Die Rassismusbekämpfung und -prävention ist Teil der kantonalen Integrationsprogramme (KIP), die seit 2014 gemeinsam vom Bund und den Schweizer Kantonen entwickelt werden. Im Rahmen des KIP 3 (2024-2027) trägt dieser Bereich den Namen «Umgang mit Vielfalt und Diskriminierungsschutz».
In der Schweiz werden Aufrufe zu Hass und Rassendiskriminierung strafrechtlich verfolgt und bei einer Verurteilung mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe sanktioniert. Mehr dazu hier.
Der Staatsrat betrachtet die Bekämpfung von Rassismus als Kernaufgabe der staatlichen Behörden, die parallel zur Basisarbeit der Vereine erfolgt. Mit der Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung werden Chancengerechtigkeit und die Einhaltung der Menschenrechte gefördert.
Die Rassismusbekämpfung und -prävention des Staates Freiburg ist auf alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons ausgerichtet. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Sensibilisierung der Bevölkerung – insbesondere von Kindern und Jugendlichen – für die Themen Rassismus und Diskriminierung. Um Rassismus zu verhindern und die Repräsentativität von Minderheiten in der Gesellschaft zu verbessern, ist eine enge und aktive Zusammenarbeit mit Behörden und Regelstrukturen erforderlich.
Gleichzeitig müssen Opfer von Rassismus Zugang zu niederschwelliger und spezifischer Beratung haben. Wenn Sie Zeuge/Zeugin oder Opfer einer rassistischen Handlung sind oder Informationen benötigen, können Sie sich an Rassismus-Info Freiburg wenden, die Anlauf- und Beratungsstelle für Rassismusprävention im Kanton Freiburg.
Die Ziele des KIP 3 im Bereich «Umgang mit Vielfalt und Diskriminierungsschutz» lauten wie folgt:
- Nicht-Diskriminierung auf struktureller Ebene fördern
- Ausbau der Beratungsstelle für Opfer und Zeuginnen/Zeugen von Diskriminierung
- Betroffenen das Wort geben, um ihre Erfahrungen sichtbar zu machen
- Förderung der Entstehung neuer Projekte/Partnerschaften und Anregung des Austauschs unter betroffenen Akteuren.
Um diese Ziele zu erreichen, wollen die IMR und das KSA auf mehreren Ebenen aktiv werden:
- Förderung von Schulungen und Selbstreflexion zum Thema Vielfalt und Diskriminierungsschutz (z. B. für staatliche Dienste / Institutionen).
- Verbesserung des Angebots und der Zugänglichkeit von Beratungen für Opfer und Zeuginnen/Zeugen von Diskriminierung (durch Info-Rassismus Freiburg).
- Unterstützung und Entwicklung von Sensibilisierungsaktionen und Konzeptarbeit (z. B. Woche gegen Rassismus, Projektausschreibung, Preis Migration und Arbeit, Organisation von Veranstaltungen, Umfrage beim Staatspersonal).
Definition und Geschichte des Rassismus
Rassismus ist ein Machtsystem, das auf der Schaffung von Kategorien und ihrer Hierarchisierung basiert: Eine Gruppe von Menschen profitiert aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur dominanten Gruppe einer Gesellschaft systematisch von Vorteilen und Privilegien.
Rassismus als Machtsystem reicht bis in die frühe Neuzeit zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich ein Rassismus, der auf sogenannt «wissenschaftlichen» und damit «legitimierten» Argumenten beruhte. Europäische Wissenschaftler entwickelten Theorien, die Menschen in rassische Gruppen einteilten, die hierarchisch gegliedert und mit typisierten Merkmalen von Intellekt und Verhalten verknüpft waren. Bis ins 20. Jahrhundert hinein rechtfertigten diese Theorien die Sklaverei, die Kolonisierung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen auf dem afrikanischen Kontinent, aber auch in Australien, Asien sowie Nord- und Südamerika. Die rassische Gruppe der Kaukasier stand dabei zuoberst in der Hierarchie, die allen Völkern einen vermeintlichen Wert zuschrieb.
Der ideologische Rassismus beruht auf einer expliziten und verinnerlichten Ideologie, d. h. auf einer Denkweise, bei der Personen aufgrund ihrer äusserlichen Erscheinung oder ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe, einer Nation oder Religion in vorgeblich natürliche Gruppen – sogenannte «Rassen» – eingeteilt werden. Zwischen diesen Gruppen wird eine Hierarchie erstellt.
Mehrere Beispiele aus der heutigen Zeit veranschaulichen das Fortbestehen des ideologischen Rassismus in bestimmten Kreisen, aber auch den Rassismus als System: die Nichtanerkennung der Rechte der Aborigines in Australien, die Ausbeutung der Ressourcen auf dem Territorium von Indigenen in Lateinamerika oder der wirtschaftliche Einfluss des Westens auf dem afrikanischen Kontinent.
Die verschiedenen Dimensionen von Rassismus
Der strukturelle Rassismus ist auf allen Ebenen der Gesellschaft angesiedelt. Er äussert sich in der Reproduktion von Ungleichheiten zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen.
Der institutionelle Rassismus bezieht sich auf die Handlungsweisen einer (privaten oder staatlichen) Institution, die auf expliziten oder impliziten Regeln beruhen. Diese Regeln haben zur Folge, dass eine Gruppe von Menschen gegenüber einer anderen benachteiligt oder ausgeschlossen wird.
Der interpersonelle Rassismus bezieht sich auf abwertende Haltungen und Handlungen gegenüber Angehörigen einer Minderheit. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Form von Rassismus direkt oder indirekt auf strukturellen und/oder institutionellen Rassismus zurückzuführen ist.
Der internalisierte Rassismus bezeichnet die Einstellung einer Person, welche die Vorurteile gegen ihre eigene Gruppe verinnerlicht hat. Dies kann so weit gehen, dass sich die Person selbst abwertet oder Stereotype reproduziert, indem sie Mitglieder ihrer eigenen Gruppe diskriminiert.
Rassismus in der Schweiz von gestern bis heute
Die Geschichtsforschung hat in zahlreichen Studien die politische, symbolische und wirtschaftliche Beteiligung der Schweiz an Kolonialismus und Sklaverei aufgezeigt. Zwar hatte die Schweiz als Nationalstaat keine eigenen Kolonien, das Land und einige Schweizer Persönlichkeiten waren jedoch wirtschaftlich und intellektuell an Kolonialismus und Sklaverei beteiligt.
Ein konkretes Beispiel: Zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert kommt es in einigen Städten, darunter in Freiburg, zu Völkerschauen, in denen schwarze Menschen zu einer Attraktion aus den Kolonien degradiert werden.
Heute ist Rassismus auch in der Schweiz nicht nur auf Handlungen von Einzelpersonen beschränkt, sondern manifestiert sich auch auf struktureller und institutioneller Ebene. Rassismus als Machtsystem äussert sich in vielen Bereichen des Alltags: Arbeit, Wohnen, Behördengänge, Bildung usw.