In seinem Editorial erinnert der Kantonsarchäologe an die Bedeutung der Archäologie, um die Geschichte vergangener Generationen zu verstehen und zu rekonstruieren. Jede Ausgrabung trägt dazu bei, die Menschen, die unser Gebiet geprägt haben, wieder zum Leben zu erwecken und künftigen Generationen ein wesentliches und unschätzbares historisches Erbe zu hinterlassen.
Der Kalender zeugt von der Vielfalt und Vielzahl der Aufgaben und Einsätze des Amtes im Jahre 2024. Im Feld fanden wichtige Entdeckungen statt: ein Grabhügel aus der älteren Eisenzeit in Matran, ein Brandgrab aus der frühen Spätbronzezeit in Neyruz, bedeutende Überreste bei den Voruntersuchungen für das Projekt AgriCo in Saint-Aubin oder auch Zeugen der verschiedenen Bau- und Reparaturphasen des Dachstuhls der Kirche Sainte-Marie in Hauterive.
Zugleich brachten Veranstaltungen für die Öffentlichkeit, wie etwa Führungen durch die Fundstelle der römerzeitlichen Siedlung von Marsens-Riaz oder Tage der offenen Ausgrabung im Burgquartier in Freiburg, Archäologie und Bevölkerung einander näher.
Das AAFR hat auch zur Bereicherung des Kultur- und Bildungslebens des Kantons beigetragen. Es hat an Ausstellungen mitgewirkt und Ausbildungskurse für Jugendliche sowie Veranstaltungen zur Inwertsetzung der lokalen Archäologie organisiert. Dies ermöglicht der ganzen Bevölkerung einen privilegierten Zugang zum kollektiven Gedächtnis unserer Region.
Nach Auskunft der statistischen Daten des Sektors „Archäologie und Territorium“ hat das AAFR im Jahr 2023 1196 Gutachten erstellt, 511 Feldeinsätze geleistet und dabei 44 neue archäologische Fundstätten erfasst. Diese Zahlen verdeutlichen die hohe Dynamik bei den Ausgrabungen, Bauuntersuchungen und anderen Baubegleitungen im Laufe des Jahres.
Die sechs Kurbeiträgen der Rubrik «Einblicke» stellen die vorläufigen Ergebnisse zu archäologischen Interventionen vor und enthüllen interessante Entdeckungen: eine vorgeschichtliche Brandgrube in Delley, die ungewöhnlich viele Keramikscherben enthielt; ein Abschnitt der römischen Strasse in Bulle/La Prila , die wahrscheinlich mehrere landwirtschaftliche Anwesen miteinander verband; eine Brandgrab in Rue; bisher unveröffentlichte Überreste in der Kirche St. Moritz in Freiburg oder auch Brandstrukturen hinter dem Molkerei-Gebäude in Belfaux. Neben diesen Ergebnissen aus der Feldforschung werden die Resultate einer eingehenden Untersuchung zu den Freiburger Einbäumen zusammengefasst.
De neue Band der FHA umfasst zudem drei archäologische Auswertungen, die verschiedene Fundstellen im Kanton betreffen. Eine Untersuchung widmet sich den zahlreichen Steinklingen und Geweihartefakten des späten 4. Jahrtausend v.Chr. aus der Seeufersiedlung von Muntelier/Platzbünden, die zu einem der vielfältigsten und wichtigsten Fundensemble dieser Zeit in der Drei-Seen-Region gehören. Die Analyse erlaubt, Entwicklungen in der jungsteinzeitlichen Beilherstellung nachzuzeichnen. An der Fendringenstrasse in Bösingen geben Brandgräber aus der späten Bronzezeit spannende Einblicke in die damaligen Bestattungspraktiken. Neben Gräbern mit Urnen, welche Grabbeigaben bargen, fanden sich auch Bestattungen ohne Urnen, was von einer grossen Vielfalt bezüglich Grabarchitektur und Begräbnisritualen zeugt. Schliesslich brachte die Untersuchung der Wandmalerei-Fragmente aus einem Teil der Thermenanlage der römischen Villa in Marly/Les Râpettes vier Hauptdekorationszonen ans Licht, darunter eine Marmor-Imitation und eine aus geometrischen Motiven aus severischer Zeit (193-235 n. Chr.).
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonsarchäologie freuen sich, die Ergebnisse ihrer aktuellen Tätigkeit im gesamten Kantonsgebiet mit ihren Leserinnen und Lesern zu teilen. Sie wünschen allen eine bereichernde und angenehme Lektüre und weisen darauf hin, dass das Amt für Archäologie des Kantons Freiburg für alle Fragen zu archäologischen Kulturgütern, seien sie bereits bekannt oder noch zu entdecken, zur Verfügung steht.