantischem Ritus und wird von vielen Personen besucht. An sie schliesst sich traditionsgemäss die Trauermahlzeit, auch «Leichenschmaus» genannt, an, ein Brauch, der bis ins Spätmittelalter zurückreicht (Rouiller, S. 26) und Angehörige, Freunde und Freundinnen und Vertreter/innen der Vereine zusammenführt.
Jährlich am 1. November, dem Fest Allerheiligen, das häufig mit Allerseelen am 2. November verwechselt wird, begeben sich zahlreiche katholische Freiburger/innen auf den Friedhof, um der Verstorbenen zu gedenken. Die Gräber werden liebevoll mit Chrysanthemen geschmückt, obwohl die Menge der Blumen zurückgegangen ist. Je nach Pfarrei versammeln sich die Gläubigen vor- oder nachmittags zu einer Feier oder Messe. In der Stadt Freiburg musizieren die Concordia und die Landwehr auf dem Friedhof, um ihrer verstorbenen Mitglieder zu gedenken.
Auch auswärtige Freiburger/innen besuchen an diesem Tag die Gräber ihrer Angehörigen, obwohl sich immer weniger für Allerheiligen einen freien Tag nehmen. So sind Jahr für Jahr weniger Leute auf den Friedhöfen anzutreffen, und die Jüngeren ziehen es häufig vor, diesen Feiertag zum Shopping in Lausanne oder Bern zu nutzen.
Da viele Menschen aus der Kirche ausgetreten sind, sind neue Formen von Ritualen entstanden. Weltliche Trauerfeiern können bei Bestattungsunternehmen abgehalten werden, und Trauerbegleiter bieten ihre Dienste im Internet an.
Text : Florence Bays
Übersetzung: Hubertus von Gemmingen
Für weitere Informationen
- Raboud, Isabelle : « La Toussaint ». In : La Gruyère dans le miroir de son patrimoine, Neuenburg, Alphil, 2011, S. 40.
- Raboud, Isabelle, Mauron, Christophe: « Grand deuil ». In : La Gruyère dans le miroir de son patrimoine, Neuenburg, Alphil, 2011, S. 66.
- Rouiller, Jean-François : Portrait des Fribourgeois au gré du temps et des traditions, Freiburg, Editions du Cassetin, 1981, S. 22-26.
- Steinauer, Jean, Planzi, Laurenzo: Partir en beauté. L'art et le métier des funérailles en pas fribourgeois, Freiburg, SHCF, 2016.