Dieses Projekt basiert auf dem Dekret des Grossen Rates vom 11. Mai 2011, mit dem ein Verpflichtungskredit von 2 000 000 Franken für den Bau einer Ersatzfischzuchtanlage in Estavayer-le-Lac gewährt wurde. Die Anlage sollte es ermöglichen, die kantonale Produktion von Brütlingen, die in erster Linie für den Neuenburger- und den Murtensee bestimmt sind, an einem einzigen Standort zu bündeln.
Aus verschiedenen, vor allem baupolizeilichen Gründen, musste der Bau um mehrere Jahre verschoben werden. Die Fundament- und Bauarbeiten wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 aufgenommen. Die Verzögerung sowie diverse Arbeiten haben zu Mehrkosten von 400 000 Franken geführt. Diese wurden gedeckt durch eine Entnahme von 190 000 Franken aus dem interkantonalen Fonds für die Wiederbevölkerung des Murtensees und von 40 000 Franken aus dem interkantonalen Fischereifonds des Neuenburgersees. Der Rest wurde durch das Budget des Amts für Wald, Wild und Fischerei ausgeglichen.
Die erste Fischzuchtanlage des Staates in Estavayer-le-Lac ist 1907 errichtet worden und wurde 1958 vollständig neu gebaut. Die über 50 Jahre alten technischen Anlagen näherten sich dem Ende ihrer Lebensdauer und machten eine Gesamtsanierung erforderlich. Ein Sanierungs- und Ausbauprojekt wurde der Gemeinde Estavayer-le-Lac im Jahr 2007 präsentiert. Weil diese die ganze Spitze der Halbinsel am Fusse der Stadt Estavayer-le-Lac für den Tourismus nutzen möchte, schlug sie damals einen Standorttausch vor.
Die neue Fischzuchtanlage, die aus Schweizer Holz gebaut wurde, fügt sich dank einer modernen Architektur hervorragend in die Landschaft ein. Neben den technischen Räumen umfasst sie auch ein Büro für die Angestellten des Amts für Wald, Wild und Fischerei und ein Bootshaus. Die neue Fischzuchtanlage wird die Tätigkeiten der Fischzucht Murten übernehmen, die aus technischen Gründen nicht mehr funktionsfähig ist. Mit dieser Bündelung an einem Standort kann die Arbeit effizienter gestaltet werden.
Die technische Anlage umfasst eine Fischbrutanlage, bei der zwei geläufige Techniken angewendet werden können, und zwar die Erbrütungsgläser (sogenannte Zuger-Gläser) und die Brutrahmen. Die Zuger-Gläser dienen namentlich zur Inkubation der Eier von Felchen (Palée und Bondelle) und Hecht. Auf diese Weise haben bis zu 750 Liter Eier in der Fischzucht Platz. Ihre Kapazität wurde im Vergleich zur ehemaligen Anlage leicht vergrössert, zudem ermöglicht es die neue Technik, das gleiche Volumen auf einer kleineren Fläche zu erbrüten. Anhand eines Wärmetauschers kann die Wassertemperatur in der Brutanlage kontrolliert werden, um die Inkubation zu optimieren. Die Einrichtung von Brutschränken mit Brutschalen (Rahmen) dient zur Reproduktion von Forellen und Seesaiblingen. Die produzierten Brütlinge sind vor allem für den Neuenburger- und den Murtensee bestimmt.
Die Berufsfischer tragen zur Wiederbevölkerung bei, indem sie sich während der Laichzeit am Laichfischfang beteiligen und somit die Eier zur Verfügung stellen, die in der Fischzuchtanlage erbrütet werden. Die Wiederbevölkerung des Sees mit Felchen (Palée und Bondelle) dient im Wesentlichen zur Unterstützung der Berufsfischerei.
Mit der neuen Anlage werden auch Eier von Arten erbrütet, die in anderen Gewässern des Kantons ausgesetzt werden, namentlich im Greyerzer- und im Schiffenensee, um den Bestand von gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Arten (Seeforelle, Seesaibling usw.) zu unterstützen, oder im Rahmen von Programmen zur Wiederansiedlung von verschwundenen Arten, die früher in unseren Gewässern vorkamen (z. B. Edelkrebs). Die Fischzucht kann ausserdem Brütlinge von Arten für den Fischfang aussetzen (z. B. Hecht).