Rund 100 000 Kinder in der Schweiz leben mit einem Elternteil, der Alkohol oder eine andere Substanz auf problematische Weise konsumiert und in einem grossen Teil der Fälle süchtig ist (Sucht Schweiz). Im Kanton Freiburg könnten es schätzungsweise 3800 Kinder sein, davon über 800, die in einer Familie aufwachsen, in der die Eltern eine illegale Substanz konsumieren.
Wesentliche Rolle der Fachpersonen im Umfeld dieser Kindern
Das Verhalten von Eltern mit risikoreichem Substanzkonsum kann die körperliche und seelische Entwicklung ihrer Kindern beeinträchtigen. Letztere können dauerhafte Schäden davontragen, z. B. durch soziale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten oder Gesundheitsschädigungen, auch wenn die Mehrheit von ihnen keine besondere Störung entwickelt (Berner Fachhochschule, 2020).
Die grösste Herausforderung besteht darin, gefährdete Kinder so schnell wie möglich zu identifizieren, um ihnen angemessene Hilfe anbieten und sie im Alltag unterstützen zu können. Selbst wenn sich ihre Eltern in Behandlung begeben, werden Situation und Gefühle dieser Kinder noch immer zu selten berücksichtigt. In diesem Zusammenhang können die Fachpersonen aus ihrem Umfeld (Lehrpersonen, Pflegefachpersonen, Erziehungspersonal usw.) eine wesentliche Rolle spielen: Sie können gefährdete Kinder ausfindig machen, sie unterstützen und sie an Hilfsangebote verweisen.
Sensibilisierungs- und Informationsaktionen im Kanton
Im Rahmen der nationalen Aktionswoche für Kinder von Eltern mit einer Suchterkrankung finden im Kanton Freiburg verschiedene Aktionen statt:
Die Paar- und Familienberatung bietet am 14. März im Rahmen ihres Angebots As'trame ein Sensibilisierungsmodul für Fachpersonen zum Thema Kinder mit einem psychisch labilen Elternteil an (Französisch).
Die Stiftung Le Torry bietet im Rahmen ihres Programms «Alkohol und Familie» zwei Gratisgespräche an. Dieses Angebot richtet sich an Kinder und Eltern aus Familien, die von einem Alkoholproblem betroffen sind oder waren. Für weitere Informationen: info@letorry.ch oder T +41 26 460 88 22. Auch bei den stationären Therapien werden spezifische Aktivitäten durchgeführt, wie z. B. eine Gesprächsgruppe oder noch ein gemeinsames Essen mit den Familien der betreuten Personen.
Das Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG) organisiert einen Sensibilisierungsanlass für die Fachpersonen des Freiburger Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen (FZA), an dem die Begleitung der Kinder von FZA-Patientinnen und -Patienten und die Strategien für ihre Weiterleitung an Unterstützungsangebote aufgegriffen werden.
Sowohl in der Schweiz als auch im Kanton Freiburg stehen das ganze Jahr über verschiedene Angebote zur Verfügung, um Kindern zu helfen, die in suchtbelasteten Familien leben. Dabei können die Betroffenen selbst um Hilfe bitten, aber auch ihr (nicht-)professionelles Umfeld kann eingreifen, indem es sie weiterleitet. Ein erleichterter Zugang zu diesen verschiedenen Leistungen ist ein erster Schritt, um das Tabu zu brechen, welches Kinder suchtkranker Eltern dazu veranlasst, sich in Schweigen zu hüllen.
Weitere Informationen zum Thema sowie Erfahrungsberichte von Betroffenen finden sich auf der Kampagnen-Website von Sucht Schweiz unter: www.kinder-von-suchtkranken-eltern.ch/. |