Es begeben sich noch immer zu viele Patientinnen und Patienten direkt in die Notaufnahme. Und dies, obwohl es andere Möglichkeiten gibt: eine erste Einschätzung ohne Termin in der Apotheke, eine Notfallversorgung in den Hausarztpraxen (an Wochentagen schätzungsweise 400 Konsultationen) oder einen Anruf beim ärztlichen Bereitschaftsdienst.
So sind die Notaufnahmen für Erwachsene und Kinder des HFR Freiburg –Kantonsspital seit mehreren Jahren chronisch überlastet.
Bei den Erwachsenen stieg die Zahl der jährlichen Konsultationen zwischen 2017 und 2022 um 25 % von 30 500 auf 40 500. Mehr als 120 Konsultationen pro Tag sind heute keine Seltenheit – dabei könnten 60 % der Gesundheitsprobleme in den Apotheken oder von den Hausärztinnen und Hausärzten oder Permanences behandelt werden. Bei den pädiatrischen Notfällen fällt der Anstieg noch stärker aus; von 16 000 im Jahr 2017 auf 22 500 im Jahr 2022 (+28,8 %). Die Hauptaufgabe der Notaufnahmen der Spitäler ist die Behandlung lebensbedrohlicher Notfälle. Eine Verschiebung der Konsultationen hin zu nicht lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen bleibt nicht ohne Folgen: Volle Wartezimmer, längere Behandlungszeiten und Druck auf das medizinisch-pflegerische Personal erhöhen die Risiken für die Qualität und Sicherheit der Patientenbetreuung.
Angesichts des Mangels an medizinisch-pflegerischen Personal setzt sich die GSD in Zusammenarbeit mit dem HFR, der FApG und MFÄF für eine optimierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitssystems und für eine bessere Information der Bevölkerung ein.
Im richtigen Moment richtig handeln
Zu diesem Zweck wurde die Kampagne «Was tun bei einem medizinischen Notfall? Im richtigen Moment richtig handeln» lanciert. Sie soll die Freiburger Bevölkerung über die angemessene Nutzung des kantonalen Gesundheitssystems informieren und sensibilisieren, was eine schnellere Behandlung ermöglicht. Darüber hinaus wird vermieden, dass Patientinnen und Patienten, welche die Notaufnahme aufsuchen, an andere Gesundheitspartnerinnen und -partner weitergeleitet werden müssen.
Was ist bei leichten Verbrennungen, leichten Kopfschmerzen, chronischen oder akuten Schmerzen, Knochenbrüchen oder Atemnot zu tun? Die «Pflaster»-Maskottchen für Erwachsene und Kinder veranschaulichen diese Möglichkeiten auf humorvolle Weise.
Das Betreuungsnetz ist vielfältig und jeder hat eine Funktion in unserem Gesundheitssystem!
Bei einem medizinischen Notfall gibt es je nach Symptomen mehrere Optionen: Apotheken, Hausärztinnen und Hausärzte, Kinderärztinnen und Kinderärzte oder die Permanence; aber auch Hotlines für die Adressen der Notfallapotheke, für den Kontakt zur Bereitschaftsärztin oder zum Bereitschaftsarzt für Erwachsene sowie die KidsHotline für Kinder sind mögliche Anlaufstellen. Die Kampagne zielt insbesondere darauf ab, die Sichtbarkeit der neuen Nummern des ärztlichen Bereitschaftsdienstes und der Notfallapotheken zu verbessern und den reibungslosen Betrieb der Notfalldienste zu gewährleisten.
Seit ihrer Einrichtung im Juni bzw. Juli 2023 wurden 7305 Anrufe bei der einheitlichen Telefonnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst (0800 170 171) und rund 120 Nachtanrufe (ab 21 Uhr) bei der einheitlichen Telefonnnummer für Notfallapotheken (0900 146 146) registriert. Ausserdem zählte die KidsHotline (0900 268 001) 3242 Anrufe im Jahr 2022.
Die Verbesserungen bei der Behandlungsorganisation und die Kampagne sind Teil der Bestrebungen des Kantons, für die Gesamtbevölkerung einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu schaffen, wie im Gegenvorschlag zur Initiative «Für bürgernahe öffentliche Spitalnotaufnahme 24/24» vorgesehen.
Wo finde ich die «Pflaster»-Maskottchen?
In den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und -institutionen des Kantons wie Spitäler, Kliniken, Gesundheitsnetze, Arztpraxen und Apotheken werden ab Mitte November 2023 eine Videoanimation, ein Flyer und ein Poster zu sehen sein. Sie werden zudem an verschiedene Partnerinnen und Partner verteilt. Sämtliches Kampagnenmaterial ist auf der Webseite Medizinischer Notfall: Was tun? erhältlich, die zudem eine Liste der Ressourcen für medizinische Notfälle im Kanton bereitstellt. Ausserdem können Flyer oder Poster beim Sekretariat der GSD unter folgender Adresse bestellt werden: gsd@fr.ch.
Von Mitte November 2023 bis Mitte Januar 2024 ist eine Kampagne in den sozialen Netzwerken geplant, um das Kampagnenmaterial stärker zu verbreiten. In diesem Zeitraum sind die Notaufnahmen für Erwachsene und Kinder des HFR Freiburg – Kantonsspitals stark frequentiert, vor allem wegen dem Höhepunkt der Grippewelle und von COVID-19. Eine Übersetzung in Leichte Sprache und eine Adaptation der Kampagne in verschiedenen Sprachen ist ab dem Frühjahr 2024 geplant. Für psychiatrische Notfälle wird eine eigene Kampagne durchgeführt.