Am 28. Februar dieses Jahres hat der Direktor des Bundesamts für Umwelt die Waldpolitik 2020 des Bundes und ihre Umsetzung präsentiert. Die Waldpolitik ist eine gemeinsame Aufgabe von Bund, Kantonen, Waldeigentümern und anderen Akteuren. Den Kantonen kommt bei der Umsetzung der Waldpolitik eine Schlüsselrolle zu.
Die Waldpolitik des Bundes umfasst elf Ziele, wovon fünf für die nächsten zehn Jahre als prioritär betrachtet werden. Nämlich: a. das nachhaltig nutzbare Holznutzungspotenzial wird ausgeschöpft; b. Klimawandel: der Wald und die Holzverwendung tragen zur Minderung bei und die Auswirkungen auf seine Leistungen bleiben minimal; c. die Schutzwaldleistung ist sichergestellt; d. die Biodiversität bleibt erhalten und wird gezielt verbessert und e. die Waldfläche bleibt erhalten.
Was die Umsetzung dieser Ziele betrifft, so hat der freiburgische Wald die Ziele b bis e des Bundes erreicht oder ist auf dem besten Weg dazu. Bei der Verwertung der Ressource Holz ist die gegenwärtige Entwicklung der kantonalen Wertschöpfungskette Wald-Holzwirtschaft hingegen eher negativ.
Die nachhaltige Holznutzung liegt bei 325'000 m3 pro Jahr. 2011 wurden nur 245'000 m3 genutzt, was 75% der Zielsetzung entspricht. Seit 2004 geht die Nutzung langsam aber sicher zurück und die Perspektiven sind schlecht. Es wäre daher nicht nur möglich sondern auch wünschenswert, die Holzernte um 80'000 m3 pro Jahr zu erhöhen. Davon könnten vor allem die Privatwälder, die Laubholzbestände und schwer zugängliche Wälder profitieren. Mit dieser Perspektive hat das Amt für Wald, Wild und Fischerei (WaldA) einen Aktionsplan vorbereitet, in dem zahlreiche Förderungsmassnahmen vorgeschlagen werden.
Den freiburgischen Wäldern kommen nebst der Holzproduktion zahlreiche weitere lebenswichtige Funktionen (Schutz vor Naturgefahren, Biodiversität, Grundwasserschutz) zu und auch die Erholungsfunktion (Freizeit, Landschaft…) ist nicht zu vergessen. Das bedeutet, dass bei ihrer Bewirtschaftung diese verschiedenen Interessen berücksichtigt werden müssen und sie sich folglich wirtschaftlich nicht mit Wäldern messen können, die ausschliesslich für die Holzproduktion genutzt werden.
Damit sie diese verschiedenen Leistungen bestmöglich erfüllen können, ist es wichtig, dass die Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden. Eine anhaltende Unternutzung unserer Wälder würde sich mittelfristig schädlich auswirken (Instabilität, Diversitätsverlust...). Dieses Konzept der nachhaltigen Waldbewirtschaftung feiert dieses Jahr übrigens sein 300-jähriges Bestehen. Das älteste umfassende Werk über den Waldbau „Sylvicultura oeconomica. Hausswirthliche Nachricht und naturmässige Anweisung zur wilden Baum-Zucht" wurde 1713 von Hans Carl von Carlowitz verfasst.
Um sich mit dieser Frage und allen Herausforderungen, denen sich der Freiburger Wald in den kommenden zehn Jahren stellen muss, auseinanderzusetzen, wurde am Internationalen Tag des Waldes ein Prozess der Wald-Richtplanung offiziell lanciert. In diesen Prozess sollen die verschiedenen Akteure des Waldes miteinbezogen werden, sowohl innerhalb der staatlichen Ämter als auch der Vereine, die die verschiedensten Interessen (Eigentümer, Nutzer oder Waldliebhaber) vertreten. In den nächsten zwei Jahren wird dieses Leitdokument erarbeitet werden.