Wie in jedem Jahr erfährt die Leserschaft auch in der 18. Ausgabe der FHA mehr über die im Musée romain de Vallon gezeigten Sonderausstellungen - insbesondere über jene mit dem Titel "Partout chez soi? Migrations et intégrations dans l'Empire romain ", die zusammen mit dem Musée romain d'Avenches realisiert wurde. Ebenfalls zum gewohnten inhaltlichen Bestand zählt der archäologische Fundbericht, der einen Überblick über die 2015 im Kanton Freiburg gemachten Entdeckungen bietet.
Der thematische Fokus liegt heuer auf der Peterkirche von Carignan in Vallon, deren Bauentwicklung vom spätantiken Mausoleum (5. Jh. v.Chr.) bis hin zur Pfarrkirche - 15 Jahrhunderte später - beleuchtet wird. Die im Vorfeld der Restaurierung des Sakralbaus vorgenommene Ausgrabung der 80-er Jahre brachte nicht nur die in den Molassegrund hinein gehauenen, teilweise bis in die karolingische und gotische Zeit verwendeten Grabstätten zu Tage, sondern auch ein bemerkenswertes Fundensemble.
Unterhalb der mittelalterlichen Burgruinen von Arconciel liegen am Fuss eines Felssporns in der Saaneschlucht zwei Felsschutzdächer, in denen sich Spuren menschlicher Anwesenheit für die Spätbronzezeit (1000-800 v.Chr.) und das Mittelalter fanden. In einem dieser Abris liess sich sogar ein hölzerner Einbau nachweisen. Die Plätze dienten mal als Unterstand für Kleinvieh, mal als Ort für Schmiedetätigkeiten; verkohlte Getreidekörner zeugen zudem von der Nahrungszubereitung.
Das ins Mittelalter zurück reichende Franziskanerkloster von Freiburg fand lange keine Beachtung. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass ein Teil der Anlage im Jahre 1723 bei einem Felssturz in die Saane gestürzt ist. Die punktuellen Ausgrabungen anlässlich der Renovation des Konventsgebäudes brachten einen Abschnitt der Ostfassade des Ostflügels sowie 17 Gräber zutage und erlaubten, den trapezförmigen Grundriss des mittelalterlichen Kreuzganges zu fassen.
Die Grabungskampagne 2015 in Bulle/Terraillet hatte den grössten der insgesamt fünf in dieser Zone bekannten Grabhügel zum Ziel. Die im Durchmesser 29 Meter messende Aufschüttung barg in seinem Innern ein Zentralgrab, von dem sich Reste einer Holzkammer erhalten haben. Obwohl das Grab wahrscheinlich schon einmal geöffnet wurde, fanden sich noch Bestandteile seiner Ausstattung, namentlich eine eiserne Schwertklinge und zwei Keramikgefässe aus der Älteren Eisenzeit (730-650 v.Chr.). Entsprechende Spuren deuten zudem auf Siedlungsaktivitäten in der Spätbronzezeit (1200-800 v.Chr.) und der römischen Epoche (15 v. -450 n.Chr.).
Auf den Anhöhen von Courtepin stiess man bei einer Notgrabung auf die stark abgetragenen Überreste des Wohnkomplexes eines römischen Gutshofes. In der Verfüllung eines Kellers kamen Bruchstücke eines bemalten Verputzes zum Vorschein, die von einer Wandmalerei des 2. Jh. n.Chr. stammen. Ein kleiner Bau in Leichtbauweise weiter hangaufwärts gehört ebenfalls zur Anlag. Im Mittelalter wurde in den römerzeitlichen Ruinen ein Friedhof mit 27 Gräbern angelegt, darunter solche mit Steinplattenverkleidung oder Mauerwerk. Acht Bestattungen lieferten reiche Beigaben, zur Hauptsache Schmuckstücke, die an das Ende des 6./den Beginn des 7. Jh. n.Chr. datieren.
In Illens sind den Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten am Palais aus dem 15. Jh. und an den mittelalterlichen Burgruinen archäologische Sondierungen im Bereich der der Unterbauten des Palais vorausgegangen. Diese haben eine Kellertreppe, einen gemauerten Annexbau sowie einen Zugangsweg aus Kieseln zu Tage gebracht. Auf der Innenseite der mittelalterlichen Umfassungsmauer konnte an einer Stelle zudem ein Stützpfeiler aus dem Ende des 12./zu Beginn des 13. Jh. gefasst werden.
Die Schenkung von 53 aus der Töpferei der Affentauschegg stammenden Ofenkacheln an das archäologische Amt bereichert nicht nur die kantonale Sammlung, sondern trägt auch zu unserem Wissen über die regionale Kachelproduktion zwischen dem 17. und 20 Jh. bei. Die Stücke helfen zudem bei der typologischen Bestimmung der aus den Grabungen in Bulle/Poterne stammenden Kachelfragmente.
Wer Spaziergänge in der Natur gerne mit der Besichtigung von Kulturdenkmälern verbindet, sei herzlich eingeladen den neuen Lehrpfad in Bossenens unter die Füsse zu nehmen. Die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Association pour la mise en valeur des ruines de Bossonnens ausgearbeiteten Tafeln führen den Besucher nicht nur durch den Bois de la Tour, sondern auch durch die Ruinen der mittelalterlichen Fundstelle.
Die diesjährige Ausgabe schliesst mit einer kurzen Hommage auf Hans Georg Bandi, einen bedeutenden, vor allem in Bern tätigen Archäologen, der massgebend zum Entscheid des Bundesrats vom 13. Mai 1961 beigetragen hat, dass der Bund die Kosten der durch den Nationalstrassenbau verursachten Ausgrabungen trage. Von diesem Bundesbeschluss hat auch unser Kanton massgeblich profitiert.
Jene, die ihren Hunger nach Archäologie noch nicht gestillt haben sollten, dürfen sich im Jahre 2017 auf die Publikation von zwei aussergewöhnlichen, im Rahmen der Autobahngrabungen untersuchten Nekropolen freuen: Tronche Bélon à Riaz (Merowingerzeit) und Les Biolleyres à Châbles (Bronzezeit). Den Wissbegierigen unter Euch sei auch das breitgefächerte Programm der diversen Archäologie- und Geschichtsvereinigungen unseres Kantons - denen an dieser Stelle für ihr Engagement gedankt sei - wärmsten zu empfehlen!