Die Freiburger Hefte für Archäologie beginnen mit dem Kalenderjahr 2022 und einem Rückblick auf die Ereignisse, die das AAFR ab Januar des vergangenen Jahres an allen Fronten gefordert haben. Wie im Editorial erwähnt, war es ein Jahr voller Entdeckungen und Überschreitungen, sei es physischer, moralischer oder sogar budgetärer Art. Sowohl im Feld (auf Trockenböden, unter Wasser, in der Luft) als auch in den Räumlichkeiten des Amts für Archäologie oder im Musée romain de Vallon mobilisierte die Archäologie alle ihre personellen Ressourcen und zog dabei auch ein breites Publikum an.
Acht Kurzbeiträge
Die acht Kurzbeiträge der Rubrik «Einblicke» beleuchten einige der Höhepunkte des Jahres 2021. Der Sektor Archäologie und Territorium führt in seinem Beitrag die intensive Tätigkeit im Bereich der präventiven Archäologie vor Augen. In einem Jahr haben im Kanton über 500 archäologische Untersuchungen stattgefunden, was im Durchschnitt mehr als einer neuentdeckten Fundstelle pro Woche entspricht. Sechs Artikel veranschaulichen den Reichtum und die Vielfalt der Funde: So erfährt man mehr über ein prähistorisches Elchgeweih aus dem Glanebezirk oder die Überreste von Bauernhöfen aus der älteren Eisenzeit, die unter der Agroscope in Grangeneuve zum Vorschein kamen. Die Antike wartet mit einer römischen Besiedlung in Farvagny, einem bislang unbekannten Römer helvetischer Herkunft in der Kirche von Bärfischen (Barberêche) und einem spätrömischen Bestattungsplatz in Nähe der neuen Schule von Dompierre auf. Das mittelalterliche Freiburg wird durch einen Beitrag über die Entdeckung von Wohnhäusern im Burgquartier und eines Teils des Friedhofs der Liebfrauenkirche beleuchtet. Last but not least werden in den Funddepots des AAFR wichtige Arbeiten an den Sammlungen durchgeführt. Dort werden in Kisten die bei Ausgrabungen in allen Ecken des Kantons gemachten Funde zusammengetragen.
Die Gemeinde Saint-Aubin
Das Kernstück der Ausgabe bilden zwei Studien, die sich der Gemeinde Saint-Aubin im Broyebezirk widmen. Die erste öffnet ein Fenster in die vorgeschichtliche Vergangenheit und stellt sechs Neuentdeckungen auf dem Gemeindegebiet vor. Diese Fundstellen, die zeitlich vom Jungneolithikum (3500‒3300 v. Chr.) bis zur älteren Eisenzeit (850‒450 v. Chr.) reichen, kamen bei zahlreichen archäologischen Baubegleitungen und den im Vorfeld von Bauarbeiten durchgeführter Untersuchungen zum Vorschein. Die zweite Studie stellt die römischen Ansiedlung von Saint-Aubin/Les Attes vor. Neben Pfostengebäuden fanden sich hier auch ein holzverschalter Kastenbrunnen, rituelle Tierdepots und Metallobjekte unterschiedlicher Art. Die an der Fundstelle angetroffenen Funde und Befunde werfen Fragen auf: Handelt es sich sowohl um eine profane Einrichtung als auch um einen Ort für Zeremonien? Standen die freigelegten Bauten in der Nähe eines grösseren Heiligtums? Die Untersuchungen brachten bislang noch keine Klarheit.
Das archäologische Erbe unseres Kantons
Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AAFR wünschen Ihnen bei der Lektüre dieser Ausgabe ebenso viel Vergnügen, wie sie selbst bei den Felduntersuchungen, der Auswertung und Bearbeitung der freigelegten Hinterlassenschaften sowie der Erstellung dieses Heftes gefunden haben!