Das Revitalisierungsprojekt der Broye sieht vor, das Fliessgewässer an die auf dem linken Ufer gelegene Aue von nationaler Bedeutung wieder anzuschliessen. Dank verschiedenen baulichen Massnahmen wird ein natürlicherer Verlauf des Flusses geschaffen. Das rechte Ufer wird wieder aufgeforstet. Freie Räume werden geschaffen, damit die Broye frei im Wald fliessen kann. Die Aue des Fliessgewässers wird somit wiederhergestellt und mit ihr die für Feuchtgebiete typische Biodiversität, begleitet von der Rückkehr einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten wie der Eisvogel, der Kleinspecht oder der Laubfrosch. Ein Überflutungskorridor wird angelegt, um Schäden bei Hochwasser zu vermeiden. Die Mündungen der Zuflüsse werden ebenfalls revitalisiert.
Das Projekt erstreckt sich über 3 km bei den "îles de Villeneuve" auf der Gemeinde Surpierre. Es ist hauptsächlich auf dem Gebiet des Kantons Freiburg angesiedelt, wobei einige Begleitmassnahmen im Kanton Waadt umgesetzt werden. Das Projekt wurde vom 26. April bis zum 24. Mai 2019 öffentlich aufgelegt.
Das Amt für Umwelt des Kantons Freiburg hat diesen Sektor im Rahmen seiner Planung der Revitalisierungen der Fliessgewässer (nur auf Französisch) als prioritär eingestuft.
Kosten und Planung
Die Gesamtkosten der Arbeiten, welche unter anderem die Wartung über 3 Jahre sowie das biologische Monitoring über 5 Jahre miteinbeziehen, werden auf 2'559'000 Franken geschätzt. Der Bund und der Kanton werden das Projekt in Höhe von maximal 80% subventionieren. Der Verband "Broye Source de Vie" konnte die notwendigen Mittel finden, um den übrigen Teil zu finanzieren.
Die Planung sieht den Beginn der Arbeiten Anfangs 2020 und ihren Abschluss 2021 vor.
Eine Revitalisierung, die Teil eines weitreichenderen Projekts ist
Der Verband "Broye Source de Vie" brachte den Stein ins Rollen, indem er auf die beträchtlichen Umweltprobleme der Broye aufmerksam machte, Studien zu ihrer Revitalisierung einleitete und die verschiedenen betroffenen Parteien zusammenbrachte.
Zwischen 2010 und 2013 wurden von den Kantonen Freiburg und Waadt mehrere Studien über die Broye durchgeführt. Sie führten zur Identifikation von fünf prioritären Sektoren zwischen Moudon und dem Murtensee. Der Sektor der Aue von Villeneuve ist, zusammen mit den Sektoren Granges-près-Marnand, Fétigny, die Ancienne Broye unterhalb von Payerne und die Mündung in den Murtensee einer dieser prioritären Sektoren. 2018 wurde der prioritäre Sektor des Broye-Deltas durch den Kanton Waadt renaturiert.
Die Revitalisierung der Fliessgewässer im Kanton Freiburg
Der Wasserbau an Schweizer Fliessgewässern war bis zum Ende der 1970er-Jahre fast ausschliesslich auf Hochwasserschutz und Unterhalt ausgerichtet. Die zu dieser Zeit erstellten Wasserbauten haben wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung gewisser Teile der Schweiz beigetragen. Sie haben jedoch im Gegenzug viele Fliessgewässer aus ökologischer und sozialer Sicht beeinträchtigt.
Im Kanton Freiburg sind 34% der Fliessgewässer, also ungefähr 800 km, stark verbaut oder eingedolt. Daraus resultiert eine starke Verminderung der natürlichen Vielfalt und der Selbstreinigungskapazität der Gewässer, ein Unterbruch der Fischwanderung und eine Banalisierung der Landschaft.
In den kommenden 80 Jahren sollen im Kanton etwa 200 km Fliessgewässer revitalisiert werden, was ungefähr 3 km pro Jahr entspricht. Mehrere Kilometer wurden bereits revitalisiert (z.B. der Palon in Prez-vers-Noréaz, die Ondine in Bulle und Riaz, die Taverna in Wünnewil, der Areney in Bulle, der Ruisseau du Moulin in Ménières, der Ruisseau du Chêne in Châtel-St-Denis). Verschiedene Projekte sind ebenfalls im Gange (z.B. die Petite Glâne in Vallon und St-Aubin, die Saane in Freiburg, die Sionge in Vaulruz, die Sense in Bösingen).