Das Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen (GFB) ist administrativ der Direktion für Gesundheit und Soziales angegliedert. Es wurde vom Staat beauftragt, den Grundsatz der Gleichstellung von Frau und Mann anzuwenden und sich für die Beseitigung jeglicher Form rechtlicher und tatsächlicher Diskriminierung einzusetzen. Das GFB verfolgt eine auf die Interessen von Familien ausgerichtete Politik, koordiniert die Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen und setzt sich für die Gleichstellung in den Bereichen Arbeit, Erziehung, Bildung, Politik und Gesellschaft ein.
Wichtige Ereignisse
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Mit der Pensionierung von Geneviève Beaud Spang Ende August 2023 nach 22 Jahren an der Spitze des GFB wurde ein wichtiges Kapitel des GFB geschlossen. Sophie Delessert wurde zur neuen Leiterin des GFB ernannt und hat die Stelle am 1. Oktober 2023 angetreten.
Ordentliche Tätigkeit
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Auf nationaler Ebene pflegt das GFB folgende Mitgliedschaften:
- Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG), 2 Sitzungen im Jahr 2023, aktiv in der angegliederten Gruppe für Rechtsfragen;
- EGALITE.CH (Konferenz der Westschweizer Gleichstellungsbüros), 4 Sitzungen im Jahr 2023;
- Schweizerische Konferenz gegen häusliche Gewalt (SKHG), jährliches nationales Treffen;
- Conférence latine contre la violence domestique – CLVD (Konferenz der lateinischen Kantone gegen häusliche Gewalt), 3 Sitzungen im Jahr 2023;
- Steuerungsausschuss «Nationaler Zukunftstag»;
- Steuerungsausschuss der Ausstellung «Plus fort que la violence/Stärker als Gewalt», das GFB gewährleistet zusätzlich die Koordination der Ausstellung;
- Schweizerische Konferenz der Schlichtungsstellen nach Gleichstellungsgesetz (SKS) als Sekretariat der Kantonalen Schlichtungskommission für die Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben (SKGLEICH), 1 Sitzung im Jahr 2023.
Das GFB beteiligt sich regelmässig an den Arbeiten des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG). Darüber hinaus nahm das GFB-Team im Dezember an den Assises romandes de l'égalité in Lausanne teil.
All diese Instanzen setzen sich auf interkantonaler und nationaler Ebene mittels Stellungnahmen, Aktionen, gemeinsamen Projekten, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit für die Förderung der gesetzlichen und tatsächlichen Gleichstellung von Frau und Mann und für die Bekämpfung von häuslicher Gewalt ein.
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Das GFB führt das Sekretariat mehrerer Kommissionen:
- Kantonale Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann und für Familienfragen, 4 Sitzungen im Jahr 2023;
- Kantonale Schlichtungskommission für die Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben (SKGLEICH), 1 Sitzung und 1 Rechtsgutachten im Jahr 2023;
- Kantonale Kommission gegen Gewalt in Paarbeziehungen, die das GFB auch präsidiert, 5 Sitzungen im Jahr 2023.
Das GFB führt auch das Sekretariat des Klubs für Familienfragen des Grossen Rates; der Klub trat 2023 nicht zusammen.
Das GFB beantwortet interne Vernehmlassungen und Vernehmlassungen zu Gesetzesentwürfen auf Kantons- und Bundesebene. 2023 hat es 26 Stellungnahmen verfasst. Zudem ist das GFB Teil der interkantonalen Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der GlG-Broschüre «Das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann ‒ Rechte, Vorgehen und Anlaufstellen bei Diskriminierung im Erwerbsleben».
Das GFB war an den Antworten des Staatsrats im Rahmen von parlamentarischen Vorstössen beteiligt:
- Postulat 2023-GC-73 der Grossrätinnen Marie Levrat und Alizée Rey «Lohngleichheit in der Privatwirtschaft!» unter der Leitung der GSD;
- Auftrag 2023-GC-89 der Grossrätinnen und Grossräte Savio Michellod, Sébastien Dorthe, Nicolas Kolly, Katharina Thalmann-Bolz, Hubert Dafflon, Christian Clément, Francine Defferrard, Pauline Robatel, Peter Wüthrich und Estelle Zermatten «Für eine verständliche Verwendung der inklusiven Sprache in den Texten des Kantons Freiburg» unter der Leitung der GSD
- Motion 2023-GC-169 der Grossrätin Daphné Roulin und des Grossrats François Ingold «Erleichterter Teilzeiturlaub und unbezahlter Urlaub bei einer Geburt oder einer schweren gesundheitlichen Beeinträchtigung eines Kindes» unter Leitung der FIND;
- Motion 2022-GC-183 des Grossrats Alexandre Berset und der Grossrätin Carole Baschung «Sexistische Werbung im öffentlichen Raum gesetzlich verbieten» unter der Leitung der SJSD.
Die Mitarbeiterinnen des GFB nehmen an nationalen und akademischen Kongressen sowie an Kursen in ihren Tätigkeitsbereichen teil, um sich zu vernetzen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und Fähigkeiten auszubauen. Die Mitarbeiterinnen des Bereichs Gleichstellung im Unternehmen tauschen sich beispielsweise regelmässig mit dem Kanton Bern im Rahmen seines Projekts «Werkplatz Égalité» aus. Die Juristin des GFB nahm an der Studientagung L'enfant au cœur des parentalités sowie an einem Rechtskurs zum Thema Konkubinat teil. Das GFB war auch beim Jubiläum zum 30-jährigen Bestehen des OHG und bei der nationalen Konferenz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vertreten.
Die Fachbibliothek La Grenade des GFB ist Teil der Swiss Library Service Platform (SLSP) und für die Bevölkerung auf Anfrage zugänglich. Im Januar 2023 organisierte das GFB eine Veranstaltung zur Einweihung der neuen Bibliotheksräumlichkeiten. Vanessa Cojocaru, Gründerin des Podcasts Tearoom, moderierte ein Podiumsgespräch mit der Bibliothekarin Elisabeth Longchamp Schneider und der Leiterin des GFB, Geneviève Beaud Spang. Danach fand eine Lesung von ausgewählten Texten statt.
Gleichstellung in der Kantonsverwaltung
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Das GFB leitet die Umsetzung des Plans für die Gleichstellung von Frau und Mann in der kantonalen Verwaltung (PGKV). Seine 25 Massnahmen und Rahmenbedingungen sollen der Sensibilisierung, Information, Bildung, Beratung und dem Austausch dienen.
Der Weiterbildungskurs für Kaderpersonen des Staates «Gleichstellung, Diversität, Durchmischung?», ausgearbeitet im Rahmen der PGKV-Massnahmen, wurde 2023 anlässlich der sechs obligatorischen Einführungsausbildungen für neue Kader erteilt. Dieser Kurs ist aus einer Zusammenarbeit zwischen dem GFB und der Praxis Artemia hervorgegangen und wird auch 2024 auf dem Programm stehen.
Die 13-köpfige Arbeitsgruppe des PGKV wurde vom Staatsrat ernannt und trat 2023 nicht zusammen. Jedoch wurde sie für die Veröffentlichung der zweiten «Situationsanalyse» hinzugezogen (Daten von 2020). Diese Analyse liefert aktuelle Informationen zur Gleichstellung in der kantonalen Verwaltung und ermöglicht einen Vergleich mit den Daten von 2016. Die Publikation kann kostenlos beim GFB bestellt werden oder ist online abrufbar. Die Arbeitsgruppe wird Anfang 2024 wieder zusammentreten, um einen neuen Aktionsplan auszuarbeiten und zu verabschieden.
Gleichstellung im Erwerbsleben und Anwendung des Gleichstellungsgesetzes
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Im Jahr 2023 wurden dem GFB 18 Fälle von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts (Lohn, Anstellung, Förderung, Aufgabenzuweisung, Arbeitsbedingungen, Kündigung – insbesondere in Zusammenhang mit Mutterschaft) und 18 Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz unterbreitet – Tendenz steigend. Die Kantonale Schlichtungskommission für die Gleichstellung der Geschlechter im Erwerbsleben (SKGLEICH) wurde in einem dieser Fälle angerufen.
Im Jahr 2023 stellte das GFB das Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz 9-mal bei verschiedenen Institutionen und Hochschulen vor.
Das GFB ist Teil der interkantonalen Arbeitsgruppe zur Überarbeitung der GlG-Broschüre «Das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann ‒ Rechte, Vorgehen und Anlaufstellen bei Diskriminierung im Erwerbsleben». Die Juristin des GFB war für die kantonsspezifischen Anpassungen im Kanton Freiburg und das Korrekturlesen der deutschsprachigen Publikation zuständig. Die Broschüre kann online heruntergeladen oder kostenlos in Deutsch oder Französisch beim GFB bestellt werden.
Das Amt für Wald und Natur (WNA) hat das GFB gebeten, am Anstellungsverfahren für eine Wildhüterin-Fischereiaufseherin oder einen Wildhüter-Fischereiaufseher mitzuwirken. Die Juristin des GFB begleitete das WNA während dieses umfassenden Prozesses eng. Insbesondere war sie an der Organisation eines Workshops zur Verankerung des Wildhüterberufs im Kanton beteiligt und verfasste einen Bericht, in dem sie den Beruf unter dem Gesichtspunkt der Gleichstellung von Frauen und Männern und der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben analysierte. Die GFB-Projektleiterin des PGKV unterstützte sie dabei thematisch.
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Im Rahmen der Strategie Nachhaltige Entwicklung des Staates Freiburg 2021–2031 hat das GFB Beiträge erhalten, um die Gleichstellung von Frau und Mann im Berufsleben voranzutreiben. 3 Personen des GFB, d. h. 1,3 VZÄ, konnten so ein Projekt zur Information und Sensibilisierung von Freiburger Unternehmen entwickeln.
Im Jahr 2023 wurden 2 Sitzungen zwischen der Delegierten für nachhaltige Entwicklung und dem GFB zur Weiterverfolgung dieser Massnahmen organisiert. Überdies ist das GFB Teil des Netzwerks für nachhaltige Entwicklung des Staates Freiburg und nimmt an dessen Sitzungen teil.
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Das GFB baut sein Unternehmensnetzwerk zur Förderung der Gleichstellung im Beruf dank der Zusammenarbeit mit der Fédération Patronale et Economique (FPE-CIGA) und der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) aus.
In Zusammenarbeit mit der FPE-CIGA veranstaltete das GFB am 16. November einen halbtägigen Workshop zum Thema Vereinbarung von Familien- und Berufsleben. Ein Unternehmen aus dem Süden des Kantons teilte an diesem Vormittag seine Best Practices mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern; die Fachstelle UND, ein Kompetenzzentrum für die Umsetzung der Vereinbarung von Familien- und Berufsleben, stellte theoretische Elemente vor. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmer/innen in Gruppendiskussionen über ihre Gedanken und Handlungsmöglichkeiten austauschen.
Auf Anregung des GFB bietet die HSW-FR seit dem Jahr 2023 ausserdem ein Wahlfach für die 3.-Jahr-Studierenden des Bachelorstudiengangs in Betriebswirtschaft an. Dieser Kurs befasste sich mit der Gleichstellung im Beruf und ermöglichte es dem GFB, seinen Ansatz zur Gleichstellung in Unternehmen mit wissenschaftlichen Inhalten und praktischen Übungen weiterzuentwickeln. Der Kurs endete mit einer öffentlich zugänglichen Podiumsdiskussion zu künstlicher Intelligenz, HR-Prozessen und Gender. Das GFB sprach zudem am 24. November 2023 zum Thema Personalressourcen im Rahmen eines Wahlfachs der HSW. Die Thematik der Gleichstellung im Beruf wurde auch allen Studierenden des 1. Jahres des Bachelorstudiengangs von Mathias Rossi, Professor und Beauftragter für Chancengleichheit für die HES-SO Freiburg, vorgestellt.
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Im Rahmen des Projekts «Gleichstellung im Unternehmen» hat das GFB die wichtigsten Instrumente des geschlechtergerechten Managements zur konkreten Umsetzung von Gleichstellung und Geschlechtergleichstellung in der Berufswelt in einer Broschüre zusammengefasst. An der Schnittstelle zwischen Betriebswirtschaft und Sozialwissenschaften ist der in dieser Broschüre vorgeschlagene 9-Achsen-Ansatz innovativ und basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Quellen. Der Ansatz ist absichtlich vielschichtig und lässt sich leicht an die Gegebenheiten jeder Organisation anpassen, unabhängig von Branche, Grösse und aktuellen Anliegen. Die zweisprachige Broschüre kann kostenlos beim GFB bestellt werden oder ist online abrufbar. Darüber hinaus unterstützt das GFB-Team die Freiburger Unternehmen mit massgeschneiderten Workshops zur Ergänzung der ersten, in der Broschüre vorgeschlagenen Ansätze.
Gleichstellung in Erziehung und Bildung
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2023 organisierte das GFB den 23. «Nationalen Zukunftstag – Seitenwechsel für Mädchen und Jungs».
Das GFB koordiniert diesen nationalen Tag für den Kanton Freiburg, der jeweils am 2. Donnerstag im November stattfindet. Der Zukunftstag soll bei den Schülerinnen und Schülern der 7. und 10. HarmoS Geschlechterstereotypen bei der Berufswahl abbauen.
Im französischsprachigen Kantonsteil nahmen über 750 Mädchen und 800 Jungen am Grundprogramm teil, d. h., sie begleiteten einen Tag lang eine Person aus ihrem Umfeld, die einen geschlechtsuntypischen Beruf ausübt. Im deutschsprachigen Kantonsteil nutzten rund 35 Mädchen und 30 Jungen diese Gelegenheit. Ein zweites Modul richtete sich an die Schülerinnen und Schüler der 10. HarmoS, wobei Mädchen an spezifischen Workshops in den Bereichen Landwirtschaft (Landwirtschaftliches Institut des Kantons Freiburg, Grangeneuve), Wissenschaft (Universität Freiburg), sowie Ingenieurwesen und Technik (Hochschule für Technik und Architektur Freiburg, Berufsfachschule Freiburg, Wago, Liip SA) teilnehmen konnten. Die Jungen wiederum konnten einen Sozial- oder Gesundheitsberuf an der Pädagogischen Hochschule (PH), Berufsfachschule Soziales-Gesundheit (ESSG) und Hochschule für Gesundheit (HfG-FR) sowie in mehreren Krippen und ausserschulischen Betreuungseinrichtungen kennenlernen. Es wurden 65 französischsprachige Workshops (44 für Mädchen und 21 für Jungen) sowie 17 deutschsprachige Workshops (13 für Mädchen und 4 für Jungen) mit insgesamt 327 Plätzen angeboten. Im Jahr 2023 entstanden neue Partnerschaften, insbesondere in Bezug auf den Optikerberuf für Jungen.
Der Workshop «Ein Tag als Chefin» war wiederum besonders erfolgreich: 13 Frauen in Führungspositionen nahmen zwischen 2 und 8 Mädchen auf, damit sie den Alltag als Chefin kennenlernen konnten. Die Workshops werden jedes Jahr in Partnerschaft mit verschiedenen Dachorganisationen, der Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten (BKAD) und den Berufsberaterinnen und Berufsberatern organisiert.
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START! Forum der Berufe fand vom 7. bis 12. Februar 2023 im Forum Freiburg statt.
Das GFB setzt sich dafür ein, die geschlechts- und berufsspezifischen Stereotypen in der Berufswelt zu bekämpfen und den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre beruflichen Perspektiven zu erweitern. Am Stand des GFB konnten die Besucherinnen und Besucher das Thema Gleichstellung in der Berufswahl bei einem Videospiel und Wettbewerb entdecken. Über 1350 Schülerinnen und Schüler besuchten den Stand des GFB.
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Das GFB hat einen Kreativwettbewerb für Schülerinnen und Schüler des dritten Zyklus lanciert. Der Wettbewerb soll die Schülerinnen und Schüler animieren, sich mit dem Thema Geschlechterungleichheit auseinanderzusetzen. Das Projekt wurde in einer Klasse im Kanton getestet. 2024 wird das GFB in enger Zusammenarbeit mit dem BKAD den Wettbewerb in den Schulen bekannt machen.
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Das GFB war im Rahmen des Projekts Ecole de l'égalité der Konferenz der Westschweizer Gleichstellungsbüros (Egalite.ch) an der Erstellung eines zusätzlichen Moduls zum Thema Kleidung in der Schule beteiligt. Es koordinierte zudem die Übersetzung dieses Moduls. Dieses Kapitel des Unterrichtsmaterials der Ecole de l'égalité ist das erste, dass auf Deutsch verfügbar ist und kann auf der Website egalite.ch bezogen werden.
Gleichstellung in Gesellschaft, Familie und Politik
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Im Jahr 2023 veröffentlichte das GFB eine statistische Analyse über die Vertretung der Freiburger Politikerinnen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene der jüngsten Wahlzyklen bis 2021. Unter dem Titel «50 Jahre Frauenstimmrecht: auf dem Weg zu einer ausgewogenen Vertretung?» möchte diese Publikation den selten graduellen Weg der Repräsentation von Frauen in der Politik über die Jahrzehnte hinweg sichtbar machen. Die Publikation kann kostenlos in Deutsch oder Französisch beim GFB bestellt werden oder ist online abrufbar.
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Freiburg für alle (FfA) und das GFB bieten sich ergänzende Dienstleistungen an. Im Jahr 2023 fanden mehrere Koordinations- und Reflexionstreffen zwischen dem GFB- und dem FfA-Team statt. Gemeinsam arbeiteten sie an der Entwicklung eines Instruments zu den Herausforderungen und Auswirkungen von Trennungen und Scheidungen für verheiratete und unverheiratete Paare. Ein U-Bahn-Streckenplan veranschaulicht ganz konkret die Etappen für Personen mit Wunsch nach Trennung oder Scheidung, die verstehen müssen, welche administrativen, rechtlichen und sozialen Schritte zu unternehmen sind. Nützliche Adressen von zuständigen staatlichen Stellen oder privaten Organisationen ergänzen den Streckenplan. Die für die Zusammenstellung dieses Plans notwendigen Informationen wurden übrigens in 50 Interviews mit ebendiesem Netzwerk gesammelt. Daraus entstanden 2 spezifische Faktenblätter: Das erste Faktenblatt in Deutsch und Französisch betrifft verheiratete Paare und wurde 2022 an die Partner sowie an die breite Öffentlichkeit verteilt. Es kann beim GFB kostenlos bezogen werden.
2023 nahmen FfA und das GFB das zweite Faktenblatt über die Herausforderungen und Folgen einer Trennung unverheirateter Paare in Angriff. Die Veröffentlichung ist für 2024 vorgesehen. Es ist der erste praktische Leitfaden für unverheiratete Paare in der Schweiz.
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Das GFB unterhielt anlässlich des feministischen Streiks am 14. Juni 2023 einen Informationsstand. Das Ziel dieser Aktion war, das Unsichtbare in den Lebensgeschichten von Frauen sichtbar zu machen, insbesondere in der Berufsausbildung, in der Arbeitswelt und in der Familie.
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Im Laufe des Jahres 2023 wurde das GFB um verschiedene Treffen mit politischen Gruppen oder mit Schulklassen verschiedener Stufen gebeten, um ihre Arbeit und Themen zu präsentieren.
Das GFB ist durch seine Leiterin im Verein Pro Familia Freiburg vertreten. Damit setzt es sich für die Förderung einer umfassenden und kohärenten Familienpolitik im Kanton und für die Vernetzung in diesem Bereich ein. Im Rahmen eines seiner Ziele – Information der Familien – nutzt Pro Familia Freiburg die Webseite www.familien-freiburg.ch (auch «Familenordner» genannt), die vom GFB unterhalten wird. Der Familienordner ist ein umfassendes Informationsverzeichnis für Familien und behandelt mehrere Bereiche des täglichen Lebens.
Die Leiterin und die internen Fachpersonen des GFB beantworteten mehrere Medienanfragen zu aktuellen Themen, insbesondere zur Gleichstellung von Frau und Mann im Beruf, zu Frauenrechten oder zu Gewalt in der Paarbeziehung.
Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen
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In Zusammenarbeit mit den Einrichtungen, Dienststellen und Mitgliedervereinen der kantonalen Kommission gegen Gewalt in Paarbeziehungen setzt das GFB die Massnahmen des kantonalen Konzepts zur Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen und ihrer Auswirkungen auf die Familie um.
Das Konzept von 2018 umfasst 33 Massnahmen, die in 9 Interventionsbereiche unterteilt sind. Von diesen Massnahmen wurden 2 als prioritär und dringend eingestuft:
- Im Bereich Opferberatung und -betreuung ist dies zum einen die Massnahme zur Stärkung des Medizinalwesens mit Ressourcen für die Gewaltmedizin, die sich derzeit jedoch aufgrund der Gesundheitskrise verzögert. 2023 liefen intensive Gespräche und Analysen mit dem Ziel, im freiburger spital (HFR) eine Zweigstelle der Abteilung für Gewaltmedizin des Universitätsspitals Lausanne (UMV) einzurichten und so eine qualitativ hochwertige, den Anforderungen der Istanbul-Konvention entsprechende Versorgung für Opfer häuslicher Gewalt anzubieten.
- Zum anderen ist dies die Massnahme betreffend Evaluierung der Möglichkeiten für die Übertragung und Zentralisierung sensibler Daten zur Gefährlichkeitseinschätzung. Das Bedrohungsdispositiv, geführt von der Abteilung Bedrohungsmanagement, ist seit Juli 2020 im Einsatz, und das GFB steht bei diesem Dossier in engem Kontakt zur Kantonspolizei. Eine Zusammenarbeit vor Ort systematisiert sich derzeit zwischen der Polizei und den Mitgliedern der kantonalen Kommission gegen Gewalt in Paarbeziehungen.
Nach der Analyse der Massnahmen des ersten Konzepts begann die kantonale Kommission gegen Gewalt in Paarbeziehungen 2023 mit der Erstellung eines neuen Konzepts. Die Vorlage des Konzepts an den Staatsrat wird ein Höhepunkt für das Jahr 2024 sein.
Im Rahmen der Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen führte das GFB 7 Schulungen zu diesem Thema durch (Allgemeines und soziologische Sicht, kantonales Dispositiv und Istanbul-Konvention), 3 Schulungen befassten sich mit Kindern, die Gewalt in Paarbeziehungen ausgesetzt sind, und dem Leitfaden «Kontakt nach häuslicher Gewalt?». Eine Schulung zur Istanbul-Konvention richtete sich an Gerichtspräsidentinnen und -präsidenten.
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Die Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen bei Jugendlichen ist eine weitere Achse des Konzepts. 2019 vom GFB und von der Berner Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt entwickelt und umgesetzt, ist die zweisprachige und interaktive Ausstellung «Plus fort que la violence/Stärker als Gewalt» ideal, um mit Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren auf das Thema häusliche Gewalt einzugehen.
Die Ausstellung wurde 2023 in der Halle des maçon-e-s in Freiburg gezeigt. Rund 100 Klassen, d. h. mehrere hundert Lernende und Studierende aus verschiedenen Schulen (Gewerbliche und Industrielle Berufsfachschule, Kaufmännische Berufsfachschule und Kollegium St. Michael) besuchten die Ausstellung.
Das GFB begleitete seinerseits rund 10 Besuche aus Politik- und Fachkreisen oder Vertretern der Justiz.
Ende 2023 ging der Podcast «Celles qui restent» von Reportage und Decharge Productions online. Die dritte von sieben Episoden wurde an der Aufstellung aufgenommen und umfasst einen Beitrag der Mitarbeiterin des GFB, die für die Koordination der Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen zuständig ist. Das GFB wird diesen Podcast bei zukünftigen Aktionen in der Öffentlichkeit ausstrahlen.
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Das GFB ist Teil der interkantonalen Arbeitsgruppe «Kinder im Herzen der Gewalt»; diese knüpft an die Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt an (von der Schweiz ratifiziert und seit 2018 in Kraft). Diese Arbeitsgruppe trat 2023 2-mal zusammen. Sie verfasste einen spezifischen Leitfaden zur Ausübung des Besuchsrechts bei Gewalt in Paarbeziehungen («Kontakt nach häuslicher Gewalt»). Anhang 11 des Leitfadens enthält eine Argumentation zum Thema «elterliche Entfremdung» im Zusammenhang mit Gewalt. Das GFB hat aufgrund seines Fachwissens zu diesem Thema, aber auch durch die Mobilisierung seines wissenschaftlichen und institutionellen Netzwerks eng daran mitgearbeitet. Zudem führte das GFB für das Bundesamt für Justiz (BJ) einen Workshop zum Leitfaden durch und sprach an einer Konferenz am Observatoire de la maltraitance der Universität Lausanne (UNIL).
Ebenfalls im Fachbereich Kinder, die Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen sind, nahm das GFB an 3 Sitzungen der Arbeitsgruppe zur Massnahme 30 des Nationalen Plans zur Bekämpfung von Gewalt in Paarbeziehungen teil. Diese Sitzungen wurden vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) als Begleitmassnahme für eine Studie über bewährte Praktiken in der Schweiz durchgeführt.
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Gewalt in der Paarbeziehung ist ein Problem, das immer noch weitgehend unterschätzt wird, insbesondere bei älteren Paaren. Mit Unterstützung des kantonalen Programms «Ernährung, Bewegung, psychische Gesundheit» nahm das GFB am Sounding Board teil, das die Entwicklung einer nationalen Kampagne zur Prävention von Gewalt bei älteren Paaren begleitet. Es fanden 3 Sitzungen statt und qualitativ hochwertige Materialien wie der Leitfaden für Fachpersonen, Videos sowie Poster sind hervorgegangen. Die Kampagne wurde am 15. Dezember 2023 offiziell lanciert. Auf der Grundlage dieses Materials, und um seine Verbreitung in den betroffenen Kreisen zu begleiten, hat das GFB eine Schulung zu diesem Thema vorbereitet, die 2024 angeboten werden soll.
Kennzahlen
der Ausstellung «Plus fort que la violence / Stärker als Gewalt» für die Prävention von Gewalt in Paarbeziehungen sensibilisiert.
während Informationsveranstaltungen oder Workshops für das Thema des gleichberechtigten Managements in Unternehmen sensibilisiert.
begleitet, die an ihrem Arbeitsplatz sexuelle Belästigung oder Diskriminierung aufgrund des Geschlechts erleben.