Umsetzung eines umfassenden Gesundheitschecks
Das vom Bund festgelegte Asylverfahren beinhaltet eine «kurze Gesundheitsbewertung». Bei Personen aus der Ukraine wird diese Abklärung ab ihrer Ankunft in den Kantonen durchgeführt. Eine Pflegefachperson der Firma ORS, die den Asyl-Auftrag für den Kanton Freiburg ausführt, führt die Kurzbewertung im Aufnahmezentrum Grand-Places in Freiburg durch. Der Kurzcheck beruht auf einer Triage zur Erkennung von Gesundheitsproblemen, die einer dringlichen Versorgung bedürfen. ORS verweist die Betroffenen anschliessend an eine Ärztin/einen Arzt oder an ein Notfallzentrum.
In einer zweiten Phase werden die Ukrainerinnen und Ukrainer zu einem umfassenderen Gesundheitscheck eingeladen. Dieser umfasst eine vollständige Anamnese, die den physischen und psychischen Gesundheitszustand dokumentiert, allfällige übertragbare Krankheiten ermittelt (COVID-19, Tuberkulose, HIV) und den Impfstatus abklärt. Dank dem Gesundheitscheck können Personen, die medizinische Versorgung benötigen, identifiziert und an eine Ärztin oder einen Arzt weitergeleitet werden. Ausserdem werden bei dieser Gelegenheit Nachholimpfungen angeboten. Die umfassendere Abklärung wird vom Kantonsarztamt organisiert und in den Räumlichkeiten des Einkaufszentrums «Granges-Paccot Centre» durchgeführt, in denen sich auch das kantonale COVID-19-Testzentrum sowie ein COVID-19-Impfzentrum befinden. So sollen die Synergien in Sachen Organisation und Ressourcen optimal genutzt werden.
Derzeit kommen insbesondere Frauen, Kinder und ältere Personen in der Schweiz an. Neben chronischen Erkrankungen und gutartigen Infektionskrankheiten ist bei den Ukrainerinnen und Ukrainern generell eine geringere Durchimpfungsrate festzustellen, insbesondere bei COVID-19; 34 % der Bevölkerung ist vollständig gegen COVID-19 geimpft. Zudem ist die Tuberkulose-Inzidenz in der Ukraine höher als in der Schweiz (73 Fälle pro 100 000 Personen gegenüber 4,7 Fällen pro 100 000 Personen in der Schweiz).
Bisher sind 1616 ukrainische Staatsangehörige im Kanton registriert und 305 haben den umfassenden Gesundheitscheck durchführen lassen, der einem echten Bedarf entspricht.
Anpassung der Organisation für die psychische Betreuung
Die Ersteinschätzung des Gesundheitszustands soll auch geistige Gesundheitsprobleme zu Tage bringen, die gegebenenfalls ein Notfallverfahren verlangen. Betroffene werden an das FNPG verwiesen. Geistige Gesundheitsprobleme können auch erst in den Tagen oder Wochen nach der Ankunft auftreten; dann können sie beim umfassenden Gesundheitscheck identifiziert werden. Das FNPG unterhält eine aktuelle Liste der intern sowie extern zur Verfügung stehenden Psychologinnen und ‑psychologen mit Fachausbildung für Psychotraumatologie. Dafür hat sich das FNPG an das Schweizer Institut für Psychotraumatologie gewandt, das bereits zahlreiche interne FNPG-Mitarbeitende ausgebildet hat.
Im Kanton Freiburg sind rund 70 freiberuflich tätige Psychologinnen und Psychologen auf Psychotraumatologie spezialisiert, sowie rund 20 interne Mitarbeitende des FNPG. Ausserdem sind zusätzliche interne Weiterbildungen geplant. Das Unterstützungsdispositiv des Kantons wird der Entwicklung der Nachfrage angepasst.
Für Kinder und Jugendliche besteht derzeit eine geringe Nachfrage, jedoch hat das FNPG eine ukrainische Ärztin zu 20 % angestellt.
Bisher wurden 12 Personen im FNPG behandelt.
Link zu den verteilten Gesundheitsinformationen
Zahlen
1616 registrierte Personen
305 Personen mit umfassendem Gesundheitscheck, davon 50 % Frauen, 40 % Kinder und 10 % Männer
12 Personen vom FNPG behandelt