Neuigkeiten von Jordan
Genetische Analysen haben ergeben, dass der im Winter oberhalb von Jaun gerettete Bartgeier 2020 im Berner Oberland geschlüpft ist. Jordan, der jetzt Gregoria-Jordan heisst, ist der erste wildgeschlüpfte Bartgeier, der im Kanton Bern beobachtet wurde.
Der starke Wintereinbruch Anfang Dezember war für viele Wildtiere eine grosse Herausforderung. So auch für einen etwa vierjährigen Bartgeier im Kanton Freiburg. Offensichtlich stark geschwächt, wurde das Tier in der Nähe der Hauptstrasse zum Jaunpass gefunden. Der herbeigerufene Wildhüter Pierre Jordan konnte den Vogel einfangen und zur Untersuchung in die kantonale Wildtier-Pflegestation Rita Roux des Naturhistorischen Museums Freiburg bringen. Die Untersuchungen ergaben, dass das geschützte Tier zwar stark geschwächt war, aber sonst keine gesundheitlichen Probleme hatte. So war der Weg frei, diesen schönen Vogel nach seinem Aufenthalt in der Pflegestation wieder in die Freiheit zu entlassen.
Gut genährt, wurde der Bartgeier am vergangenen Freitag von Mitarbeitenden der Stiftung Pro Bartgeier, dem lokalen Wildhüter und dem Team der Pflegestation an den Freilassungsort oberhalb von Jaun transportiert. Die Spannung war gross: Wie würde der prächtige Bartgeier reagieren? Die Hoffnung auf einen problemlosen Start wurde nicht enttäuscht. Nachdem der Vogel abgesetzt worden war, breitete er sofort seine riesigen Schwingen aus und startete ohne Schwierigkeiten. Noch etwa zehn Minuten kreiste er über dem Freilassungsort, bevor er hinter dem nächsten Bergrücken verschwand.
Ursprünglich in den Alpen heimisch, wurde der Bartgeier in der Schweiz im 19. Jahrhundert ausgerottet. In den 1980er-Jahren startete ein Wiederansiedlungsprojekt, bei dem in Gefangenschaft aufgezogene Bartgeier freigelassen wurden. Dank dieser erfolgreichen Wiederansiedlung gibt es heute wieder eine stabile Population in den Alpen. Die gemeinnützige Stiftung Pro Bartgeier wurde 1999 gegründet und hat zum Zweck, die Wiederansiedlung des Bartgeiers langfristig zu koordinieren und wissenschaftlich zu begleiten.
Der in der Gemeinde Jaun ausgesetzte Bartgeier trägt nun den Namen Jordan. Dank eines kleinen GPS-Senders können alle Interessierten sein Schicksal am Bildschirm verfolgen. Die Karte mit Jordans Streifzügen findet sich HIER.